Blutsdaemmerung - Licht Und Schatten
Knurren, wie das eines Tieres. Neben mir zischte es und etwas flog durch die Luft. Alles ging unglaublich schnell. Einige Sekunden später kam Valentina durch das Gehölz und zerrte das Reh hinter sich her. Ihr Biss war präzise und tödlich, das Tier hatte nicht die geringste Chance gehabt.
Sie lächelte stolz über ihren Jagderfolg, warf es zu Boden, beugte sich darüber und stieß ihre Zähne in seinen Hals. Dann trank sie gierig. Als sie fertig war, wischte sie sich mit den Fingern um den Mund und sah mich an.
"Wie sieht es mit dir aus?" fragte sie. Als sie mich anlächelte, sah sie kein bisschen mehr wie ein eiskalter Killer aus.
"Also gut, dann versuche ich es Mal." entgegnete ich unsicher. Hoffentlich würde ich mich nicht völlig blamieren.
Ich atmete tief ein und tausend Gerüche strömten in meine Nase. Nach und nach versuchte ich sie zu sondieren. Es roch nach nassem Laub...feuchter Erde...Harz...in der Nähe schien sich ein Kaninchenbau zu befinden...doch da war noch etwas anderes. Ich schnupperte - tatsächlich, ein Hirsch bewegte sich langsam von uns weg. Ich vertraute auf meinen Geruchsinn und sprintete los. Die Bäume sausten an mir vorbei und da sah ich ihn vor mir.
Plötzlich riss er seinen Kopf nach oben und stellte die Ohren auf. Anscheinend hatte er mich gehört, doch es war schon zu spät. Ich knurrte, wie zuvor Valentina, setzte zum Sprung an und bevor er sich in Bewegung setzen konnte, hatte ich ihm schon das Genick gebrochen. Er sackte zusammen und fiel zu Boden. Ich packte ihn bei seinem Geweih und schleifte ihn zu den anderen beiden.
"Gut gemacht! Tamara ist ein Naturtalent." lachte Max und klatschte in die Hände.
Als ich mich über das Tier beugte, spürte ich die Wärme, die von ihm ausging. Ich fand auf Anhieb die Halsschlagader und fühlte das warme Blut in meinen Mund strömen.
Doch anscheinend war ich zu sehr an den Geschmack von menschlichem Blut gewöhnt, schließlich hatte ich die letzten Stunden nichts anderes zu mir genommen. Angewidert ließ ich von dem Tier ab und verzog das Gesicht.
"Das schmeckt irgendwie...bitter?!" Hilfesuchend sah ich zu Max.
"Es wundert mich nicht, dass es dir nicht schmeckt. Du hast literweise süßes Menschenblut getrunken. Das Blut von Tieren ist im Vergleich dazu sehr bitter. Ich habe dir ja gesagt, die Entscheidung von was du dich ernährst liegt ganz allein bei dir."
"Hmm...na ja, ich denke ich werde erstmal bei menschlichem Blut bleiben." erwiderte ich und sah Valentina an.
"Wie Max schon gesagt hat, es ist deine Entscheidung. Ich habe mich für Tierblut entschieden, aber niemand wird dich verurteilen wenn du lieber das von Menschen trinkst. Das ist eben unsere Natur."
"Max von was ernährst du dich denn?" fragte ich.
"Ich trinke beides. Allerdings besorge ich mir menschliches Blut über die Blutbank. Ich habe keinen Menschen mehr getötet seit ich zu einem Begleiter wurde. Wenn ich Lust habe zu jagen, mache ich es wie Valentina."
"Das mit der Blutbank scheint mir eine gute Alternative. Ich möchte nämlich keinen Menschen töten müssen. Dann würde ich wahrscheinlich doch lieber Tierblut trinken." stellte ich fest.
Weil langsam der Morgen anbrach, machten wir uns auf den Rückweg. Wir liefen lautlos nebeneinander her.
"Sag mal, wie kommt ihr eigentlich an das Blut von der Blutbank?", ich sah Max fragend an. "Sie werden euch das Blut sicher nicht freiwillig aushändigen, oder?"
Das konnte ich mir auf keinen Fall vorstellen.
"Wir sind nicht nur in der Lage die Gedanken der Menschen zu hören, wir können sie auch manipulieren wie es uns beliebt. Du könntest in ein Krankenhaus spazieren und dir Blut besorgen ohne jemand verletzen zu müssen. Sie geben es uns und können sich danach an nichts mehr erinnern. So können wir unter ihnen Leben, ohne dass sie uns bemerken. Es gibt aber auch ein paar Regeln, an die wir uns halten müssen. Blut von einer Blutbank dürfen nur bestimmte Vampire besorgen. Zum Beispiel jemand wie Zac. Sonst würde sich jeder unkontrolliert bedienen."
Ich war erstaunt über die Fähigkeiten die ich nun besaß aber trotzdem war das Thema noch nicht erledigt für mich.
"Aber sie werden doch früher oder später merken, das etwas fehlt?" bohrte ich weiter.
"Über so etwas machen sich bestimmt nicht viele unserer Art Gedanken.", schmunzelte er. "Sicher bemerken sie es. Doch da sie nichts von unserer Existenz wissen, wird eben ein Schuldiger gesucht, nehme ich an. Das kann uns aber egal sein. Wir leben nach einem ungeschriebenen
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