Blutsverwandte: Thriller (German Edition)
Sobald wir dafür gesorgt haben, dass Victoria kein Problem mehr darstellt, komme ich mit, um die Kinder in meine Obhut zu nehmen, und du kannst dich um Roy kümmern.«
»Du willst ihnen beide Elternteile an einem Tag nehmen? Meinst du nicht, dass das ein bisschen traumatisch sein könnte?«
»Hast du Roy so gern, dass du dich außerstande fühlst, es durchzuziehen?«
Sie lachte. »Geht es in Wirklichkeit darum, Giles?« Sie trat näher zu ihm heran und strich ihm mit der Hand über die Wange. »Du bist doch nicht eifersüchtig auf deinen kleinen Bruder, oder?«
Er wich vor ihrer Hand zurück. »Bestimmt nicht.«
Sie war nicht überzeugt, sagte jedoch nichts.
»Hast du die Zeitung von heute Morgen gesehen?«, fragte er.
»Nein.«
»Es sind Fotos und Artikel darin, in denen es um Leute geht, die dir vielleicht vertraut sind. Bonnie Creci Ives, die du als Victoria Fletcher kennst und die mit dem Mann verheiratet ist, mit dem du eine Affäre gehabt hast. Durch die chirurgischen Eingriffe an Nase und Augen und die Veränderung von Haarfarbe, -länge und -schnitt sieht sie allerdings ziemlich anders aus.«
»Ja. Ein paar Geburtstage und eine längere Nüchternheitsphase haben bestimmt ein Übriges getan.«
»Mag sein«, räumte er ein. »In den Artikeln wird spekuliert, dass sie ihre Tochter Carla entführt hat, die du als Carrie kennst. Die Bilder haben eine gewisse Ähnlichkeit mit ihr, doch der computergestützte Versuch, zu zeigen, wie sie jetzt aussehen könnte, führt die Leute vielleicht in die Irre. Allerdings habe ich ein bisschen Angst, dass sich einige Familienmitglieder daran erinnern könnten, wie Carrie als Kind ausgesehen hat.«
Cleo fluchte. »Ich habe dir doch gesagt, du sollst sie nicht zu ihnen mitnehmen!«
»Ein paar Jahre lang haben wir deinen Rat befolgt, aber irgendwann mussten wir dafür sorgen, dass sie sich der Familie verpflichtet fühlt.«
»Wirklich? Und wie viele Fletchers haben mich gesehen?«
»Ganz wenige, und dabei hast du mehr für die Familie getan als alle anderen außer meinem Vater. Aber du warst schon immer etwas Besonderes, Cleo.«
»Wie auch immer. Es spielt keine Rolle.«
»Ach, und ich sollte vielleicht erwähnen, dass den Artikel ausgerechnet Irene Kelly verfasst hat.«
Den Namen hörte Cleo nicht gern, doch sie würde Giles nicht die Genugtuung verschaffen, sie zusammenzucken zu sehen. »Na und? Sie schreibt eine Menge Storys für dieses Käseblatt.«
»In dieser erwähnt sie, dass Bonnie Creci wahrscheinlich mithilfe eines gewissen Reggie Faroe ihre Tochter Carla ihrem Exmann weggenommen hat. Sagt dir der Name was?«
»Klar. Du hast mich gebeten, mit ihm wandern zu gehen.«
»Cleo, was glaubst du, wie lange sie braucht, bis sie herausfindet, dass Reggie Faroe nicht mehr unter den Lebenden weilt?«
»Ist mir egal. Das ist doch eine Sackgasse. Dafür setzt ihr mich doch immer ein, stimmt’s? Sackgassen. Du hast gewusst, dass Blake Ives nur noch einen Haufen Knochen findet, falls er sich je in anderen Bundesstaaten auf die Suche nach Faroe macht. Und selbst dann käme er nicht weiter.«
»Vorausgesetzt, du hast nicht am Fuß einer Felswand irgend so etwas hinterlassen wie – ach, zum Beispiel einen Schuh.«
»Sehr witzig. Ich sag dir mal, was ich glaube, Giles. Ich glaube, es ist idiotisch, diesen Plan heute durchzuführen. Ruf lieber Roy an und blas das Ganze ab.«
»Da kann ich dir leider nicht folgen.«
»Es ist noch nie einer deiner besten Pläne gewesen, aber ihn jetzt umzusetzen wäre ein Riesenfehler. Überleg mal. Du willst doch, dass es so aussieht, als wäre die Familie gerade ausgezogen.«
»Die Coverstory wird aber ein bisschen umfassender werden als das, Cleo.«
»Okay. Aber du glaubst, es wird niemandem auffallen, dass sie am Tag, nachdem die Geschichte im Las Piernas News Express erschienen ist, verschwunden sind?«
»Die Auflage ist sogar in Las Piernas selbst gesunken, Cleo. Ich bezweifle, dass irgendjemand in dieser Straße in Huntington Beach den Express liest.«
Sie zuckte die Achseln.
»Es gibt noch einen zweiten Grund, warum ich heute bei dir bin«, fuhr er fort. »Es wirkt weniger verdächtig, wenn ich dich hineinlasse. Man hat mich schon öfter das Haus betreten sehen.«
»Irgendwo einzudringen war noch nie ein Problem für mich.«
»Es dauert nicht so lang, die Leiche in den Van zu laden, wenn ich dir helfe«, erklärte er.
Da hatte er recht. »Aber vielleicht behagt es dir nicht besonders. Hast du schon mal eine Leiche
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