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Blutsverwandte: Thriller (German Edition)

Blutsverwandte: Thriller (German Edition)

Titel: Blutsverwandte: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Burke
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herausgekommen, um ihn zu trösten. Doch sie hatte Angst, es könnte ihm peinlich sein, dass er sich übergeben und geweint hatte, und sie ärgerte sich, dass sie sich nicht gleich bemerkbar gemacht hatte.
    Er schaltete das Licht aus und verließ das Haus. Carrie hörte den Geländewagen anspringen und gleichzeitig das Garagentor aufgehen. Der Wagen fuhr rasch davon.
    Carrie blieb noch ein paar Minuten im Dunkeln in der Dusche stehen. Sie zitterte. Mühsam rang sie darum, sich zu beruhigen und zu begreifen, was los war.
    Schließlich entschied sie, dass sie um jeden Preis das Haus verlassen musste. Selbst wenn ihr Vater zurückgerast kam, sie die Straße entlanggehen sah und ganz furchtbar wütend auf sie wurde, weil sie nicht im Wagen saß, war das immer noch besser, als in diesem verrückten Haus zu bleiben.
    Einen Augenblick erwog sie, nach oben zu gehen, doch falls ihre Mutter wach war, würde sie vielleicht böse, weil Carrie noch da war, oder bestand darauf, dass sie zu Hause blieb. Nein, Genie hatte sich solche Mühe gegeben und so viel für diese Gelegenheit riskiert, dass Carrie ihren Teil erfüllen musste.
    Sie trat an die Schalttafel für die Alarmanlage, da sie glaubte, den Alarm erst aus- und später wieder einschalten zu müssen. Dad machte ihn immer an, wenn er das Haus verließ, damit sie in Sicherheit waren. Doch als sie die Anzeige betrachtete, zeigte sich, dass er aus war. Angesichts dessen, wie aufgelöst Dad gewesen war, wunderte sie das nicht. Sie stellte den Alarm an und verließ innerhalb des dafür vorgesehenen Zeitintervalls das Haus.
    Sie sah auf die Uhr. Zwölf Minuten nach zehn. Höchste Zeit.
    Am Gehweg angelangt, musste sie sich zwingen, langsam zu gehen, um keine Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. Doch sie spürte, dass sie das nicht lange durchhalten würde. Draußen in Luft und Licht, weg vom Haus, war sie wie ein aus seinem Käfig befreites Tier. Noch nie war sie allein so weit von ihrem Haus weg gewesen. Sie fühlte sich beklommen und euphorisch zugleich. Nach und nach ging sie immer schneller, und schon bald rannte sie auf die Straßenecke zu. Bestimmt würde jeden Moment irgendein Erwachsener aus einem dieser stillen Häuser sie aufhalten und anweisen, wieder umzukehren.
    Erneut sah sie auf die Uhr. Zehn Uhr fünfzehn. Was, wenn Irene Kelly die Nachricht nicht abgehört hatte? Und heute gar nicht hierherkam?
    Dann würde sie einfach wieder nach Hause gehen.
    Sie hielt gerade Ausschau nach einem guten Warteplatz, als ein Jeep Cherokee in die Playa Azul Street einbog. In ihr wallte Panik auf. Sie musste ein Versteck finden, eine Stelle, von der aus sie etwas sehen konnte, ohne selbst gesehen zu werden. Vor dem Haus an der Ecke war ein Gebüsch, doch sie hatten auch einen Hund im Garten. Wie sollte man sich verstecken, wenn ein Hund jedem lauthals verkündete, wo man war?
    Der Jeep wurde langsamer, und Carrie sah, dass eine dunkelhaarige Frau am Steuer saß. Als der Wagen anhielt und das Fenster auf der Beifahrerseite heruntergedreht wurde, erkannte Carrie, dass es die Reporterin war. Sie sah ein bisschen anders aus als auf dem kleinen Foto neben ihrem Artikel in der Zeitung, aber nicht allzu sehr.
    »Hi«, sagte sie. »Ich bin Irene Kelly.«
    »Hi.« Es klang mehr wie ein Krächzen als wie eine Begrüßung.
    »Bist du das Mädchen, das mich angerufen hat?«
    Carrie zögerte. »Ich bin das Mädchen, mit dem Sie verabredet sind.«
    »Oh. Okay …«
    Sie wartete. Carrie war froh, dass sie ihr Zeit ließ.
    »Ich möchte nicht, dass meiner Familie irgendetwas Schlimmes passiert«, stieß Carrie hektisch hervor.
    »Das kann ich verstehen«, erwiderte sie. »Ich würde dir gern eine ganze Menge versprechen, aber ich möchte unsere Bekanntschaft nicht damit beginnen, dass ich dir einen Haufen Lügen auftische. Was mit deiner Familie passiert, liegt nicht in meiner Hand, weißt du.«
    »Ja. Natürlich nicht.«
    Nach erneutem Schweigen machte sie den Motor aus. Carrie wurde ein bisschen mulmig, doch Ms. Kelly stieg nicht aus dem Wagen.
    »Glaubst du, du könntest Carla sein?«, fragte sie.
    Carrie nickte.
    »Glaube ich auch. Du kannst Irene zu mir sagen. Soll ich dich Carla nennen oder irgendwie anders?«
    »Carrie bitte.«
    »Okay, Carrie. Möchtest du hier reden oder willst du irgendwo anders hin?«
    Obwohl sich Carrie ziemlich blöd dabei vorkam, vor dem Auto herumzustehen, fiel ihr keine Alternative ein.
    »Hier bitte. Ich steige nicht zu Ihnen ins Auto.«
    »Ist schon gut. Du sollst

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