Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Blutsverwandte: Thriller (German Edition)

Blutsverwandte: Thriller (German Edition)

Titel: Blutsverwandte: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Burke
Vom Netzwerk:
auch nicht zu Leuten ins Auto steigen, die du nicht kennst. Soll ich zu dir rauskommen? Ich halte auch Abstand, wenn du möchtest.«
    »Okay.«
    Sie drehte die Fenster hoch, stieg langsam aus und verschloss die Türen. Dann ging sie um den Wagen herum, blieb knapp zwei Meter neben Carrie stehen und lehnte sich gegen den Wagen. Näher kam sie nicht.
    »Okay?«, fragte sie.
    Carrie nickte.
    »Gut. Erzähl mir etwas über dich, Carrie.«

42. KAPITEL
     
    DIENSTAG, 2. MAI, 10:18 UHR FREEWAY 55 IN NÖRDLICHER RICHTUNG
     
    Kein Mensch hatte ein Wort gesagt. So still hatte Genie die Jungen noch nie erlebt. Dad würdigte sie allesamt keines Blickes. Genie war froh, dass die Jungen sich nicht ihrer ursprünglich geplanten Lüge hatten anschließen müssen, nämlich dass Carrie auf der hintersten Sitzreihe des Geländewagens neben ihr schlief, da ihr mittlerweile klar war, dass das nicht funktioniert hätte. Dad wäre nur später richtig wütend geworden.
    Der Druck, so etwas zu inszenieren, war nun weg. Zurück nach Hause zu fahren würde viel zu lang dauern. Mittlerweile hätte Carrie mit Ms. Kelly gesprochen. Selbst wenn sie noch im selben Moment kehrtmachten, wäre es zu spät, um Carrie daran zu hindern, mehr über ihren anderen Dad zu erfahren.
    Genie freute sich für sie, obwohl sie sich ziemlich sicher war, dass Carrie ihre Familie würde verlassen müssen. Sie hoffte nur auf Mr. Ives’ Einsicht, dass es Carrie todunglücklich machen würde, wenn ihre Mutter ins Gefängnis müsste. Vielleicht ließ sich ja alles so regeln, dass Carrie sie besuchen konnte.
    Tränen stiegen in ihr auf, und sie rieb sich rasch die Augen. Sie würde nicht weinen. Sie würde nicht weinen.
    Die Jungen warfen immer wieder ängstliche Blicke zu ihr nach hinten. Dann lächelte sie ihnen zu und signalisierte ihnen, dass alles okay war, doch das schien die beiden nicht zu überzeugen. Sie waren zu intelligent, um zu glauben, dass alles okay war. Jeden Moment musste …
    »Entschuldige bitte, Daddy«, sagte Troy, als hätte er ihre Gedanken gelesen.
    Dad reagierte nicht.
    »Entschuldige bitte, Daddy!«, brüllte Troy.
    Dad blickte in den Rückspiegel, als erstaunte es ihn, die Kinder hinten sitzen zu sehen. »Ja, Troy?«
    »Du musst das GPS einschalten.«
    »Was?«
    »Du fährst in die falsche Richtung.«
    Dad gab ihm keine Antwort.
    »Das ist nicht der Weg zu Großvaters Haus, Daddy.«
    Genie hatte von dem Moment an, als sie ins Auto eingestiegen waren, gewusst, dass sie nicht zu Großvater fuhren. Der Geländewagen war mit einer Kühlbox, Lebensmitteln und mehreren Schlafsäcken beladen. Auch ein paar Reisetaschen standen da, aber sie hatte keine Gelegenheit gehabt, in sie hineinzuschauen. In einer Hinsicht war das günstig, denn als sie die Decken und die große Puppe hinten hineingelegt hatte, in der Hoffnung, sagen zu können, es sei die schlafende Carrie, war ihr klar geworden, dass es hinten im Geländewagen chaotisch aussah, falls Dad in den Rückspiegel schaute.
    »Du hast recht, Troy«, sagte Dad. »Ich hab’s mir anders überlegt.«
    »Aber wie sollen Mommy und Carrie uns dann finden?«
    Genie gingen eine ganze Menge Wörter durch den Kopf, für deren Aussprechen sie bestraft worden wäre.
    »Sie können … Moment mal!« Dad sah in den Spiegel, fast als wären ihm die Kinder jetzt erst aufgefallen. Er fluchte und fuhr auf den Seitenstreifen, den man eigentlich nur benutzen durfte, wenn man eine Reifenpanne hatte.
    »Du kriegst einen Strafzettel!«, sagte Genie.
    Er runzelte die Stirn, fuhr aber weiter. An der nächsten Ausfahrt verließ er den Freeway und parkte den Geländewagen an der ersten Stelle, wo dies gefahrlos möglich war. Dann wandte er sich um und sah Genie an. Er war fuchsteufelswild. So wütend hatte sie ihn noch nie gesehen. Es machte ihr Angst.
    »Wo ist deine Schwester?«
    Genie schluckte schwer. »Zu Hause. Sie hat sich Sorgen um Mom gemacht.«
    Er wurde bleich und machte ein schreckliches Geräusch, wie ein Knurren, nur dass es so klang, als sei er verwundet. »Gottverdammter Mist!«, brüllte er.
    Die Jungen fingen an zu weinen.
    »Tut mir leid. Tut mir leid«, beschwichtigte er.
    Seine Hände zitterten, als er ein Mobiltelefon herausnahm und irgendwo anrief. Genie, die überzeugt davon war, dass er zu Hause anrief, wusste, dass sie Carrie gerade böse in die Klemme gebracht hatte.
    »Hi«, sagte er. »Gott, bin ich froh, dass ich dich erreiche. Blas es ab. Alles. Carrie ist im Haus.«
    Er lauschte eine Weile,

Weitere Kostenlose Bücher