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Bluttaufe: Thriller

Titel: Bluttaufe: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Koglin
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Schach.«
    Hensen richtete seinen Oberkörper auf.
    Mangold sah die Psychologin an.
    »Gibt es so etwas wie Schachgenies unter diesen Savants?«
    »Durchaus denkbar, viele zeichnen sich ja durch überdurchschnittliche Gedächtnisleistungen aus. Wer sich das Telefonbuch einer großen Stadt merken kann, sollte in der Lage sein, Tausende von Meisterpartien zu kennen. Ob sie allerdings selbst in der Lage sind, kombinierend so etwas zu gestalten? Keine Ahnung. Doch wenn Savants komponieren, warum dann nicht auch Schach spielen?«
    »Viele dieser Schachmeister gehen doch als verdrehte Genies durch. Bobby Fischer hat sogar dem lieben Gott eine Partie angeboten«, sagte Hensen.
    »Er hat was?«, fragte Mangold.
    »›Ich weiß nicht, was Gott gegen mich auf 1 e 4 antworten würde‹, hat er mal gesagt.«
    »Könnte ein Nachfolger die Polizei zu einer Partie herausfordern?«, fragte Tannen.
    »Wir sind nicht Gott«, sagte Hensen. »Und seine Ansage ist: 1 c 4. Ich glaube nicht, dass er sich für eine Wiedergeburt von Bobby Fischer hält.«
    Wer immer der Täter ist, ein Ziel hat er schon erreicht,
dachte Mangold. Ein Ermittlerteam, das aufgrund mieser Spurenlage über Schachpartien herumrätselte, weil ihm eine Ermittlungsrichtung oder auch nur ein Ansatzpunkt vollkommen fehlte.
    Tannen fasste zusammen, was die Befragung der Nachbarn der beiden Opfer ergeben hatte. Auch diese Schilderungen ergaben keinerlei Schnittpunkte. Während Carla Kanuk ein zurückgezogenes und völlig durchorganisiertes Leben führte, war Charles Annand ein quirliger Typ, bei dem die Polizei schon mehrfach wegen Ruhestörung vor der Tür gestanden hatte und der vor Jahren als Kleindealer aktenkundig geworden war.
    Hensen räusperte sich und sah von seiner Zeichnung auf.
    »1 c 4 bedeutet erster Bauernzug von c 2 auf c 4, aber was steckt dahinter? Vielleicht sollten wir im Mietshaus von diesem Charles Annand mal in den zweiten Stock gehen und nachsehen?«, schlug Hensen vor.
    »Der Mann killt nach einem Zugplan und wir kennen nicht mal das Spielfeld, auf dem er spielt«, sagte Mangold.
    »Und was, wenn beides stimmt? Wenn er eine Partie nachspielt und seine Morde auf dieses Spiel abstimmt? So eine Art Hausnummern-Mörder?«
    »Das wäre die absolute Katastrophe«, sagte Mangold. »Die Leute werden nur wegen ein paar Buchstaben- und Nummernzuordnungen zu Opfern. Da können wir gleich alle Hauseingänge bewachen, in denen Buchstaben auftauchen.«
    »Finstere Aussichten, eine Partie kann 20 oder 30 Züge beinhalten«, warf Kaja Winterstein ein.
    »Hensen, du klemmst dich mit Tannen an diese Schachspur.
Seht euch die beiden Wohnungen im zweiten Stock an.«
    Hensen nickte. Kaja Winterstein übernahm die Überprüfung von Fällen, die Mangold abgeschlossen hatte. Weitz sollte sich weiter um Samenbanken und die Rückläufe aus den Zahnarztpraxen kümmern und sich die Bänder aus dem Supermarkt ansehen.
    »Wieso heißt dieser Zug eigentlich Bremer Partie?«, fragte Hensen in Richtung Weitz.
    »Wieso muss ich mich eigentlich am Schreibtisch rumdrücken und diese Institute …«
    »Weil Sie gute Arbeit leisten, Weitz«, sagte Mangold. »Warum Bremer Partie, und woher wissen Sie das?«
    Weitz grinste gequält.
    »Hab ich mal in einem Schachbuch über Eröffnungen gelesen. Das Ding heißt so nach dem Bremer Spieler Carl Carls, der jedes, aber auch jedes Spiel so begonnen hat.«
    »Und das haben Sie sich gemerkt?«
    »Wegen der Geschichte mit dem Kleber. Leute haben bei einem Spiel genau diesen c-Bauern festgeklebt, und als Carls dann kräftig zugegriffen hat, ist das ganze Spielbrett durch den Raum geflogen. War wohl’n Mordsspaß.«
    »Unser Mann legt die wohl brutalste Mordserie hin, die wir in Deutschland erlebt haben; er läuft sich dabei gerade erst warm, und wir spielen Schach«, sagte Mangold.
    Er fühlte sich unwohl. Sie hatten lauter lose Fäden in den Händen. Entwirrten sie einen, endete der im Nichts, in einem Tunnel, in den nicht mal der kleinste Lichtschein drang. Sie brauchten dringend eine echte Spur, an die sie sich heften konnten. Etwas, das ihre Arbeit strukturierte.
    »Ich glaube, jeder hat etwas zu tun«, sagte er und zog sich
mit vier großen Flip-Chart-Bögen an einen der hinteren Schreibtische zurück.
     
    Mit einem Filzstift schrieb Mangold die verschiedenen Ermittlungsansätze auf die Bögen und versah sie mit einem Kreis.
    Sollte die Vermutung von Kaja Winterstein zutreffen, und daran hatte er keinen Zweifel, hatten sie es mit einem

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