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Böse Geister: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition)

Böse Geister: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition)

Titel: Böse Geister: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fjodor M. Dostojewskij
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wichtig … Nebenbei, ich war die ganze Zeit darauf gefaßt, daß Ihre Frau Mutter mir plötzlich die Hauptfrage an den Kopf wirft … Ach ja, diese Tage war sie anfangs entsetzlich finster, und heute, ich komme – und plötzlich strahlt sie förmlich übers ganze Gesicht. Was soll das bedeuten?«
    »Sie strahlt, weil ich ihr heute mein Wort gegeben habe, in fünf Tagen um Lisaweta Nikolajewnas Hand anzuhalten«, sagte plötzlich Nikolaj Wsewolodowitsch unerwartet offen.
    »Ach so … ja, natürlich«, stotterte Pjotr Stepanowitsch, der anscheinend aus dem Konzept geriet, »man redet von einer Verlobung, wissen Sie das? Offenbar trifft es zu. Aber Sie haben recht, sie wird vom Traualtar weglaufen, Sie brauchen nur zu pfeifen. Sie ärgern sich doch nicht, daß ich so …?«
    »Nein, ich ärgere mich nicht.«
    »Ich merke, daß es heute ungeheuer schwer ist, Sie zu ärgern, und ich fange an, Sie zu fürchten. Ich bin ungeheuer gespannt, wie Sie morgen erscheinen werden. Sie haben gewiß manches auf Vorrat. Sie ärgern sich doch nicht, daß ich so …?«
    Nikolaj Wsewolodowitsch antwortete nicht, was Pjotr Stepanowitsch endgültig aufbrachte.
    »Nebenbei, war das Ihr Ernst, was Sie Ihrer Mutter gesagt haben, das mit Lisaweta Nikolajewna?«
    Nikolaj Wsewolodowitsch sah ihn aufmerksam und kalt an.
    »Aha, verstehe, nur zur Beruhigung, gewiß.«
    »Und wenn es mein Ernst gewesen wäre?« fragte Nikolaj Wsewolodowitsch ungerührt.
    »Warum nicht? Mit Gott, wie man in solchen Fällen sagt, der Sache wird’s nicht schaden (Sie sehen, ich sagte nicht unserer Sache, Sie mögen ja das Wörtchen unsere nicht), ich aber … ich aber, warum nicht, ich stehe Ihnen zu Diensten, das wissen Sie selbst.«
    »Meinen Sie?«
    »Ich meine nichts, gar nichts«, beeilte sich Pjotr Stepanowitsch lachend zu erwidern, »weil ich weiß, daß Sie Ihre Angelegenheiten im voraus überlegen und daß Sie alles festlegen. Ich meine nur, daß ich allen Ernstes Ihnen zu Diensten stehe, immer und überall und in jedem Falle, ich sag’ in jedem, Sie verstehen?«
    Nikolaj Wsewolodowitsch gähnte.
    »Sie haben genug von mir«, Pjotr Stepanowitsch sprang plötzlich auf und griff nach seinem runden funkelnagelneuen Hut, als wollte er gehen, ging indes keineswegs und redete ununterbrochen weiter, wenn auch im Stehen und nur dann und wann durchs Zimmer wandernd, wobei er sich bei besonders enthusiastischen Äußerungen mit dem Hut ans Knie schlug.
    »Ich hatte noch vor, Sie mit den Lembkes zu erheitern!« rief er lustig.
    »Lieber nicht. Vielleicht später. Wie befindet sich Julija Michajlowna?«
    »Sie befleißigen sich, wie alle, weltmännischer Manieren: Ihr Befinden interessiert Sie genausowenig wie das Befinden einer grauen Katze, aber Sie erkundigen sich danach. Das finde ich lobenswert. Sie ist wohlauf, hat von Ihnen eine bis zum Aberglauben gute Meinung und erwartet, ebenfalls bis zum Aberglauben, von Ihnen vieles. Über das sonntägliche Ereignis schweigt sie sich aus und ist überzeugt, daß Sie durch Ihr bloßes Erscheinen über alle und jeden siegen werden. Bei Gott, sie bildet sich ein, daß Sie wer weiß was für eine Macht haben. Übrigens sind Sie jetzt eine rätselhafte und romantische Gestalt, mehr denn je – eine äußerst vorteilhafte Position. Alle sind auf Sie unwahrscheinlich gespannt. Als ich wegfuhr – waren sie heiß, und jetzt sind sie noch heißer. Nebenbei, noch einmal, vielen Dank für den Brief. Sie zittern alle vor dem Grafen K. Wissen Sie, daß man Sie für einen Spion hält? Ich bestärke sie darin, Sie ärgern sich doch nicht darüber?«
    »Macht nichts.«
    »Das macht nichts; das wird in der Zukunft unverzichtbar sein. Hier herrscht eine eigene Ordnung. Und ich bestärke sie darin; Julija Michajlowna gibt den Ton an, Gaganow ebenfalls … Sie lachen? Aber ich habe meine eigene Taktik: Ich schwatze, ich schwatze Unsinn, aber plötzlich sage ich ein kluges Wort, namentlich dann, wenn sie alle danach suchen. Sie scharen sich um mich, ich aber fange wieder an zu schwatzen. Mich haben schon alle aufgegeben: ›Nicht unbegabt‹, heißt es, ›aber vom Mond gefallen‹. Lembke möchte mich zum Beamten machen, zwecks Besserung. Wissen Sie, ich behandle ihn furchtbar schlecht, das heißt, ich kompromittiere ihn, er aber reißt nur die Augen auf. Julija Michajlowna bestärkt mich darin. Nebenbei, Gaganow ist Ihnen furchtbar böse. Gestern, in Duchowo, hat er vor mir äußerst schlecht über Sie gesprochen. Ich habe

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