Böses Blut der Vampire
„Nichts ist los, aber dieser eingebildete Typ geht mir extrem auf die Nerven“, entgegnete der junge Mann mürrisch und hielt in der Einfahrt der Familie Kasten, um Malte abzusetzen. Der Donner grollte immer lauter und die Luft roch nach Ozon. „Ich fahre nach Hause. Hab keine Lust mehr, heute noch zu arbeiten. Wir können morgen weitermachen, ich komme gleich nach dem Frühstück. Soviel ist es ja nicht mehr.“ „Ist gut. Mit dem Grillen wird das ja nichts mehr, da kommt bestimmt gleich ein mordsmäßiger Schauer runter. Bis morgen dann.“ „Jo, bis morgen dann.“ Malte stieg aus, um dann noch mal den Kopf durch das offene Fenster ins Auto zu stecken. „Basti, ist wirklich alles in Ordnung? Willst du nicht lieber doch mit zu mir kommen?“ „Nee, lass man, ist schon ok. Ich werd noch etwas über die Spielsequenzen nachdenken. Du weißt ja, das kann ich am besten allein“, sagte Basti. „Ich hatte vorhin eine Idee, als ich in Herr der Ringe gelesen hab, aber dann kam dieser Penner und hat mich abgelenkt.“ „Okay, dann bis morgen“, verabschiedete Malte sich endgültig und griff nach seinen Sachen, die auf der Rückbank lagen.
Sebastian fuhr nach Hause, welches er leer vorfand. Mal wieder alle ausgeflogen, Vater hat sicher Stadtratsitzung und Mama hockt bestimmt in der Kirche oder ist bei ihren Freundinnen. In der Küche machte er sich etwas zu essen und ging dann in sein Zimmer. Im ganzen Haus war es unerträglich warm und er riss die Balkontür in seinem Zimmer auf, um Luft hereinzulassen. Auf dem Bett liegend las er weiter in „ Der Herr der Ringe“ und blickte gelegentlich über die Buchseiten, um dem Unwetter zuzusehen, das über Plauen herfiel. Scharf gezackte dunkle Wolken mit einem schwefligen Schimmer hingen über der Stadt, knatternd fuhren Blitze nieder, fast augenblicklich gefolgt von lauten Donnerschlägen, die die Scheiben vibrieren ließen. Das spektakuläre Naturschauspiel lenkte ihn von seiner Lektüre ab und er überlegte, ob sich Blitze als Waffe in das Computerspiel einbauen lassen könnten. Vielleicht als Blitze schleudernder Magier, der Vampire grillt , überlegte er grimmig. Müde nach diesem Nachmittag mit seinen Überraschungen, aber auch von der Arbeit in der Hitze ließ er nach einer Weile das Buch sinken und zog sich aus, um schlafen zu gehen. Morgen ist auch noch ein Tag , dachte er und rollte sich im Bett zusammen, nur bedeckt von einem dünnen Laken. Seine Augen schlossen sich und er schlief ein.
Cosmin hatte das Schwimmbad bald nach Sebastian und Malte verlassen und saß in seinem Auto. Ziellos fuhr er durch die Gegend und war abwechselnd wütend auf sich selbst und auf Sebastian. Ersteres, weil er nicht verstand, warum dieser junge Mann ihn so verwirrte und letzteres, weil er Sebastians Verhalten einfach unverschämt fand. Er parkte den BMW in einer Seitenstraße und lief zu Fuß zum Haus der Harrachs. Dann stand er unter Sebastians offenem Fenster. Das Gewitter kam immer näher.
Wird Zeit, dass du lernst, wer hier das Sagen hat. Und du bist es ganz bestimmt nicht! Einmal mehr verfluchte er den Jungen, den er nicht unter Kontrolle bekam. Cosmin rätselte, wie Sebastian es schaffte, seinen PSI-Fähigkeiten zu trotzen. Alle seine Jagdopfer waren willig und erinnerten sich nur an das, was er ihnen gestattete. Er ging um das Haus herum, Sebastians Auto stand allein davor. Anscheinend war der Rest der Familie nicht da. Umso besser. Der Vampir öffnete die Haustür, der alte Scheckkartentrick funktionierte doch tatsächlich auch hier. Leise schlich er die Treppe hoch, den Weg zu Sebastians Zimmer kannte er ja. Als er vor der Tür zu dem Zimmer des Jungen stand, zögerte er einen Augenblick. Eigentlich war es lächerlich, dass er sich von diesem Bengel so aus dem Konzept bringen ließ. Entschlossen drückte er die Klinke herunter und betrat den Raum. Ein flüchtiger Blick zum Bett gab ihm die Gewissheit, dass der Junge tief und fest schlief. Sebastians Zimmer war nicht groß, ein Bett, ein Schreibtisch mit dem Computer, an der Wand ein Regal, das mit Büchern und ein paar Wettkampfauszeichnungen ganz gut ausgefüllt war. Seine Vampiraugen hatten keine Mühe, sich im Dunkeln zurechtzufinden. Ab und an erhellte der Widerschein der Blitze das Zimmer. Neugierig trat er an das Regal, um sich die Bücher anzusehen. Du kannst lesen? Wer hätte das gedacht? Was liest du eigentlich? Sorgfältig nach Themen geordnet standen dort Bücher über Geschichte und Politik, dann ein paar
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