Böses Blut der Vampire
ging er zufrieden ins Bett.
Cosmin war etwas unaufmerksam, als er sich von dem kleinen Balkon entfernte und davonflog. Eine Böe packte ihn und dann musste er gegen die Gewalt des Sturmes kämpfen, der ihn immer schneller herumwirbelte. Zwischendurch erhaschte er einen Blick auf die Harrachsche Villa und sah dort Sebastian auf dem Balkon stehen, der ihn mit seinen Blicken zu verfolgen schien.
Auch das noch, dieser respektlose Bengel sieht jetzt zu, wie ich mich hier in Gefahr bringe, dachte er panisch, als ihn der Tornado immer stärker herumwehte. Welch Ironie, da will ich dir Respekt vor mir beibringen und dann dann das. Fehlt nur noch, dass Ioan das mitbekommt. Er kämpfte immer verzweifelter und langsam kapitulierten selbst seine starken Vampirkräfte vor der immensen Gewalt des Windes, die ihn umherschleuderte. Er wusste nicht mehr, wo oben und unten war. Riesige Hagelkörner trafen sein Gesicht und verletzten ihn. Ein Trommelfeuer wie von Schlägen eines Boxers, die ihn schmerzhaft von allen Seiten trafen. Immer schwächer flatterten seine Schwingen und irgendwann gab er auf, weil er nicht mehr konnte. Dann, es war fast, als ob irgendjemand einen Schalter umgelegt hatte, verschwand der Tornado und eine letzte Böe schleuderte Cosmin zu Boden. Er überschlug sich ein paar Mal und wurde von einem Gebüsch gebremst. Benommen blieb er eine Weile liegen.
Als er seine Sinne wieder halbwegs zusammenhatte, überprüfte er vorsichtig, wo er überall verletzt war. Sei Körper würde eine ansehnliche Sammlung an Blutergüssen haben, das war sicher, da es nahezu keine Stelle gab, die nicht schmerzte. Arme und Beine waren halbwegs in Ordnung, aber seine Schwingen waren mehr oder weniger zerfetzt. Naja, das würde heilen. Die Rückverwandlung war schmerzhaft. Er verzog gequält das Gesicht und stieß eine Reihe deftiger Flüche aus, teilweise galten sie ihm selbst und teilweise diesem vermaledeiten Bengel, wegen dem er in diese Lage geraten war. Der Vampir befreite sich aus dem Gebüsch, wobei ein paar Brombeerranken sich allerdings viel Mühe gaben, ihn dazubehalten. Erschöpft schleppte er sich durch die Straßen Plauens und jetzt kam zu den Schmerzen ein gigantisches Hungergefühl. Auch das noch. Für die Heilungsprozesse wollte sein Körper das universelle Heilmittel und seine Fänge schoben sich wie von selbst aus dem Kiefer. Als ihm kurz vor dem Hotel, in dem er und Ioan abgestiegen waren, zwei Passanten entgegenkamen, überwältigte er sie mühsam und bediente sich. Es fiel ihm schwer, von ihnen abzulassen, bevor er seinen Opfern zu wenig Blut zum Leben ließ. Aber das musste reichen und er zerrte die beiden bewusstlosen Menschen in eine Seitenstraße, wo er sie auf die Bank einer Bushaltestelle setzte. Ganz langsam kehrten seine Kräfte zurück, der Vampir fühlte sich so ausgelaugt wie schon lange nicht mehr. Er betrat das Hotel, wo ihn der Nachtportier alarmiert musterte. „Brauchen Sie Hilfe? Sind Sie verletzt?“ Cosmin sah sein Spiegelbild in der gläsernen Hoteltür und kam sich vor wie ein Penner. Sein Shirt hatte er verloren, die Hose hing in Fetzen und dreckverkrustete Wunden bedeckten seinen Oberkörper. Irgendwann während des Fluges musste er einen Schuh verloren haben, ohne dass er es gemerkt hatte. Und so wie er aussah, fühlte er sich auch. Wie durch die Mangel gedreht. „Es geht schon, ich hatte wegen des Sturms einen Unfall. Es sind nur oberflächliche kleine Verletzungen, eine heiße Dusche und ein paar Stunden Schlaf werden genügen.“ „Natürlich. Wenn Sie doch etwas benötigen, stehe ich Ihnen gern zur Verfügung. Herr Radulescu hat vorhin nach Ihnen gefragt, er ist oben in Ihrer Suite.“ Der hat mir zu meinem Glück noch gefehlt, stöhnte Cosmin innerlich, als er seine Schlüsselkarte entgegennahm, dem Portier dankend zunickte und sich auf den Weg in die Suite machte. Als er sein Schlafzimmer betrat, kam Ioan auf ihn zu und stutzte, als er seinen abgerissenen Zustand sah. „Was ist passiert?“ „Bin bei der Jagd in den Sturm geraten.“ Man kann dich wirklich nicht unbeaufsichtigt lassen. Warum warst du allein unterwegs?“, fragte Ioan kühl. „Ich brauche deine Gorillas nicht, um auf die Jagd zu gehen.“ „Das sieht man“, spöttelte der ältere Vampir. „Oh, beim nächsten Tornado werde ich die Drei sehr gern mitnehmen. Es sieht bestimmt lustig aus, wenn wir dann zusammen im nächsten Baum landen. Lass mich in Ruhe. Ich gehe jetzt schlafen und will nicht vor morgen Mittag
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