Böses Blut der Vampire

einzelner roter Edelstein hing, dessen Facetten im Dunkeln noch sanft das Mondlicht spiegelten. Dieses Mal ließ er die Erinnerungen zu und lange noch blieb er unbeweglich auf dem Dach sitzen, während unter ihm Sebastian sich in seinem Bett wälzte. Erst als der Morgen graute, machte Cosmin sich auf den Rückweg.

    Am folgenden Vormittag verabredete Malte sich mit seinem Freund erneut zum Schwimmen. Mehr konnte man im Hochsommer in dem langweiligen Provinzkaff Plauen auch nicht unternehmen und so rekelten sich die beiden im Kreise ihrer Freunde bis zum späten Nachmittag im Halbschatten einer Baumgruppe. Immer wieder sah Sebastian sich um, halb erwartete er, dass der nervige Vampir wieder auftauchen würde. Doch von Cosmin war nichts zu sehen, und als Sebastian am Abend zu Hause auftauchte, fragte er seinen Vater beiläufig nach den Investitionsplänen der Radulescus. Sein Vater wusste nicht viel Neues zu berichten, bis auf die Tatsache, dass Ioan Radulescu für eine Weile nach Rumänien zurückgekehrt war. Was die Investitionen betraf, so hatte der Stadtrat meistens mit Ioan zu tun.
Sein Vater nannte ihm das Hotel, in dem die Radulescus abgestiegen waren und eine Suite hatten. „Ihr habt euch doch so gut verstanden, besuch ihn doch und unternehmt etwas zusammen. Oder lade ihn zum Essen ein, wenn sein Cousin nicht da ist. Cosmin ist ein netter junger Mann, sehr höflich. Auf den ersten Blick möchte man gar nicht erwarten, wie gut er sich auch mit Finanzen auskennt, so jung, wie er ist. Du solltest dir ein Beispiel an ihm nehmen, aus dem wird noch mal was“, erzählte sein Vater. „Du kannst ihn auch gern zu unserer abendlichen Bibelstunde einladen. Das Wort des Herrn zu lesen, wäre auch für dich gut.“ Sebastian brüllte innerlich vor Lachen, als er das hörte. Reden wir von dem gleichen Typen, diesem Vampirproll? Und mit dem soll ich zur Bibelstunde kommen? Das hat mir noch zu meinem Glück gefehlt. Lesung aus dem ersten Buch Dracula oder was? Mama sitzt an der Orgel und spielt Xavier Naidoos Schnulzen. Und du predigst wider den Hedonismus unserer Gesellschaft und für die wahren Werte, wie sie von der Heiligen Römischen Katholischen Kirche gelehrt werden. Nicht in diesem Leben, ganz bestimmt nicht. „Ich werde es ihm ausrichten, wenn ich ihn sehe“, meinte Sebastian unverbindlich. „Ich habe ihm gesagt, dass er ein gern gesehener Gast und jederzeit bei uns willkommen ist“, ergänzte sein Vater noch. „Er hat vorhin angerufen und lässt dich herzlich grüßen.“ Na suuuuuuper! Ich katapultiere den nervigen Blutsauger achtkantig raus und du lädst ihn wieder ein, dachte Sebastian knurrig, der seinen Ohren nicht trauen wollte, als er die Worte seines Vaters hörte. Der Stadtrat verschwand wieder in seinem Arbeitszimmer, als das Telefon klingelte und undeutlich bekam Sebastian mit, dass einer seiner älteren Brüder anrief. Dann drehte sich wohl wieder alles um Immobilien und Sebastians Vater brachte das Gespräch schnell wieder auf das alte Anwesen vor den Toren Plauens, das er vor Jahren günstig gekauft hatte. Seitdem hatte die Familie die große Anlage am Hals.

Ein Urlaub und endlich mal weg aus Plauen

    Als Malte und Sebastian das nächste Mal beim Training waren, schweifte der Blick des jungen Manns auf die Tribüne, während er am Boden turnte. Einen Augenblick meinte er, das Gesicht von Cosmin unter den Zuschauern zu sehen und prompt strauchelte er bei einer an sich einfachen Übung. Er rollte sich gerade noch ab und starrte wütend auf den Platz auf der Tribüne, auf dem Cosmin gerade gesessen hatte. Bringe ich dich etwa zum Stolpern?, erklang eine spöttische Stimme in seinen Gedanken. „Er ist hier!“, zischte Sebastian Malte zu, als der verwundert neben ihm auftauchte. „Wer ist hier?“ „Der Papst! Mensch, wer wohl? Die Nervensäge“, brummte Sebastian und suchte die Halle ab. „Ich glaub, ich muss da doch noch etwas in unseren Blog hochladen.“ Zwischenzeitlich stand er an der Tür, die zu den Umkleidekabinen führte und Malte folgte ihm. Plötzlich rieselten kleine Teile und etwas Staub neben ihm auf den Boden, als er erneut die Stimme Cosmins in seinem Kopf hörte. Oh, ich bin nicht so ganz auf dem Laufenden mit diesen modernen Techniken, aber muss man einen USB-Stick nicht als Ganzes in das Laufwerk oder wie man das nennt stecken? Ich hab wohl etwas zu fest zugefasst. Tut mir leid. Sebastian konnte die Ironie fast körperlich spüren. Der Vampir amüsierte sich auf seine Kosten