Böses Blut der Vampire
nervös“, ergänzte sein Kumpel ihren gemeinsamen Spruch, um dann zu drängeln: „Los, komm in die Hufe, wenn du nicht laufen willst. Ich muss auch noch was erledigen.“
Eine halbe Stunde später wurde Malte vor dem Café abgesetzt und nahm Platz auf der Terrasse, um erstmal ausgiebig zu frühstücken. Bei der Gelegenheit griff er zum Zeitungsstapel. Er interessierte sich zwar nicht besonders für das Weltgeschehen, das im Plauener Vogtland-Anzeiger auch keinen besonders großen Niederschlag fand, aber er wollte auf dem Laufenden sein, was die Presse über ihren Verein schrieb. Und bis das Frühstück serviert wurde, dem er sich mit Genuss widmen konnte, wollte er lesen. Leider waren alle Exemplare an den anderen Ti schen unterwegs. Als er sich suchend umblickte, sah er am Nebentisch eine Ausgabe herumliegen. Das Gesicht des lesenden Tischnachbarn wurde von der Süddeutschen Zeitung verdeckt. „Entschuldigen Sie, könnte ich wohl den Lokalteil des Vogtland-Anzeigers haben?“, erkundigte sich Malte höflich. Sein Gegenüber ließ die Süddeutsche langsam sinken und Malte schluckte trocken, als ihn Cosmin Radulescu anlächelte, vor dem ein Espresso stand. Unwillkürlich sah er um sich, aber in Reichweite saß niemand, den er kannte. „Sieh an, sieh an, wen haben wir denn da?“, flötete der Vampir. „Die bessere Hälfte des Duos Harrach-Kasten.“ „Vor dir ist man aber auch nirgends sicher“, entfuhr es Malte. „Wenn du das so siehst. Mir hat ein Mäuschen geflüstert, dass du hier heute anzutreffen wärst.“ „Erzähl nix, Basti hat dir wohl kaum gesagt, dass ich mich hier mit meinen Eltern treffe.“ „Gesagt hat er es nicht, da hast du recht“, stimmte der Vampir zu, um sich dann vorzubeugen. „Aber ich kam zufällig in seiner Nähe vorbei, spitzte die Öhrchen und hörte, dass du hier heute anzutreffen sein könntest. Na, und da dachte ich, vielleicht trinken wir mal einen Kaffee zusammen, reden so über dies und das.“ Misstrauisch beäugte Malte sein Gegenüber. „Ich wüsste nicht, was ich mit dir zu schaffen habe. Und außerdem will ich hier nur frühstücken, bis meine Eltern kommen.“ „Soll das jetzt ein dezenter Hinweis sein, damit ich dich nicht auf der Toilette überfalle? Oder wie darf ich das verstehen?“ „Der Gedanke drängt sich einem irgendwie auf, wenn man mit einem Vampir am Tisch sitzt und ziemlich unterschiedliche Vorstellungen davon hat, wie ein gutes Frühstück aussieht.“ „Immer diese Unterstellungen. Als ob unsereins nur darauf aus ist, Hälse aufzureißen …“ „… schwule Jungs zu ficken …“, warf Malte beiläufig ein. „Naja, heterosexuelle Jungs stehen da nicht so drauf“, meinte Cosmin munter. „Aber wenn du unbedingt möchtest, ich lasse gern mit mir reden.“ „Kein Bedarf, besten Dank“, konterte Malte kühl und entspannte sich etwas, als Cosmin zur Tasse griff. „Was willst du?“ „Kann ich dich etwas fragen?“, wollte der Vampir wissen. „Ich meine, können wir mal miteinander reden? So von Mann zu Mann?“ „Worüber? Von Mann zu … „, fragte Malte mit hochgezogenen Augenbrauen und Cosmin verdrehte die Augen. „Na, über was wohl? Über deinen siamesischen Zwilling, diesen sturen Bock Sebastian natürlich“, grummelte der Vampir und Malte konnte nicht anders, er musste lachen. „Jetzt verrate mir mal, warum ich mit dir über meinen Freund reden sollte“, prustete Malte. „Welchen Grund könnte es geben, dass ich hinter dem Rücken von Basti über ihn mit jemandem tratsche, den er nicht ausstehen kann?“ Cosmin wartete, bis Malte sich etwas beruhigt hatte. Er schob ihm die Zeitung rüber, nach der er gefragt hatte. Zwischendurch kam Maltes bestelltes Frühstück und sie warteten beide, bis der Kellner alles auf dem Tisch platziert und sich wieder entfernt hatte. „Hm, du lebst ja gut. Wenn ich mir das so ansehe, Croissants, Brötchen, Sekt und Orangensaft, Rührei und diverse Sorten Marmelade, Honig, Wurst und Käse, erwartest du noch jemanden?“, fragte Cosmin ironisch. „Was würdest du dir denn bestellen? Den Hals des Kellners?“ „Nein, der Typ steht auf Speed, sein Blut schmeckt bestimmt nicht“, antwortete Cosmin völlig ernsthaft. „Und ich glaube auch, dass er gestern eine Session mit Magic Mushrooms hatte. Der wirkt ziemlich verstrahlt, wenn du mich fragst.“ „Arbeitest du etwa für die Drogenfahndung? Hey, ich hab mit Basti nur gelegentlich einen Joint geraucht, damit das klar ist.“ Der Vampir hob
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