Böses Blut der Vampire
schüchtern und wenn ihr fest im Glauben stehenden Mitglieder des Gebetskreises ihm den Weg weist, wer weiß?“ Erfreulicherweise summte sein Handy wie geplant im genau richtigen Moment und er entschuldigte sich, als er aufstand, um Maltes Anruf entgegenzunehmen. Kurz ging er in den Nebenraum und kam dann zurück, um höchst amüsiert zu sehen, wie Cosmin im Mittelpunkt des Interesses stand und sich Fragen nach der Rolle der Kirche in Rumänien ausgesetzt sah. „Ich muss jetzt leider weg. Papa, Mama, ich melde mich. Cosmin, ich wünsche dir und natürlich euch allen einen schönen Abend und sei doch nicht so schüchtern mit Fragen. Ach Mama, Cosmin mag auch sehr gern die Songs von Xavier Naidoo. Er liebt Soul und hat im Auto fast alle CDs der Söhne Mannheims.“ Mit großer Genugtuung sah Sebastian, dass Cosmins Gesichtszüge ziemlich versteinert waren. Blitzschnell griff er sein Handy und machte eine Serie von Bildern, darunter ein paar von Cosmin. „Papa, Mama, ich hab doch gar kein Bild von euch auf dem Handy. Und da ich ja bald zum Studium an die Uni gehe, dachte ich gerade, es wäre doch schön, wenn ich ein Bild von euch hätte.“ Nur teilweise bewegte Gesichter in der Runde, aber ein Du elender Heuchler! in seinen Gedanken und er erlaubte sich ein Grinsen. „Ach, wie werde ich das vermissen!“, seufzte Sebastian übertrieben und wurde von seiner Mutter in die Arme geschlossen, die ihm einen Rosenkranz in die Hand drückte. Sein Vater sagte nichts, aber den finster zusammengezogenen Augenbrauen entnahm Sebastian, dass der ihm nicht wirklich glaubte. „Pfarrer Musenbauer hat mir versichert, dass der Heilige Vater höchstpersönlich, stell dir vor, höchstpersönlich, der Heilige Vater, diesen Rosenkranz während des Weltjugendtages in Köln gesegnet hat. Nimm ihn mit, dann weiß ich dich beschützt.“ Ich kotze gleich. Wieder die Stimme des Vampirs in seinem Kopf, mit einem leicht belustigten Unterton, aber auch etwas wütend. Viel Spaß beim Leeren dieser elenden Pfütze, deiner schwarzen Seele, ich geh jetzt Party machen und werde im Sodom an dich denken, erwiderte Sebastian hochzufrieden und verließ das elterliche Haus, um seinen Freund abzuholen. Gut, dass ich alles eingepackt habe und es danach direkt zum Flughafen geht. Ist das cool. In spätestens zwei Tagen surfe ich mit Malte vor Hawaii und heute ist Party angesagt. Und im Flugzeug können wir schlafen.
Während sie sich bei Malte partyfertig machten, erzählte Sebastian, wie er Cosmin den Bibelfetischisten und Papstgroupies seines Vaters zum Fraß vorgeworfen hatte. Über die Handyfotos von Cosmin in der Runde der Bibelfreunde hatte Malte sehr gelacht und gemeint, dass der Vampir da so wenig reingepasst hätte wie ein Fuchs in einen Hühnerstall.
„Ja und?“, tat sein Freund den Einwand frech ab. Als er Malte erzählte, dass er den Vampir ernsthaft als am Priesterberuf interessiert vorgestellt hatte, prustete Malte los und bekam sich kaum wieder ein. „Basti, du bist so ein Arsch“, meinte er. „Das ist böse, wirklich böse. Bist du sicher, dass er das wirklich verdient hat?“ „Oh ja, das hat er. Und noch mehr, wenn er mich nicht in Ruhe lässt“, gab sich sein Freund überzeugt. „Dann mach ich ihm einen Einlauf mit Weihwasser! Aber mit dem Kärcher! Vielleicht steht die Vampir schwuchtel ja darauf.“ „Ich bin da nicht so sicher“, murmelte Malte und fuhr trotz des irritierten Blickes von Sebastian fort. „Basti, mal ernsthaft jetzt. Eure Kämpfe sind zwar ganz lustig, aber langsam ufert das etwas aus. Jetzt ziehst du auch schon deine Eltern mit rein. Okay, wir wissen zwar beide, dass dein Vater ein Idiot ist. Aber allmählich wird es gefährlich.“ „Was soll das denn? Zuletzt fandest du die Idee doch ganz gut“, fragte Sebastian überrascht. „Ja, aber ich habe nachgedacht. Was ist, wenn Cosmin nur mal mit dir reden will? Ja, ich weiß“, wehrte er ab, als Sebastian etwas sagen wollte. „Er nervt dich und so weiter. Das hast du oft genug gesagt. Aber dein Vater macht nun mal Geschäfte mit Ioan Radulescu. Ihr werdet euch also immer wieder mal über den Weg laufen. Und da könnt ihr euch nicht laufend fetzen.“ „Fällst du mir jetzt in den Rücken? Bist du auf seiner Seite?“ „Red nicht son Stuss!“, fuhr Malte ihn scharf an und Sebastian blickte verdattert. „Ich denke aber im Gegensatz zu dir auch mal daran, dass er dich nie bedroht hat. Er hat immer nur vor Ioan gewarnt. Nämlich dass der nicht mitbekommen
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