Böses Blut der Vampire
Kinder nicht vor den Widernatürlichen.“ „Dagegen muss man wirklich etwas tun“, meinte auch Ioan und Cosmin hatte Mühe, sich zu beherrschen. „Mit den jungen Leuten aus unserer Gemeinde könnten wir die Gebäude auch renovieren. Es sind einige Handwerker darunter, ein paar arbeitslose Männer. Und ich kenne ein paar pensionierte Handwerksmeis ter, die sicher gern bereit wären, ein Auge auf die Arbeiten zu werfen. Johannes hat auch gute Kontakte zu Handwerksbetrieben in der Region, die er gelegentlich mit Arbeiten in den von ihm betreuten Immobilien beauftragt.“ „Ein soziales Projekt, eine sehr gute Idee, Herr Harrach. Das wird Herr Radulescu gern unterstützen“, sekundierte Bea van Oosten und Ioan blickte etwas perplex, als seine Beraterin so für ihn entschied. „Vielleicht gibt die ARGE ja auch Zuschüsse. Herr Radulescu wird sicher gern behilflich sein und einen fairen Lohn zahlen. Wir wollen doch alle, dass junge Familien ihr Auskommen haben.“ Die Düsseldorfer Finanzberaterin Bea van Oosten war es gewohnt, Situationen schnell zu analysieren und ihre Chancen auszuloten. Eines Tages hatte ihr Weg sie nach Rumänien geführt, denn einige ihrer Kunden hatten großen Bedarf an Zellulose und Rumänien verfügte über große Wälder. Und ein Großteil der Wälder gehörte einem Ioan Radulescu. Sie bemühte sich um einen Termin mit ihm, und als die beiden sich kennenlernten, stellten sie schnell fest, dass sie sich gut verstanden. Auf der einen Seite die skrupellose Finanzmaklerin, die eine Investitionsmöglichkeit nur danach beurteilte, ob und welchen Profit sie abwarfen und auf der anderen Seite Ioan Radulescu, der jemand suchte, der genauso gestrickt war wie er selbst. Das waren die Radulescus, als sie Kunden wurden der Investmentbankerin. Nachdem diese ein paar kleinere Geschäfte zur vollen Zufriedenheit von Ioan getätigt hatte, beauftragte er sie, für seine Unternehmungen die entsprechende Struktur zu schaffen. Über einen Zeitraum von mehreren Jahren entstand so ein Konglomerat verschiedener Unternehmen, das über eine Holding verwaltet wurde. Nominell hielt Cosmin die meisten Anteile, doch das operative Geschäft führten Ioan und Jana Beatrix van Oosten. Cosmin war das freundliche Gesicht nach außen. Ihr Chef blickte etwas finster und öffnete schon den Mund, um etwas zu sagen, als sie wiederum das Wort ergriff. „Herr Stadtrat“, sie redete den Lokalpolitiker immer so an, da sie Peter Harrach auch gern bei seiner Eitelkeit packen wollte, „wann könnte es denn losgehen mit den Arbeiten? Und was halten Sie davon, wenn wir später eine Einweihungsfeier machen und die lokale Presse dazu einladen? Damit in Plauen bekannt wird, wie sehr Sie sich engagieren? Vielleicht ein kleiner Gottesdienst dazu?“ Jetzt kapierte auch Ioan Radulescu, was seiner Beraterin vorschwebte und er musste ihr insgeheim Beifall zollen. Das wäre eine gute Gelegenheit, die öffentliche Meinung zu beeinflussen und den Stadtrat noch weiter an sich zu binden. „Wenn Ihre Handwerker gut sind, dann bin ich gern bereit, etwas mehr als den ortsüblichen Lohn zu zahlen, man muss etwas dafür tun, damit dieses schöne, alte Herrenhaus erhalten bleibt. Ich werde für mich nicht so viel Wohn- und Arbeitsraum benötigen und kann mir gut vorstellen, hier draußen zu leben. Und wenn in den restlichen Gebäuden vorübergehend Platz ist für meine Verwaltung, dann kann das später sicher auch in ihrem Sinne weiter genutzt werden“, schloss der ältere Vampir sich an. „Bea, Sie übernehmen die Renovierung und stimmen sich mit Herrn Harrach ab. Sie wissen ja, was wir brauchen.“ Der hocherfreut dreinblickende Stadtrat, der seine Träume in greifbare Nähe rücken sah, versprach gern, alles in die Wege zu leiten. Einige Tage später rückten fünfundzwanzig beschäftigungslose, junge Leute an, von denen es in Plauen genug gab, und die ersten Arbeiten wurden umgesetzt. Und es wurde ein Plan zur Sanierung der Wirtschaftsgebäude sowie Instandsetzung des Wohntraktes des Herrenhauses erstellt. Nach wenigen Tagen wimmelte es in der alten Schlossanlage vor Leben. Bald waren die ersten Baufortschritte ersichtlich, beispielsweise wurde die alte, das gesamte Gelände umfassende hohe Mauer repariert, das verrostete alte Tor wurde herausgerissen und durch ein gewaltiges, schmiedeeisernes, aus zwei Flügeln bestehendes neues Tor ersetzt. Mit dem Wappen der Radulescus versehen, mehr als vier Meter hoch, war es ein imposanter Anblick. Der
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