Böses Blut der Vampire
Paderborn ins sächsische Plauen verschlagen. Geboren im westfälischen Büren als Sohn einer fest im katholischen Milieu verwurzelten Familie, hatte er nach der Schule eine Ausbildung zum Verwaltungsfachangestellten durchlaufen. Dann war der junge Peter bei der Kreisverwaltung in der Katasterbehörde gelandet. Er liebte den Umgang mit klaren Regeln, mit den geduldigen Plänen und Verzeichnissen in den Aktenschränken, denn da war alles klar geordnet. In seiner Freizeit war der Westfale tätig in der katholischen Landjugend. Dort war er dem damaliger Paderborner Bischof Dyba aufgefallen, denn Peter Harrach kam gut zurecht mit den klaren Regeln, die Johannes Dyba verkündete. Er verehrte den Kirchenmann für dessen klare Worte und so war es nur selbstverständlich, dass er seine Söhne von Dyba hatte taufen lassen. Sein Ältester hieß Johannes. Als nach der Vereinigung im Osten Deutschlands die Verwaltung neu aufgebaut werden sollte, wurde Peter Harrach zur Treuhand abgeordnet, denn die Besitzverhältnisse und Grundstückszuschnitte in der Ex-DDR waren unklar und wer wäre besser geeignet, da Klarheit hineinzubringen als der Bürener Verwaltungsfachmann? Peter Harrach entdeckte, dass er jetzt Regeln umsetzen musste, die ihm nicht zu passen schienen. Und er musste selbst Regeln aufstellen oder drohendes Chaos in Kauf nehmen. Chaos, ungeregelte Abläufe und Unordnung hasste er zutiefst. Er merkte sich, wo Unregelmäßigkeiten stattfanden und hatte bald ein Netz von Abhängigkeiten geschaffen, in dessen Mitte er saß. Und wenn es nötig war, dann zog er an den geeigneten Fäden und am Ende des Fadens zuckte irgendeine Leiche in irgendeinem Keller. So hatte Maltes Vater das recherchiert, dem Harrachs Gemauschel ein dicker Dorn im Auge war. Er lauerte nur darauf, dem konservativen Ratskollegen Fehler nachzuweisen. Fairerweise respektierte er aber die Freundschaft seines Sohnes mit dem Sohn des reaktionären Arschlochs, wie er Harrach nannte, und bemühte sich, Sebastian nicht in Verlegenheit zu bringen, wenn der bei ihnen zu Besuch war. Maltes Vater hatte es dem Freund seines Sohnes einmal mit ruhigen Worten beigebracht, dass die politische Feindschaft sich nicht auf die Kinder erstrecken würde und dass Sebastian jederzeit willkommen war.
„Ihr beide seid ja bald weg, wenn euer Studium beginnt, könnt ihr euch von den kleinen Kalamitäten der Stadt Plauen verabschieden. Nehmt euch eure Arbeit mit, dann seid ihr unabhängig und habt neben dem Unterhalt, den Harrach und ich euch zahlen, noch ein zusätzliches Einkommen.“
Am nächsten Morgen stand Sebastian auf und freute sich dann doch auf seine Familie. Da es Wochenende war, saßen seine Eltern am Frühstückstisch und es gab eine lange Unterhaltung.
„Wie war es im Vatikan? Wart ihr auch in der Engelsburg?“, erkundigte Peter Harrach sich neugierig. „Schon beeindruckend“, musste Sebastian zugeben. „Wir haben auch kurz den Papst gesehen, am Mittwoch war Generalaudienz auf dem Petersplatz, ich habe dir ein paar Fotos mitgebracht, die muss ich noch auspacken. Außerdem ein Buch über den Bau der Peterskirche, die vatikanischen Museen sind wirklich toll. Die Ausstellungen hätten dir bestimmt gefallen. In der Engelsburg waren wir auch. Der Führer hat uns auch den Geheimgang gezeigt, durch den Clemens VII. geflohen ist und das Verlies, in dem der Papst einen Kardinal erwürgen lies. War wirklich spannend, ich habe gar nicht gewusst, dass es in der Kirche solche Verbrecher gab.“ Die kleine Spitze gegen seinen Vater, den erklärten Papst-Fan, hatte Sebastian sich nicht versagen können und Peter Harrach verzog kurz das Gesicht. Das Buch hatte Sebastian schon ausgepackt, auch seiner Mutter hatte er ein Geschenk mitgebracht. Eine kleine Kopie der Pietà von Michelangelo. Und für 40 Euro hatte er eine Urkunde mit dem päpstlichen Segen gekauft. Er selber hatte es überhaupt nicht mit Religion, wusste aber, dass er seiner Mutter damit eine Freude machen konnte. Und so war er noch kurz vor dem Urlaub zum Pfarrer gefahren, hatte sich mit Stempel und Unterschrift das nihil obstat geben lassen, mit dem der Pfarrer bestätigte, dass Sebastians Mutter Mitglied der Gemeinde war und so seiner Mutter ein Geburtstagsgeschenk besorgt. „Mama, alles Liebe zum Geburtstag. Wenn auch nachträglich.“ „Ach Sebastian, das wär doch nicht nötig gewesen! Der Segen von Seiner Heiligkeit Papst Benedikt XVI.! Was wohl die anderen sagen werden? Vorgestern habe ich noch zu Marianne
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