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Böses Blut

Böses Blut

Titel: Böses Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arne Dahl
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hinunter. Er nickte der Empfangsdame gut gelaunt zu, sie jedoch sah aus, als hätte sie Hundescheiße gegessen. Er spannte den gloriosen Teddy–Regenschirm auf und stürzte sich hinaus in den strömenden Regen.
    Er hatte den Dienst–Audi auf der anderen Seite von Gustav Adolfs Torg parken müssen, beim Opernhaus, und lief nun quer über den Platz, die Aktentasche an den Körper gepreßt. Der Teddy–Regenschirm schützte kaum mehr als seinen Schädel. Er sprang in den Audi und öffnete die Aktentasche. Er blätterte die blassen Kopien von Justine Lindbergers Terminplaner durch, um für das Treffen mit der jungen Witwe ein paar Trümpfe in der Hand zu haben. Er hoffte, sie nicht ausspielen zu müssen.
    Dann wendete er den Wagen in Richtung Strömmen, fuhr am Opernkeller vorbei, überquerte Blasieholmen und Nybrokajen, fuhr die Sibyllegata hinauf und bog beim Armeemuseum rechts in die Riddargata ein. Der alberne Ballon, in dem sich den ganzen Sommer über Touristen hatten herumfahren lassen, war immer noch da, sah aber im Regen total verlassen aus.
    Ein Stück den Hügel hinauf hielt er an, parkte grob ordnungswidrig vor dem Lieferanteneingang eines Geschäfts und hastete in einen Hauseingang, wo er, vor dem Regen geschützt, neben dem Namensschild »Eric und Justine Lindberger« auf einen Knopf der Gegensprechanlage drücken konnte. Nachdem er viermal geklingelt hatte, hörte er ein schwaches: »Ja?«
    »Justine Lindberger?«
    »Nicht wieder die Presse, hoffe ich?«
    »Die Polizei. Kriminalinspektor Arto Söderstedt.«
    »Kommen Sie herein.«
    Der Türöffner summte, und er trat ein, kletterte sechs fahrstuhllose Treppen hinauf und traf Justine Lindberger in der Tür stehend an. Viggo Norlander hatte nicht übertrieben, als er ihre spröde Schönheit mit ziemlich unpoetischen Worten beschrieben hatte. Söderstedt zog es vor, sie sich als langbeinige arabische Prinzessin vorzustellen, die auf einem weißen Pferd durch die Wüste preschte. Er schämte sich ein wenig dieser klischeehaften ersten Assoziation.
    »Söderstedt«, keuchte er und wedelte mit seinem Polizeiausweis. »Ich hoffe, ich störe nicht allzusehr.«
    »Kommen Sie herein«, sagte sie noch einmal. Ihre Stimme war vom vielen Weinen geschwächt.
    Die Wohnung sah ungefähr so aus, wie er es erwartet hatte, durchgestylt elegant, exklusiv, aber nicht protzig, eher streng, delikat. Im stillen tastete er nach Adjektiven.
    Er wurde zu einem Ledersofa gewiesen, das absolut unbenutzt aussah. Es war selbstverständlich bequem bis an die Schlafgrenze. Justine Lindberger setzte sich auf die Kante eines stilvollen Sprossenstuhls auf der anderen Seite des zitronenfarbenen flachen Glastischs im Wohnzimmer. Eine Glastür führte auf einen Balkon mit Aussicht auf Nybroviken und Skeppsholmen.
    »Mein Beileid«, sagte er gedämpft. »Ist die Presse sehr lästig?«
    »Es ist furchtbar«, sagte sie.
    »Ich will mich bemühen, es so kurz wie möglich zu machen«, begann Söderstedt und fuhr fort: »Haben Sie irgendeine Idee, was der Anlaß dafür gewesen sein könnte, daß Ihr Mann ermordet wurde?«
    Sie schüttelte langsam den Kopf. Bisher war sie seinem Blick sorgsam ausgewichen, wie auch jetzt wieder. »Nein«, sagte sie. »Wenn es sich um einen Serienmörder handelt, dann war es wohl ein Zufall. Der grausamste, den man sich vorstellen kann.«
    »Und es gibt keine andere Möglichkeit? Nichts im Zusammenhang mit Ihren Kontakten zur arabischen Welt?«
    »Unsere Kontakte waren äußerst friedlich.«
    »Sie sollten am Freitag nach Saudi–Arabien fliegen. Welchen Auftrag hatten Sie?«
    Sie begegnete endlich seinem Blick. Ihre dunkelbraunen Augen waren voller Trauer, aber einen kurzen Augenblick lang erschien es ihm, als gäbe es eine noch tiefere Trauer in ihnen, eine Schuld, die noch tiefer war als die, die der Überlebende dem toten Partner gegenüber immer empfindet; all das Ungetane, das ungetan bleiben würde, alles, worüber man hätte reden sollen, was man aber aufgeschoben hatte. Es war mehr als das, dessen war er sich sicher, aber ihr Blick wich seinem aus, bevor er ihn festhalten konnte.
    »Es ging um Detailfragen bezüglich einiger neugegründeter saudischer Importlager, um die Konsequenzen für schwedische Kleinunternehmen. Was sollte das mit der Sache zu tun haben?«
    »Sicher gar nichts. Ich muß mir nur die Situation klar vorstellen können. Gibt es zum Beispiel jemanden, der ein Interesse daran haben könnte, daß Sie zu dem Treffen nicht erscheinen, was wohl

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