Böses Herz: Thriller (German Edition)
Großspurigkeit waren gespielt, aber er musste glaubwürdig wirken.
Er musste fast unerträglich lange warten, bevor die Antwort kam: »Na gut. Du kannst dein Geld morgen abholen. Wo soll es hinterlegt werden?«
Bezahlt wurde er mit Bargeld in Briefumschlägen, die jedes Mal an einem anderen vorher vereinbarten Ort deponiert wurden. Er nannte die Adresse einer Schnellreinigung, die nach Katrina aufgegeben worden war.
»Auf der Theke steht eine alte Registrierkasse. Das Geld soll in die Schublade gelegt werden.«
»Es wird da sein. Bis dahin will ich über Bonnell Wallace auf dem Laufenden gehalten werden. Sobald er irgendwas tut, das von seiner Alltagsroutine abweicht, will ich es wissen.«
»Kleinigkeit für mich.« Bevor er sich noch mehr anhören musste, hatte Diego aufgelegt und marschierte wieder in den Laden. Er holte sich einen neuen Einkaufswagen und stellte erneut seine Einkäufe zusammen. Er ließ nie etwas unbewacht stehen, weil er Angst hatte, dass in der Zwischenzeit ein Peilsender oder etwas Schlimmeres angebracht worden sein könnte.
Und so nett ein Umschlag mit fünfhundert Dollar auch war, er würde ihn erst in ein paar Tagen abholen. Erst würde er das Gebäude mit der Reinigung überwachen, um sich zu überzeugen, dass man ihm keine Falle stellte. Seine Auftraggeber vertrauten ihm nur bedingt, aber er traute ihnen keinen Fingerbreit über den Weg.
Als er den Laden mit seinen Einkäufen und einer geklauten Dose Schinken verließ, regnete es. Trotz des Wetters kehrte er auf Umwegen nach Hause zurück, sah sich dabei immer wieder um und schloss regelmäßig die Finger um sein Rasiermesser, bevor er um eine unübersichtliche Ecke bog.
Isobel empfing ihn mit einem süßen Lächeln und einem trockenen Handtuch. Mit jedem Tag zeigte sie sich ihm gegenüber etwas weniger schüchtern. Allmählich begann sie ihm zu vertrauen und zu glauben, dass er ihr weder etwas antun noch ihren Körper verkaufen würde.
Er hatte aufgehört, sie zu berühren. Er traute sich nicht, auch nur ihre Wange zu streicheln, nicht solange ihm bei ihrem Anblick das Herz schmolz und ihm gleichzeitig fast die Hose platzte.
Nachts umklammerte sie mit einer winzigen Faust ihr silbernes Kruzifix und weinte sich in den Schlaf. Immer wieder wachte sie schreiend aus ihren Albträumen auf. Wenn ihr die Erinnerungen zu sehr zusetzten, weinte sie manchmal stundenlang, die Hände vor das Gesicht geschlagen und stöhnend, zusammengekrümmt vor Scham, weil sie mit Hunderten von Männern hatte schlafen müssen.
Aber für Diego war sie rein und gut und unschuldig. Wenn jemand unrein war, dann war er das, denn er war mit einer Widerwärtigkeit befleckt, die sich einfach nicht abwaschen ließ. Mit seiner Berührung hätte er sie nur beschmutzt und neue Narben auf ihrer Seele hinterlassen. Darum hielt er sich zurück und liebte sie allein mit Blicken und seinem klopfenden Herzen.
Er leerte die Tüte mit Lebensmitteln auf den Tisch. Gemeinsam löffelten sie eine Packung Eis leer. Er schaltete seinen iPod ein und hätte schwören können, dass die Musik besser klang, seit sie die Lieder mit ihm teilte. Sie lachte wie ein Kind, als ihr der Goldfisch durch die Glaswand hindurch Küsse zuschmatzte.
Für ihn war sie ein Engel, der sein unterirdisches Gemach wie eine Sonne mit strahlender, sauberer Helligkeit erfüllte. Er badete in ihrem Licht und wollte es keine Sekunde missen.
Der dämliche Auftrag konnte ruhig ein, zwei Stunden warten.
Honor saß gerade auf der Koje neben ihrer schlafenden Tochter, lauschte dem Regen und ihrem Herzklopfen, als sie einen so schweren Schlag hörte, dass er durch das Metall hindurch zu spüren war. Sie zog die Pistole unter der Matratze hervor, hielt sie vor ihre Brust und kletterte leise die Stufen hinauf, um durch die Luke zu spähen.
»Ich bin’s«, sagte Coburn.
Zutiefst erleichtert ließ sie die Waffe sinken. »Ich hatte Sie schon fast aufgegeben.«
»Es war kein leichter Weg zurück zum Wagen, vor allem nicht über Land. Bis ich dort ankam, war es schon dunkel, und es regnete. Dann musste ich erst noch eine Straße finden. Auf der Karte sind nur Wasserwege eingezeichnet. Schließlich habe ich eine Schotterstraße entdeckt, die nicht allzu weit von hier endet.«
Für Honor kam es einem Wunder gleich, dass er überhaupt zurückgefunden hatte.
»Alles okay?«, fragte er.
»Emily wollte wach bleiben, bis Sie zurückkommen, aber dann haben wir gegessen und eine Weile mit Elmo gespielt. Schließlich
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