Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Bote ins Jenseits

Bote ins Jenseits

Titel: Bote ins Jenseits Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hauke Lindemann
Vom Netzwerk:
Schwanz ein. »Wie meinst du das denn jetzt schon wieder? Er hat es doch zugegeben! Wer würde denn einen Mord zugeben, ohne ihn begangen zu haben?!«
    Gregor zuckte erneut mit den Schultern und starrte ins Leere. »Du würdest dich wundern. Es gibt nicht nur Schuldige, die alles abstreiten. Es gibt auch Unschuldige, die alles Mögliche auf ihre Kappe nehmen.«
    Kamp tippelte aufgeregt mit den Pfoten. »Blödsinn! Warum denn?«
    »Tja, das ist dann immer die Frage. Gibt viele Gründe. Geltungsbedürfnis, Dummheit, weil sie jemand anders schützen wollen – na ja, oder auch Angst.«
    Kamp starrte den Boten schweigend an. Diesmal lief es anders herum. Gregor fühlte sich unter diesem Blick unbehaglich.
    »Tatsache ist, dass ich ihm ziemlich eingeheizt habe. Der hat heute Dinge gesehen, die man normalerweise nur in Filmen zu sehen bekommt. Das ist nun mal leider die Methode, auf die wir Vergeltungsboten angewiesen sind. Wir müssen die Schuldigen so weit bringen, dass sie sich freiwillig den Behörden stellen. Dass jemand einfach nur einsichtig oder gar reumütig ist, kommt so gut wie nie vor. Dieser Schuss kann schon mal nach hinten losgehen. Sei mal ganz ehrlich, wie hättest du vor deinem Tod reagiert, wenn dir das passiert wäre, was Bindernagel erlebt hat?«
    Kamp starrte weiter.
    »Und vergiss nicht, wir haben immer noch einen bis zwei weitere Kuchen im Ofen. Da wäre zum Beispiel noch dein alter Freund Musiol…«
    »Der ist nicht mein Freund!«, blaffte Kamp dazwischen.
    »Komm schon, du weißt, wie ich das gemeint habe. Fakt ist, dass er von allen immer noch am besten ins Bild passt, einfach weil er als Einziger die Möglichkeit hatte, überhaupt in euer Verwaltungsgebäude reinzukommen. Und wenn ich an den Verlauf unserer letzten Begegnung denke, fällt es mir überhaupt nicht schwer, ihn weiterhin auf der Rechnung zu haben. Ja, und dann…«, holte Gregor aus und stellte sich auf das Schlimmste ein, »… wäre da ja auch immer noch deine Schwester, so leid es mir tut.«
    Kamp zog die Lefzen an.
    »Bevor du dich künstlich aufregst, solltest du dich daran erinnern, dass wir übereingekommen sind, beide mit auf die Liste zu nehmen, Bindernagel und sie!«
    »Ja, aber genau darum verstehe ich nicht, worüber wir hier reden! Bindernagel hat alles gestanden. Warum versuchst du jetzt mit aller Macht, die Früchte deiner Arbeit in Frage zu stellen?«, bellte Kamp aufgebracht.
    Gregor lächelte seinen Klienten nachsichtig an und beugte sich zu ihm vor. »Verstehst du das wirklich nicht? Dann habe ich eine Frage an dich. Willst du, dass einfach nur irgendjemand für deinen Tod büßen muss, Hauptsache es ist nicht deine Schwester, oder willst du, dass exakt der Mensch, der dich kaltblütig über die Klinge gehen ließ, zur Verantwortung gezogen wird?«
    »Ich…«, setzte Kamp an, um gleich darauf wieder zu verstummen.
     
     
    Wie bescheuert war das? Jemand hatte alles gestanden, und trotzdem gab Gregor sich nicht zufrieden.
    Er hasste es, sich das eingestehen zu müssen, aber das, was der Bote zuletzt gesagt hatte, traf den Nagel leider auf den Kopf. Bevor Gregor am Tag zuvor allein losgezogen war, war Kamp davon überzeugt gewesen, dass es nur Musiol gewesen sein konnte.
    Bindernagel hielt er für einen Idioten, einen Blender, der nach außen gern auf breite Hosenträger machte, aber, wenn es drauf ankam, zu feige war, um Taten folgen zu lassen. Zumindest soweit es die Bremsleitungen seines Autos betraf, hatte er ihn allerdings völlig unterschätzt!
    Seine Schwester hatte lediglich den Fehler begangen, nicht klar Stellung zu beziehen. Das machte sie aber noch lange nicht zu einer Verdächtigen, und wenn Gregor sich noch so sehr ins Zeug legte, um ihn davon zu überzeugen. Es machte höchstens ihn zu einem schlechten Bruder, wenn sie wirklich in Erwägung zog, ihm eine Art dunkle Seite oder zweites Gesicht zuzutrauen. Er hatte zwar noch immer keine konkrete Vorstellung davon, wie er das hinbekommen hatte, aber das war keine Ausrede.
    Wie es schien, hatte Gregor recht. Verdammter Mist!
    »Und was hast du jetzt vor?«, fragte er Gregor.
    »Soweit es mich betrifft, bleiben noch zwei Personen übrig, die in Frage kommen. Na gut, vielleicht auch nur anderthalb. Wir müssen den Druck auf sie erhöhen, müssen uns überlegen, wie sie es angestellt haben könnten, und sie damit konfrontieren, und zwar so, dass sie den Eindruck gewinnen, wir wüssten bereits Bescheid.«
    »Das ist alles, was wir tun können?«
    »Ich

Weitere Kostenlose Bücher