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Bova, Ben - Asteroiden-Trilogie 3

Bova, Ben - Asteroiden-Trilogie 3

Titel: Bova, Ben - Asteroiden-Trilogie 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Asteroidenfeuer
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hierher gebrettert, um mir was von einer Reichsgründung zu erzählen, oder?«
    »Nein«, sagte Pancho und wurde sofort wieder ernst. »Deshalb sicher nicht.«
    »Weshalb dann?«
    »Ich muss Lars sprechen.«
    »Ihn sprechen? Du meinst von Angesicht zu Angesicht?«
    Pancho nickte düster.
    »Und wozu?«
    »Amanda«, sagte Pancho und wunderte sich darüber, wie schwer die Worte ihr über die Lippen kamen. »Sie ist … gestorben.«
    »Gestorben?« George war perplex.
    »Bei der Geburt.«
    »Verdammte Scheiße«, murmelte George. »Lars wird ausrasten, wenn er das erfährt.«
    »Akute Anämie?«, sagte Humphries mit sich verengenden Augen.
    »Wie kann mein Sohn denn akute Anämie haben?«
    Der Mann, der vor Humphries’ Schreibtisch saß, war der Chefarzt des Krankenhauses von Selene, ein Herz-Chirurg, ein großer, imposanter Mann mit unverhältnismäßig kleinen und zarten Händen. Er trug eine maßgeschneiderte aschgraue Business-Strickjacke; sein Gesichtsausdruck war ernst, aber väterlich; er war es gewohnt, besorgten und verwirrten Patienten und ihren Familien Informationen und gute Ratschläge zu geben. Er wusste, dass er seine Autorität Humphries gegenüber wahren musste. Ein so mächtiger Mann konnte einem Ärger machen. Keiner der rangniederen Ärzte des Krankenhauses hatte es gewagt, Martin Humphries diese Nachricht zu übermitteln.
    Er breitete die Hände in einer beschwichtigenden Geste aus. »Diese Frage ist nicht so leicht zu beantworten, Mr. Humphries. Das Baby hat ein defektes Gen, eine Mutation.«
    Humphries warf einen grimmigen Blick auf Victoria Ferrer, die an der Seite des Schreibtisches saß. Sie schaute betont unbeteiligt.
    »Es könnte durch ionisierende Streustrahlung verursacht worden sein«, fuhr der Arzt affektiert fort, »oder auch durch die niedrige Gravitation hier. Wir wissen einfach noch nicht genug über die langfristigen Auswirkungen niedriger Gravitation.«
    »Könnte es auch durch Drogenkonsum verursacht worden sein?«, fragte Ferrer.
    Humphries schaute sie finster an. Das Selbstvertrauen des Arztes fiel im ersten Moment merklich ab, doch er erlangte die Fassung schnell wieder. »Wir haben bei der Autopsie wirklich ein erhöhtes Barbiturat-Niveau in Mrs. Humphries’ Blut festgestellt. Aber ich bezweifle …«
    »Das macht nichts«, sagte Humphries barsch. »Es spielt keine Rolle mehr. Die Frage ist nur, wie sich das auf meinen Sohn auswirken wird?«
    »Chronische Anämie ist therapierbar«, beschwichtigte der Arzt.
    »Sie kann medikamentös behandelt werden. Er wird imstande sein, ein ganz normales Leben zu führen, solange er sein Medikament nimmt.«
    »Gar keine Probleme?«
    »Nicht, solange er das Medikament nimmt«, sagte der Arzt mit einem eingeübt beruhigenden Lächeln. »Gut, es ist vielleicht mit Asthma-Anfällen zu rechnen, aber das müsste man mit Antihistaminen oder einer Adrenalin-Therapie in den Griff bekommen. Bei schwierigen Fällen können wir sogar …«
    »Was denn noch?«, blaffte Humphries.
    »Pardon?«
    »Was stimmt denn noch nicht mit ihm?«
    Das Lächeln des Arztes schwächte sich zunächst etwas ab und kehrte dann mit voller Strahlkraft wieder. »Der genetischen Untersuchung nach zu urteilen ist er völlig normal. Mit der richtigen Ernährung dürfte er eine nur geringfügig unter dem Durchschnitt liegende Körpergröße erreichen. Und wenn er …«
    »Sie meinen also, dass er ein Kümmerling sein wird«, sagte Humphries.

    »Ich … äh … so würde ich es nicht ausdrücken, Mr. Humphries«, stotterte der Doktor konsterniert. »Der Junge wird sich innerhalb normaler Standards bewegen.«
    »Wird er sechs Fuß groß werden?«
    »Sechs Fuß … das ist über einen Meter achtzig, nicht wahr? Nein, ich bezweifle, dass er so groß werden wird.«
    »Wird er athletisch sein?«
    »Nun, das kommt darauf an. Ich meine, die Anämie wird sicher ein Faktor bei seinen Fähigkeiten sein – natürlich. Aber es ist noch viel zu früh …«
    Humphries hörte sich an, wie er halb um Entschuldigung heischend, halb dozierend darlegte, was einen guten Vater ausmachte.
    Humphries lehnte sich auf dem Stuhl zurück und legte die Hände in den Schoß, um nicht vor lauter Ungeduld mit den Fingern auf dem Tisch zu trommeln; vor dem geistigen Auge sah er noch einmal seinen neugeborenen Sohn: ein dürres, rothäutiges, kreischendes kleines rattenartiges Ding, die Augen geschlossen, der Mund offen und keuchend, jämmerliche Zahnstocher-Ärmchen und Beinchen, die kläglich schlegelten.

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