Braut wider Willen
über die Länge des Raumes hinweg ansah.
Catos Aufmerksamkeit wurde auf die Wölbung ihrer Hüfte unter dem sinnlichen Faltenwurf des Kleides gelenkt. Geistesabwesend massierte er seinen Nacken.
Verflixtes Kleid!
»Euch gefällt mein Kleid nicht, Mylord?« Phoebe brach das Schweigen, als sie es nicht mehr aushielt.
Cato sagte brüsk: »Im Moment interessiert mich mehr, wo du es erstanden und wie du es bezahlt hast. Denn dass es bezahlt wurde, nehme ich an.« Er zog eine Braue in die Höhe.
Phoebe, der Ton und Mimik missfielen, da sie Ausdruck purer Ironie waren, hätte seinen Zorn bei weitem vorgezogen.
Sie spürte, wie sie errötete, etwas, das ihr ebenso missfiel, und sagte mit fast unbewusster Arroganz: »Ich bezahle selbst, Sir.«
»Wie?«, wollte er wissen. »Du hast mich nie um Geld gebeten. Alle deine Bedürfnisse und Wünsche werden im Rahmen des Haushalts erfüllt, abgesehen von Bändern und Haarnadeln … Krämerwaren.« Er machte eine wegwerfende Handbewegung. »Wenn du Geld benötigst, brauchst du nur darum zu bitten. Da du es nicht tatest, musst du meine Neugierde entschuldigen.« Der ironische Ton war nun noch ausgeprägter.
»Ich konnte Euch nicht um Geld bitten, da Ihr mich nach dem Grund gefragt hättet«, wandte Phoebe ein. »Ich wollte Euch überraschen.«
»Hölle und Teufel!« Cato fuhr sich nervös durchs Haar. »Warum muss ich überrascht werden? Das mag ich ganz und gar nicht.«
»Ach!« Phoebe sagte es ein wenig verblüfft. »Die meisten Menschen lieben Überraschungen, zumindest angenehme.«
»Beantworte die Frage, bitte!«
»Ach … nun ja … ich hatte eigenes Geld«, erklärte sie. »Von meinem Vater.« Eine lachhafte Möglichkeit, die aber nicht ganz unwahr war.
Cato sah sie mit gerunzelter Stirn an. Sehr wahrscheinlich klang das nicht. Als traditionell denkender Vater hätte Lord Carlton ihn von einem Geldgeschenk zur Hochzeit in Kenntnis gesetzt, ehe er seine Tochter in ihrem neuen Heim zurückließ. Ihm kamen andere Erklärungen in den Sinn.
»Hast du das Geld von Portia?« Er hätte es nicht gern gesehen, wenn seine Frau Wohltaten von Seiten Decaturs angenommen hätte. Seine dunklen Augen blitzten, und an seiner Schläfe schlug sichtbar der Puls.
Phoebe schüttelte hastig den Kopf. »Nein … nein, wirklich nicht, Mylord.«
»Komm mir nicht mit dem Schwindel von der Großzügigkeit deines Vaters«, sagte er knapp. »Die Wahrheit, wenn ich bitten darf.«
Es gab kein Entrinnen. »Ich verpfändete ein paar Ringe meiner Mutter.«
Cato starrte sie an. »Du hast dich mit einem Pfandleiher eingelassen?«
»Es ging ganz leicht und diskret vor sich«, sagte sie in einem Ton, der beruhigend klingen sollte. »Niemand hat uns in Witney gesehen. Es ging ganz schnell!«
»Um Himmels willen, Phoebe! Warum hast du dir nicht zu Hause ein Kleid nähen lassen?«
»Eines wie dieses hätte ich nicht hier nähen lassen können.« Phoebes Ton verriet, dass dies außer Frage stand. »Ellen hat von Mode keine Ahnung. Und warum hätte ich mir noch ein hausbackenes Kleid zulegen sollen?«
»Aber warum nicht? Was ist in dich gefahren, dir ein Kleid zu kaufen, das einer Kurtisane am Königshof angemessen wäre? Du hast wohl von Anstand keine Ahnung.«
»Es gefällt Euch also nicht, Mylord?« Instinktiv drehte Phoebe sich um die eigene Achse, die Hände noch immer in die Hüften stützend, und ließ die Röcke anmutig schwingen, dass der üppige dunkle Stoff im Kerzenschein schimmerte.
Cato fuhr sich mit der Hand über den Mund. Unwillkürlich entfuhr es ihm: »Man gewöhnt sich daran.« Sofort bereute er das Eingeständnis.
Phoebe drehte sich rasch um. Ihr Gesicht glühte. »Ich wusste es ja! Es war eine angenehme Überraschung, gebt es zu, Mylord!«
Cato merkte nun, dass diese Ärgernis erregende, unberechenbare und chaotische junge Frau ihm den Boden unter den Füßen entzogen hatte. Hätte sie nicht so triumphierend, so selbstzufrieden ausgesehen, hätte er sich fast erweichen lassen, doch wollte er ihr nicht die Genugtuung gönnen, ihn auch nur lächeln zu sehen. Es wäre ihm als reichlich alberne Reaktion erschienen. Phoebe hatte immerhin einen Pfandleiher aufgesucht.
Deshalb sagte er in betont schneidendem Ton: »Es ist kein … ich wiederhole,
kein
passendes Kleid für dich. Und für unser ruhiges Landleben ist es erst recht unangebracht. Du brauchst dich hier nicht wie zu einem Empfang bei Hof kleiden.« Damit drehte er sich um und ging zur Tür. »Auf mich wartet Arbeit –
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