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Braut wider Willen

Braut wider Willen

Titel: Braut wider Willen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Feather
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einem Pergamentblatt, das bereits mit Phoebes schwarzer Handschrift bedeckt war. »Obwohl Portia die r-richtig Haarfarbe hat … Ach, mir gefällt diese Ansprache Marys! Du bist so begabt, Phoebe!«
    Sie wollte schon zu deklamieren anfangen, als Phoebe ihr das Papier aus der Hand riss.
    »Es ist noch nicht fertig«, sagte Phoebe. »Ich bin damit noch nicht zufrieden. Du darfst es nicht vorher lesen.«
    Olivia gab sofort nach. Sie wusste, dass Phoebe eine Perfektionistin war, wenn es um ihre Arbeit ging. »Nun … wirst du selbst Gloriana spielen?«, wiederholte sie.
    Phoebe schüttelte den Kopf. »Wohl kaum. Klein und rund, wie ich bin, würde ich mich nur lächerlich machen. Außerdem bin ich keine schillernde Persönlichkeit. Die jungfräuliche Königin aber war hoheitsvoll, elegant und unbestritten von schillerndem Wesen.«
    »Wenn du ordentlicher wärest, könntest du elegant sein«, brachte Olivia ernst vor.
    »Vielen Dank für die freundlichen Worte«, sagte Phoebe, die diese Bemerkung als Kompliment mit umgekehrten Vorzeichen auffasste.
    »Es stimmt aber«, sagte Olivia. »Die Menschen sind verschieden. Du kennst sicher das Sprichwort: Was dem einen sein Uhl, ist dem anderen sein Nachtigall.«
    »Das mag sein«, sagte Phoebe, der plötzlich ihr Gespräch mit Meg einfiel. »Hast du jemals gehört, dass es Frauen gibt, die Männern andere Frauen vorziehen?«
    »Ach, du meinst wie Sappho auf Lesbos«, sagte Olivia sachlich. »Die Griechen waren aber vor allem dafür bekannt, dass Männer Männer oder Knaben liebten. Es gehörte zu ihrer K-kultur.«
    Sie griff zu einem Buch auf dem Tisch. »Und erst die alten Römer. Bei Sueton gibt es eine Stelle über Elritzen … kleine Jungen, die abgerichtet waren, im Schwimmbecken des Kaisers Tiberius wie kleine Karpfenfische zu agieren. Sieh, hier ist sie.« Sie machte sich daran, den skandalösen Absatz zu übersetzen.
    »In Sapphos Dichtung gibt es viele sehr leidenschaftliche Verse.« Olivia sprang auf und ging ans Bücherbord. Sie nahm ein Buch und blätterte darin. Dann kam sie wieder zum Fenstersitz. »Sieh, hier.«
    Phoebe warf einen Blick auf die ihr unbekannten griechischen Lettern auf der Buchseite. Sie war ratlos. »Das kann ich nicht lesen.«
    »Aber ich. Sie sagt hier, dass ihr der Schweiß ausbricht und sie ein Feuer unter ihrer Haut zu spüren glaubt, wenn sie bei dieser Frau ist…«
    »Na, wenn das nicht Lust ist…« Phoebe drehte sich zur Seite und warf einen Blick auf den hinteren Hof. Cato ging im Reitanzug zu den Stallungen. Ihr Blick sog ihn förmlich auf.
    Feuer unter der Haut.
Ja, das war eine sehr treffende Beschreibung von Leidenschaft.
    Was, wenn sie Robert Dudleys Rolle für Cato schriebe? Sie würde die Liebesszenen schreiben und Cato leidenschaftliche Worte in den Mund legen. Und sie selbst würde Gloriana spielen.
    Phoebe nagte an ihrem Schreibkiel, als die unmögliche Idee Gestalt annahm.
    »Verdammt, was ist das?« Später am Tag hob Cato den Kopf und sog den Wind ein. Es war bitter kalt; der Sonnenschein war schneeträchtigen Wolken gewichen. Catos geschärfter Instinkt witterte Gefahr, und Giles Crampton erstarrte, von einer Vorahnung erfasst.
    Es war noch nichts zu hören, doch war Cato sicher, dass in unmittelbarer Nähe Gefahr lauerte.
    »Sollen wir versuchen zu entkommen?«, raunte Giles. Eine Flucht ging ihm als altem Kämpfer zwar gegen den Strich, doch waren sie nur zu zweit, und die ersten Schneeflocken fielen schon auf die schimmernde Decke seines Pferdes.
    »Ja«, sagte Cato knapp, doch als er seinem Pferd die Sporen gab, war es zu spät. Eine Abteilung Königstreuer brach aus dem Gehölz. In grimmigem Schweigen schwärmten sie auf dem schmalen Pfad aus und versperrten den zwei Reitern den Weg.
    Catos Pferd bäumte sich auf, als er ihm zum Galopp die Sporen gab. Er brachte das Tier mit einer Hand wieder unter seine Kontrolle, während er mit der anderen den Degen zog und Giles zugleich seine Muskete anlegte. Einen langen Augenblick herrschte Unentschiedenheit – in der Reihe der mit Schwertern und Piken bewaffneten Männer, die den Weg blockierten, aber auch bei den zwei Reitern, die sie mit angespannten Nerven im Auge behielten.
    Dann hob einer der Königstreuen seine Pike, und im gleichen Moment trieb Cato sein Pferd an und direkt auf die Reihe der Männer zu, während Giles mit einem gellenden Schrei purer Kampflust von der Seite her angriff. Seine Muskete krachte, ein Mann ging unter den Hufen von Giles' Pferd zu

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