Braut wider Willen
war. Und wie blau ihre Augen waren … Mit ihren dichten hellen Wimpern wirkten sie wundervoll.
»Sollte ich fragen, warum?«
»Ich schrieb an meinem Schauspiel. Wie andere Menschen an einem Tisch kann ich nicht schreiben, weil mich dann meine Inspiration im Stich lässt.«
Cato betrachtete sie über den Rand seines Humpens hinweg. »Und um was geht es in diesem Schauspiel?«
Phoebes Wangen färbten sich noch rosiger. Wollte er sie verspotten? Er hatte noch nie zuvor Interesse bekundet.
»Es geht um Gloriana«, sagte sie wachsam. »Um Königin Elizabeth.«
»Ein großes Thema!«
»Ja, das ist es.« Phoebe konnte ihren Enthusiasmus nicht mehr zügeln. Ihre Augen blitzten.
»Du musst sehr ehrgeizig sein«, bemerkte Cato.
»Ja, ich glaube schon«, vertraute Phoebe ihm an. Sie blickte unter gesenkten Lidern zu ihm auf. »Ich hatte gehofft, Ihr würdet eine Rolle übernehmen, Mylord.«
Cato lachte. »Als ob ich für Schauspielerei Zeit hätte, meine Liebe.«
»Nein, das habt Ihr nicht«, sagte Phoebe. »Ich will Olivia sagen, sie soll zu Tisch kommen.«
Die Uhr auf dem Kaminsims schlug neun. Phoebe, die ruhelos im Schlafgemach auf und ab gelaufen wer, hielt inne. Wann würde er kommen? Ihr schien, als sei eine Ewigkeit vergangen, seitdem er vom Tisch aufgestanden war.. Das Mädchen hatte die Wärmepfanne entfernt und die Überdecke zurückgeschlagen. Das Feuer brannte gedrosselt, nur die Kerzen auf dem Kaminsims flackerten noch. Das Gemach war für die Nacht bereit. Es fehlte nur der Herr des Hauses.
Phoebe schob den Kaminstuhl zum fünften Mal zurecht und stellte ihn so, dass seine Lehne mehr dem Fenster zugewandt war. Sie wollte sich hinter den schweren Samtvorhängen verbergen. Cato würde sich ihnen nicht nähern, wenn er zu Bett ging. Die Nacht war stockfinster, es schneite noch immer stark, und es gab nichts, was er aus dem Fenster hätte sehen können.
Wieder ging sie zu Bett und achtete darauf, dass die Bettdraperien völlig zugezogen waren und sich nicht der winzigste Spalt zeigte. Er rührte sie nicht an, bis er zu Bett ging und die Kerzen löschte. Aber angenommen, ausgerechnet heute tat er es und blickte aus irgendeinem Grund gleich nach dem Eintreten hinter die Bettvorhänge. Die Tatsache, dass er es zuvor nie getan hatte, bedeutete nicht, dass er seine Gewohnheit nicht ändern würde.
In Panik flüchtete Phoebe sich hinter die Bettvorhänge. Sie schob den Keilpolster zusammen und zog die Decke darüber. Wie ein Mensch sah es nicht aus, doch in der Dunkelheit würde eine Wölbung genügen. Er würde eine runde Form erwarten, und die würde er sehen.
Aber wann würde er kommen ?
Meist kam er bald nach neun Uhr. Phoebe verzog das Gesicht. Sie vermutete, dass er ihretwegen immer so früh kam. Ihre Vereinigung war eine flüchtige Sache, für die er sie nicht wecken wollte. Deshalb brachte er sie hinter sich, ehe sie einschlief. Sehr oft pflegte er anschließend aufzustehen und sich in sein Arbeitszimmer zu begeben und zu arbeiten. Am Morgen war er meist schon auf den Beinen und aus dem Haus, ehe sie sich rührte. Man konnte kaum sagen, dass sie überhaupt ein Bett teilten.
Das sollte sich jedoch ändern.
Sie ging an die Tür und öffnete sie einen Spalt breit. Der Korridor war von den Kerzen in den Wandleuchten an beiden Enden trüb erhellt. Hören konnte man nichts. Das Haus erwachte bei Tageseinbruch und begab sich zur Ruhe, sobald die Tafel nach dem Dinner abgeräumt worden war.
Phoebe schlich auf Zehenspitzen hinaus auf den Gang und weiter zur Treppe. Die Halle wurde nur durch das Feuer erhellt. Plötzlich hörte sie, wie eine Tür geöffnet wurde. Die Tür zum Arbeitszimmer. Sie sah kurz das Flackern einer Kerze.
Phoebe drehte sich um und rannte zurück ins Schlafgemach. Rasch zog sie ihr Nachthemd aus und sprang nackt hinter die Fenstervorhänge. Es war eiskalt, da Zugluft durch jede einzelne winzige Ritze im Fensterrahmen eindrang. Ihre Zähne schlugen aufeinander. Wie kann ich hoffen, verführerisch zu wirken, wenn ich am ganzen Körper Gänsehaut habe wie eine gerupfte Gans?, dachte sie verzweifelt. Warum lief es nie so wie geplant?
Aber nun war keine Zeit, die Situation zu ändern, auch wenn sie gewusst hätte, wie. Die Tür wurde geöffnet, und Cato trat ein.
Phoebe blickte auf ihre Füße hinunter. Sie konnte ihre Zehen nicht sehen. O Gott! Sie ragten unter dem Samtvorhang hervor. Sie rollte sie ein und zog die Füße langsam zurück. Ihr Herz pochte so stark, dass sie das
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