Braut wider Willen
Absicht sein.«
Cato blickte auf und sah seinen Stiefsohn nachdenklich an. »Vorsichtig wie eh und je«, murmelte er. »Nicht zu viel riskieren, ehe man seiner Sache nicht sicher ist.«
Brian lief dunkelrot an. »Wollt Ihr es mir verübeln, Mylord?«
Cato strich sich nachdenklich übers Kinn. »Es spricht für einen eher halbherzigen Gesinnungswandel«, bemerkte er. »Ich verstehe jedoch deinen Standpunkt, falls dir das ein Trost ist. Aus demselben Grund nehme ich an, dass du uns nicht beim Kirchgang begleiten wirst. Vermutlich ist es nicht in deinem Interesse, deine Anwesenheit jetzt schon kundzutun.«
Brian blieb nichts anderes übrig, als zuzustimmen. Sein Stiefvater hatte ihn immer schon durchschaut und verstanden, ihn in die Enge zu treiben.
Cato nickte kurz. »Heute Nachmittag reiten wir ins Hauptquartier. Dort kannst du deinen Fall dem Oberkommando vortragen. Es handelt sich nicht um eine Entscheidung, die ich allein treffen könnte. Ich bin sicher, dass man dir viele Fragen stellen wird.« Mit einer Handbewegung räumte er ihm den Vortritt ein, als er hinausging, versperrte sodann die Tür und steckte den Schlüssel in seine Rocktasche.
»Ich werde dich mit Mistress Bisset bekannt machen. Sie wird sich bis zu meiner Rückkehr um dich kümmern.«
Die Glocken der Dorfkirche hatten bereits zu läuten begonnen, als Cato, Olivia und Phoebe das Haus verließen.
Von einem Fenster seines nach vorn gelegenen Schlafgemachs beobachtete Brian die kleine Gruppe. Cato ging ein Stück hinter den Mädchen. Sein Umhang blähte sich im Wind und enthüllte die schlichte Gediegenheit von Wams und Breeches. Sein hoher schwarzer Filzhut wies keinen Zierrat auf, ebenso wenig wie der Pelzkragen seines Umhanges, der hochgeschlagen war und die Ohren schützte. Die praktische und elegante Kleidung seines Stiefvaters war Spiegelbild seiner Wesensart. Man konnte dem Marquis of Granville ansehen, dass er selbstsicher, befehlsgewohnt und mächtig war. Er wirkte so Achtung gebietend, wie Brian ihn in Erinnerung hatte. Ein leichtes Opfer würde er nicht abgeben.
Während Brian ihnen nachblickte, glitt Phoebe auf einer eisigen Stelle aus. Cato schien es vorausgesehen zu haben und reagierte, kaum dass es geschehen war, indem er einen Arm um ihre Taille legte und ihr wieder zu ihrem Gleichgewicht verhalf. Sie blickte mit reuigem Lächeln zu ihm auf und biss sich auf die Unterlippe. Cato schüttelte den Kopf, rückte ihr Häubchen zurecht, das unter der großen Kapuze ihres Umhangs verrutscht war, und steckte ihre Hand unter seinen Arm.
Interessant, dachte Brian, eingedenk der fast mechanischen Art, wie Cato Phoebes Ärmelvolant zurechtgezupft hatte. Es war eine lockere Vertraulichkeit, die Cato nicht ähnlich sah.
Brian runzelte die Stirn und zupfte an seinem Kinn. Diana loszuwerden war nicht schwierig gewesen. Nur allzu bereitwillig hatte sie seine verstohlenen Geschenke angenommen, und es war zu vermuten, dass sie die geheime Korrespondenz mit ihrem angeblichen Bewunderer sehr genossen hatte.
Gift ist eine so vielseitige Waffe, überlegte Brian. Man konnte es auf Distanz und in vielen Varianten anwenden. Die Handschuhe waren der eleganteste Trick – aus feinem weichen Rehleder, mit Spitzen besetzt und mit winzigen Zuchtperlen geziert. Sehr schön und absolut tödlich. Immer wenn Diana sie getragen hatte, drang Gift in ihren Körper ein.
Und dann die Seidenstrümpfe – jene Art vertrauliches Präsent, das eine für Schmeichelei und höfische Gesten so empfängliche Frau wie Diana beeindrucken musste. Und erst die Schächtelchen mit Leckereien, kleine juwelenbesetzte Schatullen voller todbringender Köstlichkeiten.
Er hatte es nicht eilig gehabt, und es hatte acht Monate gedauert, bis sie starb. Das Gift hatte die Symptome einer verzehrenden Krankheit mit blutigem Ausfluss hervorgerufen, Symptome, die zu häufig auftraten, um Argwohn zu erregen und an ein Verbrechen denken zu lassen, zumal es keine ersichtlichen Gründe gab.
Brian lächelte vor sich hin. Die Feinheiten von Dianas langsamem Sterben hatten ihn fast ebenso ergötzt wie die Tatsache selbst. Und dann hatte Cato natürlich ihre Schwester heiraten müssen und sein ganzes Werk zunichte gemacht.
Nun, dieses Mal würde er vielleicht ein wenig gröbere Methoden anwenden müssen, doch sollte dies kein Problem darstellen, da er sich nun unter Catos Dach befand.
Von den Siechen und Kranken abgesehen, kämpften sich alle, gegen die Kälte vermummt, die Dorfstraße entlang
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