Braut wider Willen
sie boshaft hinzu.
Es war kein guter Witz. Phoebe sah sie finster an und ging den Weg zum Haus entlang.
Olivia stolperte ihr nach. »Ach, k-komm, Phoebe. Es war nur ein Scherz.«
»Ich fand ihn gar nicht komisch.« Phoebe hob ihren Stock und polterte damit gegen die Tür.
»Tut mir Leid«, sagte Olivia. »Verzeihst du mir?«
Phoebe sah sie an und lächelte. »Natürlich. Komm, wir wollen eintreten, ehe wir zu Eiszapfen werden.« Sie schlug erneut mit dem Stock gegen die Tür.
Es dauerte eine Weile, ehe sie hörten, wie der Riegel angehoben wurde, und die Tür sich einen Spaltbreit öffnete. In eine dicke Decke gehüllt, den Kopf mit Flanell umwickelt, spähte Meg heraus und versuchte ein Lächeln, das zur Grimasse geriet. Sie trat zurück und bedeutete ihnen einzutreten.
»Was ist los? Bist du krank?«, fragte Phoebe besorgt.
»Zahnweh«, murmelte Meg. »Du musst mir helfen, den Zahn zu ziehen.« Sie legte eine Hand auf ihre verhüllte Wange. »Ich habe alles versucht. Gewürznelkenöl, Hamamelis. Er muss heraus.«
»Als ich noch klein war, zog mir mein Vater einen Zahn«, bemerkte Olivia. »Er befestigte einen Bindfaden an der Klinke und schlug die Tür zu. Es tat sehr weh.«
»Nicht so sehr, wie er mir jetzt wehtut«, erklärte Meg. »Komm, Phoebe, hilf mir aus meinem Elend heraus.« Sie setzte sich auf einen Schemel neben dem Feuer, und der einohrige Kater sprang ihr auf den Schoß.
Für Meg waren die Zähne ein ständiger Quell des Argers. Phoebe, die ihrer Freundin diesen Dienst schon einmal erwiesen hatte, verstand es, die Sache rasch und schonungsvoll zu erledigen. Sie suchte einen Faden, stellte fest, welcher Zahn Meg quälte, und alles war im Nu vorüber. Meg lief zur Waschschüssel in der Ecke, während Phoebe den am Faden baumelnden Zahn betrachtete. Der Kater sprang aufs Fensterbrett und fing an, sich zu putzen.
»So viel Blut«, bemerkte Olivia mit ihrer gewohnten Neugierde. »Man möchte nicht meinen, dass dieses kleine Ding die Ursache ist.«
»Man würde auch nicht glauben, dass es einem so viel Schmerz bereitet«, sagte Meg mit belegter Stimme. Sie hob ihr Gesicht aus der Waschschüssel und griff nach einem Fläschchen auf dem Bord darüber. Nachdem sie den Mund mit dem Inhalt des Fläschchens ausgespült hatte, seufzte sie erleichtert auf. »Unglaublich, diese Schmerzen.«
»Möchtest du den Zahn?« Phoebe reichte ihn Meg.
Meg nahm ihn, verknotete den Faden und hängte sich ihn um den Hals. »Vielleicht hilft er als Talisman gegen künftige Zahnschmerzen.« Sie verzog das Gesicht und tastete über ihre noch immer geschwollene Backe. »Gott sei Dank, dass ihr gekommen seid.«
»Ich kam, um dir etwas zu sagen.« Plötzlich wurde Phoebes Miene ernst. »Im Dorf wird von Hexerei gemunkelt, und der Vikar hielt heute von der Kanzlei herab eine Hetzpredigt.«
Meg nickte. »Kein Wunder. Als du letztes Mal hier warst, wurde ich zu einem kranken Kind gerufen, wie du weißt.«
»Ja.« Phoebe hockte sich auf die Tischkante.
»Nun, der Kleine starb, nachdem ich ihn behandelt hatte.«
Olivia hielt in ihrer Betrachtung von Megs Alabastertiegeln und Glasphiolen mit allerlei Kräuterauszügen inne. »Woran?«
Meg zuckte die Achseln und zog ihre Decke enger um sich. »Das kann ich nicht sagen. Als ich fortging, hatte er sich erholt. Eine Stunde später bekam er Krämpfe, und bis ich wieder bei ihm sein konnte, war er tot.«
»Manchmal kann man nichts tun«, sagte Phoebe zögernd.
»Du und ich, wir wissen das«, meinte Meg düster. »Aber die Mutter des Kindes verfluchte mich, und der Vater spuckte mich an. Inzwischen hatte sich auch eine murrende und missgünstig raunende Menge eingefunden.«
Unwillkürlich vor Angst schaudernd, verschränkte Phoebe die Arme. »Und was wurde geraunt?«
»Dass ich das Kind mit einem Fluch belegt hätte.«
»Also warst wirklich
du
es, über die der Vikar herzog«, sagte Olivia, die neben Phoebe trat. Sie legte eine Hand auf Megs Schulter.
»Was soll's«, sagte Meg. »Aberglauben ist ein unberechenbares Übel.« Sie griff zum Trockengestell hinauf und entnahm ihm eine Hand voll Thymian und Verbenen. »Stell den Kessel auf, Olivia. Ich brauche Tee gegen die Schwellung.«
»Dieser Hass scheint aus dem Nichts zu kommen«, sagte Phoebe. »Erst letzte Woche hast du das Fieber der kleinen Bailey kuriert. Und dann die Harvey-Kinder. Letzten Monat konnten sie vor Rachitis kaum laufen, und jetzt machen sie das ganze Dorf unsicher.«
»Das war damals. Jetzt ist
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