Breeds: Harmonys Spiel (German Edition)
jetzt eine Tasse Kaffee auch nur anzurühren. Es gelang ihr mit Müh und Not, das Verlangen unter Kontrolle zu halten, das innerlich an ihr fraß und ihre Selbstbeherrschung ins Wanken brachte. Sie würde garantiert nichts tun, was all das verschlimmerte.
»Harmony, niemand hat gesagt, dass du die Besprechung verlassen darfst«, verkündete Jonas, als sie sich abermals zum Gehen wandte.
Sie atmete langsam ein und weigerte sich, sich wieder zu ihm umzudrehen, und packte stattdessen den Türgriff.
»Letzte Nacht gab es einen Mord in Pinon«, sagte Jonas leise. »Ein Barkeeper, der vermutlich mehrere junge Frauen aus der Gegend gekidnappt und vergewaltigt hat. Ihm wurde die Kehle aufgeschlitzt.«
Harmony wandte sich langsam um.
»Bist du deswegen hier aufgetaucht?«, fragte Lance schroff, noch bevor sie irgendetwas sagen konnte.
Harmony sah ihn überrascht an. Er war wütend. Seine Augen fixierten Jonas, und sein Körper war angespannt, während er die Finger um ihr Handgelenk legte, um sie an sich zu ziehen.
»Es passt genau zu ihrer Vorgehensweise.« Jonas zuckte mit den Schultern, und sein Blick fiel auf Lance’ Hand. »Er wurde nach der Sperrstunde hinter der Bar getötet und dort zurückgelassen, damit sein Boss ihn am nächsten Tag findet. Das passt zu ihren früheren Morden.«
»Angeblichen Morden«, erinnerte sie ihn honigsüß. »Du hast keine Beweise, und ich habe die Vorwürfe zurückgewiesen.«
»Das hast du.« Er verneigte sich spöttisch. »Aber wir kennen beide die Wahrheit. Wo warst du gestern Abend?«
»Bei mir«, sagte Lance barsch. »Die ganze Nacht.«
»Das weiß er, Lance«, säuselte Harmony. »Er lässt mich beschatten, und ich könnte wetten, sie bespitzeln das Haus auch bei Nacht.«
Jonas’ graue Augen leuchteten amüsiert auf. »Und wir wissen beide, wie gut du darin bist abzuhauen.« Er bewegte sich von der Wand weg, behielt die Hände aber in den Taschen.
Wer hatte behauptet, Jonas könne nicht clever sein, wenn es drauf ankam?
»Verschwinde aus meinem Büro, Jonas«, schnauzte Lance ihn an. »Du hast keine Beweise dafür, dass Harmony letzte Nacht nicht bei mir war, und ich habe alle Beweise, die ich brauche,
dass
sie da war. Du bist nicht mehr für sie zuständig.«
»Warst du am Tatort?«, fragte sie Jonas.
Jonas nickte deutlich.
»War mein Geruch dort?«
Er presste die Lippen aufeinander. Damit hatte sie ihn erwischt, und das wusste er. Leider war ihr Geruch aber an mehreren der Tatorte, die mit ihr in Verbindung gebracht wurden, ebenfalls nicht wahrnehmbar gewesen, und das wusste er auch. Death hatte ein bemerkenswertes Talent dafür gehabt, sich zu verstecken.
»Nein. Dein Geruch war nicht da«, gab er zu, und seine Stimme verdunkelte sich vor Zorn.
»Dann hast du kein Recht, mich zu beschuldigen.« Sie lächelte ihn triumphierend an. »Sieht aus, als müsstest du deinen Mörder anderswo suchen.«
Daraufhin glitt Jonas’ Blick zu Lance. In seinen Augen lag Spott.
»Sie gehorcht kein bisschen, was?«, fragte Jonas ihn amüsiert.
»Sie ist kein Tier, also erwarte ich das auch nicht.« Lance hielt sie weiterhin fest, als fürchtete er, sie könnte nach der Waffe greifen, die seitlich an ihrem Gürtel hing. Die Versuchung war zwar groß, aber sie konnte sich beherrschen.
Jonas schnaubte, bevor er fragte: »Dann läuft es also gut mit der Paarung?«
Lance’ Zorn fing den Funken sofort auf. Harmony konnte es riechen, er brannte wie eine Stichflamme, die sich leicht zu einem Großbrand ausweiten konnte.
»Jonas, deine Spielchen werden allmählich langweilig«, warnte Lance ihn leise.
Jonas’ Mund zuckte, während er Harmony und Lance musterte und nach einer verwundbaren Stelle suchte. Harmony konnte spüren, wie er sie abtastete in der Hoffnung, eine Schwäche zu finden, die er ausnutzen konnte.
»Wie gesagt, ich bin nur kurz vorbeigekommen, um nach dem Rechten zu sehen.« Dann zuckte er mit den Achseln, als wäre sein brüderlicher Besuch etwas völlig Alltägliches. »Ich will euch nicht länger bei der Arbeit stören.« Sein Blick blieb an Harmony haften. »An deiner Stelle würde ich unbedingt das Navi im Raider reparieren lassen. Wir wollen doch nicht, dass daraus irgendwelche Komplikationen entstehen.«
Er nickte spöttisch, bevor er die Hände aus den Taschen nahm und auf die Tür zuging. Harmony verabschiedete sich nicht, als er den Raum verließ, aber sie behielt ihn im Blick, bis sich die Tür hinter seinem breiten Rücken schloss.
»Es dauert nicht
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