Brenda Joyce
recht. Für jeden Lebemann kommt einmal der Tag.
Offenbar ist es bei Calder nun so weit«, bemerkte Connie entzückt.
Doch Francesca vermochte sich kein Lächeln abzuringen. »Daisy war
sehr aufgebracht. Sie hat ihn verführt. Ich hätte gehen sollen, aber ich konnte
mich einfach nicht von der Stelle rühren.«
Connie setzte sich in den Sessel neben dem ihrer Schwester.
»Fran, ich weiß, dass du Daisy magst, aber du musst jetzt auf der Hut sein. Sie
wird versuchen, auch nach der Hochzeit Harts Mätresse zu bleiben.«
»Hart lässt sich nicht sagen, was er zu tun und zu lassen hat, und
er ist zu gescheit, um sich manipulieren zu lassen«, erwiderte Francesca
entrüstet.
»Eine Frau ist in der Lage, jeden Mann nach
ihrer Pfeife tanzen zu lassen, Fran. Wenn du verstehst, was ich meine.«
Francesca erinnerte sich daran, wie Daisy ihn auf so dreiste
Weise verführt hatte, und sie bekam es mit der Angst zu tun. »Was genau willst
du damit sagen?«
»Dass du dafür sorgen sollst, dass Daisys Taschen gepackt sind und
sie verschwunden ist, sobald ihr beide verheiratet seid.«
Francesca nickte geistesabwesend, sprang dann aber auf. »Warte!
Wir vergessen beide eine wichtige Tatsache: Ich werde niemanden heiraten!«
Connie erhob sich ebenfalls. »Warum denn
nicht? Hart betet dich an. Er ist eine erstklassige Partie. Er ist reich. Warum
um alles in der Welt solltest du ihn nicht heiraten?«
Francesca warf ihr einen ungläubigen Blick zu.
Connie verzog das Gesicht. »Hast du es etwa noch nicht gehört?
Rick Bragg hat sich mit seiner Frau versöhnt. Wir haben die beiden gestern
Abend zusammen mit dem Bürgermeister und Mrs. Low in der Oper gesehen.«
»Ja, ich weiß«, erwiderte Francesca. Augenblicklich kehrte der
Schmerz zurück, zwar nicht so schlimm wie zuvor, doch er nagte an ihr. Und
zugleich überkam sie ein Gefühl des Bedauerns.
»Also?«
»Ich möchte nun einmal nicht heiraten! Großer
Gott, das ist eine lebenslange Verpflichtung! Wenn ich Calder heirate, werde
ich bis an mein Lebensende an ihn gebunden sein!«
»Nun, in Anbetracht der Tatsache, dass du eine Privatdetektivin
bist und ständig in Gefahr gerätst, wäre das vielleicht keine so lange Zeitspanne,
wie du glaubst«, bemerkte Connie vergnügt.
Francesca griff sich ein Kissen vom Bett und warf es nach ihr.
Connie lachte.
Francesca lächelte ebenfalls. Es tat so gut, ihre Schwester wieder
lachen zu hören. Endlich war sie wieder ganz sie selbst. Es war schrecklich
gewesen, sie so wütend zu sehen, und nicht weniger schrecklich, dass sie Fran
die Schuld am Zustand ihrer Ehe gegeben hatte. Aber andererseits war Wut
besser, als in Melancholie zu verfallen.
Es klopfte an der Tür. Connie öffnete und nahm das Kleid von Bette
entgegen. »Ich werde Francesca beim Ankleiden behilflich sein.« Als Bette
gegangen war, sahen sich die beiden Schwestern an. »Du würdest den Abend doch gern mit Hart in der
Stadt verbringen, oder nicht?«, sagte Connie mit einem wissenden Lächeln.
Francesca seufzte und gab auf. »Seine Gesellschaft ist sehr
angenehm. Es gibt da nur ein Problem.«
»Und das
wäre?«
»Wie soll ich ihm bloß jemals wieder in die
Augen sehen?«
Francesca
fühlte sich schön, was bei ihr nicht allzu häufig vorkam. Das türkisfarbene
Kleid hatte kleine Hügelärmel, ein tief ausgeschnittenes Mieder und einen
Lagenrock aus Chiffon in den Farbtönen Türkis und Silber. Jede ihrer Bewegungen
brachte das Kleid zum Schimmern. Connie hatte ihr einen Hauch Rouge auf die
Wangen aufgetragen und ein dunkleres Lippenrouge aus ihrer Handtasche hervorgekramt,
das sie Francesca ebenfalls aufdrängte. Dann hatte sie ihre Kette mit dem
kleinen diamantenen Kreuz abgenommen und sie Francesca um den Hals gelegt, so
dass das funkelnde Kreuz nun ihr Dekolleté zierte. Bette und Connie hatten ihr
Haar mit der Brennschere bearbeitet, es locker aufgesteckt und dann mit Mr.
Randolphs Elixier besprüht. Anschließend hatte Connie zu Francescas Leidwesen
noch weiter an ihrer Frisur herumgezupft und einzelne Strähnen herausgezogen,
die ihre Wangen und den Nacken umschmeichelten. Das Resultat war von einer
beunruhigenden Sinnlichkeit.
Lange weiße Handschuhe vervollständigten die Aufmachung, und da
Francesca keine Armbänder besaß, die vor Connies Augen Gnade fanden, hatte sie
für den Abend die Anordnung erhalten, ihre Handschuhe unter allen Umständen
anzubehalten.
»Du hast nie schöner ausgesehen«, flüsterte
Connie. »Deine Augen strahlen vor Aufregung,
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