Brenda Joyce
und
Gelees bereit. Als sich Francesca eine Tasse Kaffee aus der silbernen Kanne
eingoss, legte ihr Vater die Zeitung zur Seite.
»Guten Morgen, Papa«, sagte Francesca und
schenkte ihm ein strahlendes Lächeln, obgleich sie sich immer noch große Sorgen
um ihre Schwester machte und sich sehnlichst wünschte, endlich eine Nachricht
von ihr zu erhalten. Francesca hatte in der Nacht zuvor kaum ein Auge zugetan,
weil sie in Gedanken immer und immer wieder die Unterhaltung mit Julia durchgegangen
war. Sie grollte ihrer Mutter noch immer ob ihrer Ungerechtigkeit und
Scheinheiligkeit in Bezug auf Calder Hart und Rick Bragg.
»Gut geschlafen?«, fragte Andrew lächelnd.
»Ja, danke.« Francesca nahm Platz. Sie wollte
ihm nicht erzählen, dass sie sich hin und her gewälzt hatte, da sie seine Nachfragen
fürchtete. Während sie einen Schluck von ihrem Kaffee nahm, warf sie einen
Blick auf die Titelseite der New York Times. Dort stand zu lesen:
PAUL RANDALL IN DER WOHNUNG
SEINER GELIEBTEN ERMORDET
Sie setzte ihre Tasse ab und überflog die ersten Zeilen des Artikels,
aus denen aber nichts weiter hervorging, als dass bisher noch keine
Verdächtigen ausgemacht worden seien und die Geliebte verschwunden war.
»Hast du Mr Randall gekannt, Papa?«, fragte
sie.
»Ich habe ihn vor ein paar Jahren einmal beim
Golfspielen kennen gelernt. In Sagaponack, wenn ich mich recht entsinne. Ich
habe ihn als ruhigen Menschen in Erinnerung, ein typischer Vertreter des
Mittelstandes.« Andrew nahm einen Schluck von seinem Tee. »Er wurde offenbar
Freitagabend getötet. Jemand hat ihm in den Hinterkopf geschossen, als er in
der Wohnung seiner Geliebten weilte.« Andrew schüttelte den Kopf. »Da ich den
Gentleman kennen gelernt habe, fällt es mir schwer zu glauben, dass er eine Mätresse
hatte – obwohl er in seiner Jugend wohl ein ziemlicher Draufgänger gewesen sein
soll.«
Dann schob Andrew Francesca eine andere Zeitung hin. »Hast du das
hier schon gesehen?«, fragte er. Sie sah, dass es sich um die Sun handelte.
Als sie die Schlagzeile las, hätte sie sich
beinahe verschluckt.
POLIZEI-COMMISSIONER
IN RANDALL-MORD VERWICKELT
»Ach, du meine
Güte!«, rief Francesca, setzte ihre Tasse ab und griff nach dem Blatt. »Was
soll denn das?« Als ihr Blick auf die Zeile mit dem Namen des Autors fiel,
erstarrte sie vor Schreck. Es war Arthur Kurland. Aber wie hätte sie wissen
sollen, dass Kurland die Verbindung zwischen Hart und Bragg herstellen würde?
Sie hatte ihm lediglich verraten, dass Randall Harts Vater war.
»Dieser Reporter hat seine Hausaufgaben gründlich gemacht«,
erklärte Andrew. »Offenbar ist Randall der Vater von Braggs Halbbruder, Calder
Hart. Du hast ihn, glaube ich, auf Stanford Whites Party kennen gelernt.«
Sein Tonfall klang ein wenig eigenartig, und Francesca löste ihren
Blick von dem Artikel. Als sie den Gesichtsausdruck ihres Vaters sah, wusste
sie, dass er und Julia sich am Abend vor dem Zubettgehen unterhalten hatten.
»Ja, das habe ich«, brachte sie heraus. Dann überflog sie den
Untertitel, und ihr Entsetzen wurde größer:
VORWURF DER BEFANGENHEIT
»Der Artikel hat es in sich«, bemerkte Andrew, während Francesca die Zeilen
überflog. »Der Reporter verlangt, dass sich Bragg wegen seiner Verwandtschaft
zu Calder Hart aus den Ermittlungen zurückzieht. Er hält ihn für befangen.«
»Es ist schlimmer als das«, flüsterte Francesca. »Kurland behauptet,
Hart und Randall hätten am Dienstagabend zusammen in Harts Club gegessen und
sich dabei schrecklich gestritten. Er behauptet zudem, dass es Zeugen gebe und
dass Hart so wütend gewesen sei, dass er seinen Vater einfach dort habe sitzen
lassen.« Francesca blickte von dem Artikel auf. Ihre Augen weiteten sich. »Er
unterstellt dabei, ohne es offen zu sagen, dass
Hart seinen eigenen Vater getötet haben könnte!«, rief sie. »Und er sagt ganz
offen, dass Bragg bisher noch keine Verdächtigen hat und Hart noch nicht
einmal zu einer Befragung ins Polizeipräsidium gebracht wurde. Das ist ein
versteckter Vorwurf der Nachlässigkeit, wenn nicht gar der Fahrlässigkeit! «
Andrew nickte grimmig. »Harts schlechter Ruf
wird auch nicht gerade hilfreich für ihn sein, wenn sich die Sache zuspitzt.
Vielleicht sollte sich Rick wirklich besser von der Untersuchung
zurückziehen.«
»Ich glaube nicht, dass Hart der Mörder ist,
Papa. Ich bin mir nicht einmal sicher, dass er seinen Vater gehasst hat, auch
wenn er das der ganzen Welt glauben machen
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