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Brennendes Land

Brennendes Land

Titel: Brennendes Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bruce Sterling
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Sie trank noch einen Schluck.
    »Clare, weshalb solle ich dich deswegen verurteilen? Sowas kommt vor. Das ist die Realität.«
    »Weißt du, hier in Amerika verstehen wir das nicht. Wir begreifen nicht, dass wir der Achthundert-Pfund-Gorilla der Klimapolitik sind. Wir sind so daneben, dass wir noch immer in Pfund und Inches messen. Wir finden es lustig, Krieg mit einem kleinen Volk zu führen, das mit Tulpen und Holzschuhen daherkommt. Wir sind wie verdorbene Kinder. Wir sind wie große, fette Popstars, die mit dröhnender Stereoanlage in einem pinken Zwei-Tonnen-Cadillac rumkurven und die leeren Bierdosen aus dem Fenster werfen. Wir kapieren nicht, dass es ernsthafte, zivilisierte Menschen gibt, die ihre Zeit damit verbringen, im drogengesättigten Amsterdamer Zentrum Nutten in öffentlichen Sexkäfigen zu begutachten, aber der Sex berührt sie nicht, und das Dope berührt sie nicht, weil sie zum äußersten entschlossen und völlig kalt sind.«
    »Sind die Niederländer kalt?«
    »Kalt und feucht. Und es wird ständig feuchter.«
    »Man hat mir gesagt, die Marine erwäge, ein paar Breschen in ihre Deiche zu schießen.«
    »Da du im Sicherheitsrat bist, müsstest du das eigentlich wissen, oder?«
    Eine Kälte wie von Trockeneis wehte sie an. Oscar meinte zu spüren, wie sich der Nebel verdichtete.
    Clare lehnte sich zurück. »In Buna riecht es komisch. Findest du nicht? All diese Zelte und Giftgasbunker. In der großen Kuppel riecht es eigenartig. Als würden die nie die Unterwäsche wechseln.«
    »Das hier ist nicht Boston, das ist die Golfküste. Wenn du meinst, es riecht hier komisch, dann solltest du mal eine Weile draußen rumlaufen.«
    »Zu viele Moskitos.«
    Oscar lachte.
    Clare runzelte die Stirn. »Du brauchst nicht zu wissen, wie es mir in Holland ergangen ist. Ich habe mich zu tief verstrickt, das ist alles. Ich hab mich abgesetzt, und ich hatte Glück, dass ich rauskam, das ist schon die ganze Story. Ich bin froh, dass Lorena ein so großes Herz hat.«
    »Clare… es tut mir wirklich Leid. Krieg ist eine ernste Sache, und sogar bei einem Spielzeugkrieg gibt es Tote. Ich hätte dir das um nichts auf der Welt gewünscht.«
    »Du hast es mir gesagt. Du hast mich gewarnt. Erinnerst du dich noch? Und ich habe erwidert, ich wäre erwachsen. Wir führten diesen netten kleinen Wahlkampf in Boston, für diesen Typ, der sieben Prozent Zustimmung hatte. Wir waren Kinder, die im Sandkasten spielten. Ich hielt das für so großartig und bedeutend, und jetzt kommt es mir so unschuldig vor. Und jetzt hast du hier Unglaubliches geleistet, und ich… tja, ich arbeite jetzt für den Senator. Also geht das wohl in Ordnung.«
    »Du hattest einen Mordsdusel.«
    »Oscar, weshalb bist du so gemein? Was Männer angeht, bin ich ein gebranntes Kind. Und du bist genau wie dieser schleimige Politiker, der immer seinen Willen durchsetzt, und ich dachte, ich wäre fertig mit dir, aber als ich dich heute Abend sah… also, da kam alles wieder hoch.«
    »Was kam hoch?«
    »Das mit uns beiden. Dass du ein netter Bursche bist, der immer lieb und höflich zu mir war und mich in seinem Haus hat wohnen lassen und mir so manches über die komische alte moderne Kunst beigebracht hat. Meine alte Flamme. Der Traumpartner. Du fehlst mir wirklich. Ich vermisse sogar die Seidenlaken und deine Hauttemperatur.«
    »Clare, warum erzählst du mir das? Du weißt, dass ich mit einer anderen Frau zusammen bin. Um Himmels willen, die ganze Welt weiß, dass ich mit Greta Penninger zusammen bin.«
    »Oscar, das ist doch nicht dein Ernst. Ausgerechnet die? Die ist ein Notanker. Ach was, nicht einmal das. Oscar – merkst du das denn nicht? Die Leute machen sich über euch lustig. Sie sieht seltsam aus. Sie ist alt. Sie hat eine große Nase und keinen Arsch. Es kann unmöglich Spaß mit ihr machen. Ich meine, nicht so, wie wir Spaß miteinander hatten.«
    Er rang sich ein Lächeln ab. »Du bist ja eifersüchtig! Schäm dich.«
    »Was findest du an ihr? Sie hatte bloß etwas, das du haben wolltest.«
    »Clare, auch wenn du Journalistin bist, so meine ich doch, das geht dich nichts an.«
    »Ich sage gemeine Sachen, weil ich traurig bin und eifersüchtig und einsam, und es tut mir Leid. Außerdem werde ich allmählich betrunken. Und du hast mich fallengelassen. Um ihretwillen.«
    »Ich habe dich nicht fallengelassen. Du hast mich fallengelassen, weil ich nicht in der Stadt war und du nicht zu mir fliegen wolltest und weil du dachtest, es wäre deiner Karriere

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