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Brennendes Wasser

Brennendes Wasser

Titel: Brennendes Wasser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler , Paul Kemprecos
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holen.«

36
    Francesca stand an Deck des Wikingerboots und betrachtete staunend die anmutige, lang gestreckte Form, die elegant geschwungenen Vorder- und Achtersteven und das bemalte Rahsegel. Trotz der dicken Planken und des massiven Kiels wirkte es beinahe zerbrechlich. Sie ließ den Blick durch den riesigen Saal mit der gewölbten Decke schweifen, musterte die lodernden Fackeln und die hohen Steinwände, an denen mittelalterliche Waffen hingen. Wie konnte etwas so Schönes wie dieses Schiff sich nur in einer dermaßen bizarren und hässlichen Umgebung befinden?
    Brynhild Sigurd, die neben der Ruderpinne stand, hielt Francescas Schweigen irrtümlich für ehrfürchtigen Respekt. »Ein Meisterstück, nicht wahr? Bei den Nordmännern wurde ein solches Schiff
skuta
genannt. Das Original ist mehr als tausend Jahre alt. Es war zwar nicht so groß wie ein Drachenboot, aber dafür wesentlich schneller. Ich habe eine perfekte Kopie anfertigen lassen, von den Eichenplanken bis hin zu den gesponnenen Kuhhaaren, mit denen der Rumpf abgedichtet wurde. Seine Länge beträgt rund vierundzwanzig Meter, die Breite vier Meter achtzig. Das Original befindet sich im norwegischen Oslo, und ein früherer Nachbau hat tatsächlich erfolgreich den Atlantik überquert. Sie fragen sich bestimmt, warum ich all diese Anstrengungen unternommen habe, um das Boot hier in der großen Halle errichten zu lassen.«
    »Manche Leute sammeln alte Briefmarken, andere alte Autos.
    Geschmack ist eben Ansichtssache.«
    »Das hier ist mehr als die Laune eines Sammlers.« Brynhild nahm die Hand von der Pinne, und stellte sich vor Francesca, die angesichts der körperlichen Nähe erschauderte. Brynhilds hoch aufragender Körper war zwar hart und muskulös, doch ihre bedrohliche Ausstrahlung hatte nicht nur physische Gründe. Sie wirkte, als könne sie den Arm emporrecken und mit bloßer Hand Blitze fangen. »Ich habe dieses Schiff als Symbol meines gewaltigen Konzerns gewählt, weil es den Geist der Wikinger verkörpert, die sich stets nahmen, was ihnen gefiel. Ich komme oft hierher, um mich inspirieren zu lassen. Und Ihnen soll es genauso ergehen, Dr. Cabral. Kommen Sie, ich zeige Ihnen Ihren Arbeitsplatz.«
    Nach dem kurzen Besuch bei Gamay hatte man Francesca zurück in Brynhilds Büro gebracht. Dann war Brynhild mit ihr durch ein verwirrendes Ganglabyrinth geeilt, das Francesca an die Decks eines Kreuzfahrtschiffs erinnerte. Die ganze Zeit über befanden sich keine Wachposten in Sichtweite, doch Francesca dachte keinen Augenblick an Flucht. Selbst falls ihr das nahezu unmögliche Kunststück gelungen wäre, die Riesin zu überwältigen, hätte sie sich innerhalb weniger Minuten verirrt. Und vermutlich hielten die Wachen sich ganz in der Nähe auf.
    Jetzt betraten sie einen Aufzug, der fast im freien Fall in die Tiefe stürzte. Im nächsten Raum erwartete sie bereits eine Einschienenbahn. Brynhild bedeutete Francesca, sie möge vorn einsteigen. Sie selbst nahm im hinteren Teil Platz, der speziell für ihre Körpergröße ausgelegt war. Das Gewicht der zwei Personen aktivierte den Antrieb. Die Bahn fuhr durch eine Öffnung und dann mit zunehmender Geschwindigkeit durch einen beleuchteten Tunnel. Sie wurde schneller und schneller, und kurz vor der vermeintlichen Entgleisung griff der Kontrollcomputer ein und reduzierte schrittweise das Tempo, bis sie in einem Raum zum Stehen kam, der dem Startpunkt der Fahrt zum Verwechseln ähnlich sah.
    Auch hier gab es einen Aufzug, wenngleich es sich diesmal nicht um den üblichen Kasten handelte, der an einem Kabel aufgehängt war, sondern um ein eiförmiges Gebilde aus transparentem Kunststoff, das über vier Sitzplätze verfügte.
    Die Tür schloss sich zischend, und die Kabine glitt erst durch Dunkelheit, dann durch ein tiefes Blau. Francesca sah das fließende Wechselspiel von Licht und Schatten und erkannte, dass sie ins Wasser sanken. Das Blau wurde immer dunkler, bis sie sich urplötzlich im Strahl eines Suchscheinwerfers zu befinden schienen.
    Die Tür ging auf, und sie traten hinaus. Francesca konnte kaum glauben, was sie sah. Sie standen in einem hell erleuchteten, kreisförmigen Raum von mehreren Dutzend Metern Durchmesser. Über ihnen wölbte sich ein konvexes Dach. Die genauen Abmessungen des Orts ließen sich nur schwierig schätzen, denn er war voller dicker Rohre, Kabel und Behälter aller Größen. Zehn oder mehr Techniker in weißen Kitteln gingen schweigend zwischen den Leitungen und Tanks umher oder

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