Bride Trilogie 01 - Bluete der Zaertlichkeit
Kyle ihm damals nicht nur seinen Willen aufzwingen wollte, sondern auch aufrichtig um ihn besorgt war. Bedauerlich, dass Dominic dies nicht begriffen hatte, denn diese Auseinandersetzung hatte die Kluft zwischen ihn vergrößert.
Nach Waterloo hatte er nur den einen Wunsch gehabt, nach Hause und zu Kyle zurückzukehren, Ausflüge mit ihm zu machen, vielleicht in Schottland, wo sie angeln und jagen konnten und in der vertrauten Landschaft ausgedehnte Ausritte unternehmen würden. Nach mehreren Gläsern Brandy würde er dann eines Abends von der Hölle des Schlachtfelds erzählen. Auch wenn Kyle nicht sehr viel gesagt hätte - Männer sprachen nicht über solche Dinge -, sein stilles Verstehen würde die unsichtbaren Wunden geheilt haben.
Aber Dominic konnte sich seinem Bruder nicht mehr anvertrauen. Das war vorbei, obwohl ihn das Beisammensein mit seinen Kameraden aus dem Offizierscorps vor einem völligen Zusammenbruch gerettet hatte, war es nicht das Gleiche gewesen. Die Narben waren noch nicht verheilt. Mit keinem hatte er darüber gesprochen, bis heute, als er Meriel davon erzählte.
Seltsam, wie nahe er sich ihr fühlte, trotz ihrer geistigen Verwirrung. Bei dem Gedanken an diese Nähe dachte er wieder an den Kuss, den sie getauscht hatten. Eine beunruhigende Vorstellung. Zu seiner Erleichterung aber kehrten die Gedanken wieder zu Kyle zurück.
Trotz ihrer Entfremdung war die Verbindung zwischen ihnen nicht ganz abgerissen. Es lag schon einige Jahre zurück, als Dominic bei einer Jagd in den Shires vom Pferd stürzte. Sein Pferd musste getötet werden. Er selbst brach sich einige Knochen und erlitt einen Schädelbruch. Am darauf folgenden Abend traf Kyle aus London ein und machte seinem Bruder Vorhaltungen und beschimpfte ihn. Wie könne man nur wie ein ungeschickter Bauer drauflosreiten! Wäre Dominic nicht so schwach gewesen, hätte er sich bei Kyle mit ein paar kräftigen Fausthieben revanchiert. Stattdessen, auch wenn er dies niemals laut zugegeben hätte, war er über alle Maßen froh, seinen Bruder wiederzusehen.
Kyles Gardinenpredigt endete sofort, als die von Dominics Jagdfreunden eiligst herbeigerufenen Quacksalber erschienen. Kyle schickte sie umgehend fort und ließ den besten Arzt aus den Midlands kommen. Als Nächstes erinnerte sich Dominic wieder an die verschwommene Silhouette Kyles, der die ganze Nacht an seinem Bett gesessen hatte, während Dominic von den starken Fieberanfällen halb bewusstlos war. Kyle hatte ihm das Gesicht mit einem kühlen Schwamm abgetupft, ihn wieder in die Kissen gedrückt, wenn er sich unruhig hin und her warf.
Nachdem das Fieber gesunken war, sagte Dominic sich, dass er diese Szenen nur geträumt hatte, da Kyle nicht die geringste Neigung zu einer pflegerischen Tätigkeit zeigte. Er hatte sich nicht einmal als besonders gefällig erwiesen.
Sobald Dominic sich wieder auf dem Weg der Besserung befand, war Kyle abgereist, ohne zu erklären, wie er so schnell von dem Unfall erfahren hatte. Erst später entdeckte Dominic, dass keiner seiner Freunde daran gedacht hatte, die Familie Renbourne von seinem Jagdunfall in Kenntnis zu setzen; die geheimnisvollen Bande aus ihrer Kinderzeit hatten Kyle zu ihm geführt. Sein Bruder hatte auch von seiner Verwundung bei Waterloo gewusst, auch wenn Dominic dies erst viel später erfuhr. Als Kind waren Empfindungen dieser Art alltäglich gewesen; bei manchen Ereignissen war er sich nicht einmal sicher gewesen, ob er sie selbst erlebt hatte oder Kyle. Nach ihrer Entfremdung hatte er diese Gefühle absichtlich unterdrückt, was ihm aber nur teilweise gelang.
Die Kehle schnürte sich ihm vor Schmerz zusammen. Wie konnten sie sich nur derart entzweien? Gewiss hätten sie dies vermeiden können. Wenn Kyle nicht so herrschsüchtig gewesen wäre. Wenn Dominic etwas geduldiger gewesen wäre und Kyle gegenüber etwas mehr Nachsicht geübt hätte.
Das Vergangene ließ sich nicht mehr ändern, aber vielleicht die Zukunft. Insgeheim schwor er, sich bei ihrem nächsten Zusammentreffen zu beherrschen. Nicht eine einzige Bemerkung wollte er von sich geben, die des Bruders Unmut entfachen konnte. Und, das walte Gott, er durfte sich der Braut seines Bruders gegenüber nicht unschicklich verhalten. Man brauchte nicht gerade ein Zwillingsbruder zu sein, um zu wissen, dass Kyle dies unverzeihlich fände. Er musste annehmen, Dominic würde absichtlich mit Meriel herumtändeln, weil sie ihr Leben lang miteinander im Wettstreit standen.
Wann hatten sie
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