Brockmann Suzanne
Racker ist ein Weibchen. Sie ist leider nur eine Leihgabe von unserer Putzfrau Ester.“ Sie streckte die Hand aus und kraulte den Welpen hinter dem Ohr. Dann trat sie näher an ihn heran – so nah, dass er den Duft ihres Shampoos riechen konnte und auch einen Hauch ihres persönlichen, sehr weiblichen Parfums. „Jake hatte Sorge, dass Sie gleich wieder zu einem neuen Einsatz geschickt werden könnten.“
„Mir wurde ein Einsatz angeboten, aber ich habe ihn abgelehnt“, erklärte Crash. „Es ist schon über ein Jahr her, dass ich das letzte Mal freihatte. Mein Captain war damit völlig einverstanden.“ Insbesondere, wenn man die spezielle Situation bedenkt.
Nell streichelte den Welpen ein letztes Mal, wobei ihre Finger aus Versehen seine Hand berührten. „Ich gehe besser und fange mit dem Lunch an. Sie essen doch auch mit, nicht wahr?“
„Wenn es keine Umstände macht.“
Nell lächelte nur und verließ den Raum.
Der Welpe befreite sich aus Crashs Umarmung und folgte ihr. Crash sah auf und traf Daisys vielsagenden Blick.
„Wenn es keine Umstände macht“ , machte sie ihn nach. „Also entweder bist du fürchterlich schüchtern oder erschreckend schwer von Begriff.“
„Ich habe keine Ahnung, wovon du sprichst.“
„Erschreckend schwer von Begriff also. Nell. Ich spreche von Nell. “ Daisy schlüpfte aus ihren Schuhen und zog die Beine an, sodass sie im Lotussitz auf ihrem Malhocker thronte. „Ihre Körpersprache sendet dir eindeutige Signale. Du weißt schon – quasi einen Freibrief, sich an sie heranzumachen.“
Crash lachte und ließ sich auf dem Fenstersims nieder. „Daisy.“
Sie lehnte sich zu ihm hinüber. „Nun mach schon. Es wird ihr guttun. Sie verbringt viel zu viel Zeit mit Büchern. Und dir wird es auch guttun.“
Crash sah sie erstaunt an. „Du meinst das ernst, oder?“
„Wie alt bist du gleich wieder?“
„Dreiunddreißig.“
Sie grinste. „Ich würde sagen, es ist höchste Zeit für dich, deine Jungfräulichkeit zu verlieren.“
Er musste unwillkürlich lächeln. „Sehr witzig.“
„Ich scherze nur zum Teil. Soweit ich weiß, warst du tatsächlich noch nie mit einer Frau liiert. Jedenfalls hast du nie eine mit nach Hause gebracht. Und du hast auch noch nie einen Namen erwähnt.“
„Das liegt daran, dass ich zufällig viel Wert auf meine Privatsphäre lege – genau wie auf die Privatsphäre der Frauen, mit denen ich mich treffe.“
„Ich weiß, dass du dich zumindest im Moment mit niemandem triffst“, gab Daisy zu bedenken. „Wie auch? Du warst vier Monate lang im Einsatz, dann bist du zwei Tage zurückgekommen, nur um gleich wieder für eine Woche weggeschickt zu werden. Außer du hast eine Freundin in Malaysia oder Hongkong oder wo auch immer deine Einsätze stattfinden …“
„Nein“, unterbrach Crash sie. „Habe ich nicht.“
„Was machst du dann? Lebst du enthaltsam? Oder bezahlst du für Sex?“
Diese Frage ließ Crash laut auflachen. „Ich habe noch nie in meinem Leben für Sex bezahlt. Ich kann nicht glauben, dass du mich das fragst!“ Daisy war schon immer ein Freigeist gewesen und sehr direkt, aber sein Sexleben hatte sie bisher nie thematisiert. Manche Dinge waren einfach zu persönlich – zumindest waren sie das bis jetzt gewesen.
„Ich habe beschlossen, mich nicht länger darum zu kümmern, ob ich jemanden mit meinen Aussagen schockiere“, erklärte sie ihm. „Wenn ich die Antwort auf etwas wissen möchte, frage ich ab jetzt einfach. Außerdem liebe ich Nell und dich. Ich fände es großartig, wenn ihr zusammenkämt.“
Crash seufzte. „Daisy, Nell ist wirklich große Klasse. Ich mag sie und ich … denke, sie ist sehr klug und hübsch und … sehr nett.“ Er konnte sich nicht der Erinnerung erwehren, wie perfekt sie in seine Arme gepasst hatte, wie weich ihre Haare unter seinen Fingern sich angefühlt hatten und wie gut sie gerochen hatte. „Viel zu nett.“
„Das stimmt nicht. Sie ist clever und witzig und tough. Sie hat diese Seite an sich …“
„Tough?“
Daisy hob verteidigend das Kinn. „Das kann sie sein, ja. Billy, ich weiß genau, dass, wenn du dir nur etwas Zeit nehmen würdest, sie besser kennenzulernen – ich weiß, dass du dich dann in sie verlieben würdest.“
„Hör zu – es tut mir leid, aber die Sache mit dem Verlieben ist einfach nichts für mich.“ Crash wäre am liebsten aufgesprungen und im Raum auf und ab gelaufen, aber es gab nicht genug Platz. Außerdem hätte Daisy seine Unfähigkeit,
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