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Bruder des Schwertes

Bruder des Schwertes

Titel: Bruder des Schwertes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Donald A. Wollheim
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dem Barbaren. »Von nun an sollst du aufrecht reiten.«
    Kery schluckte durstig und fühlte einen Teil seiner Stärke wiederkehren. Er blickte sich um.
    Sie waren geradewegs ostwärts geritten und hatten nun in der Nähe eines zerstörten Bauernhauses ein Lager aufgeschlagen. Ein Feuer brannte, und einer der etwa zwanzig feindlichen Krieger briet eine Keule darüber. Die übrigen standen auf ihre Waffen gestützt, und ihre kalten, bernsteinfarbenen Augen wichen nicht von den beiden Gefangenen. Sathi stand in der Nähe des wütend dreinblickenden Jonan, und ihre großen, dunklen Augen ruhten ohne Unterbrechung auf Kery. Er lächelte ihr mühsam zu, und mit einem unterdrückten Schluchzen trat sie einen Schritt auf ihn zu. Jonan riß sie rauh zurück.
    »Kery«, flüsterte sie. »Kery, ist alles in Ordnung?«
    »Den Umständen entsprechend, ja«, antwortete er. Dann zum Prinzen der Ganasthi: »Was soll dies übrigens bedeuten? Ich wachte auf und fand mich ostwärts reitend, und das ist alles, was ich weiß. Was führst du im Schilde?«
    »Mehrere Dinge«, antwortete der Fremde. Er setzte sich nahe ans Feuer und zog wegen des kalten Windes, der aus dem Osten blies, seinen Umhang enger um sich. Ausdruckslos beobachtete er den Tanz der Flammen, als erzählten sie ihm etwas.
    Kery setzte sich zu ihm und streckte erleichtert die langen Beine aus. Man hatte ihm das Schwert und die Götterpfeife abgenommen und beobachtete ihn nach der Art hungriger Raubtiere. Bei einem Kampf hätte er keinerlei Chancen.
    »Komm, Sathi!« Er winkte dem Mädchen. »Komm her zu mir.«
    »Nein«, schnappte Jonan.
    »Doch, wenn sie es wünscht«, widersprach der Ganasthi sanft.
    »Zu dem dreckigen Barbaren.«
    »Keiner von uns hat sich in der letzten Zeit viel gewaschen.« Die sanfte Stimme klang plötzlich wie Stahl. »Vergiß nicht, General, ich bin Mongku von Ganasth und der Thronerbe!«
    »Und ich habe dich aus der Stadt gerettet«, gab Jonan zurück. »Ohne mich wärest du wahrscheinlich unter den Händen des roten Wilden gestorben.«
    »Das genügt«, sagte Mongku. »Komm herüber und setz dich zu uns, Sathi.«
    Seine Gefolgsleute wurden unruhig. Sie waren der ryvanischen Zunge nicht mächtig, spürten jedoch den Kampf der Willenskräfte. Jonan zuckte gleichmütig mit den Schultern und setzte sich den beiden gegenüber. Sathi floh zu Kery und drängte sich an ihn. Er streichelte sie unbeholfen. Über ihre Schulter warf er Mongku einen fragenden Blick zu.
    »Ich nehme an, du verdienst eine Erklärung«, meinte der Dunkelländer. »Jedenfalls muß Sathi die Hintergründe erfahren.« Er stützte sich auf einen Ellbogen und begann mit träumerischer Stimme zu sprechen.
    »Als Ryvan vor vielen Generationen Guria eroberte, wurden einige der Oberhäupter verbannt. Diese flohen nach Osten in die Dunkelländer und gelangten nach Ganasth. Damals war es nur eine barbarische Stadt, aber die Gurianer wurden zu den Beratern des Königs und brachten dem Volk alle Künste der Zivilisation bei. Ihre Hoffnung bestand darin, eines Tages die Horden von Ganasth gegen Ryvan zu führen – teilweise aus Rache und teilweise deswegen, weil das Leben in den Dämmerungsländern einfacher ist. In der ewigen Nacht ist das Leben nämlich hart und bitter, Sathi. Das bloße Überleben bedeutet einen immerwährenden Kampf. Wundert es dich so sehr, daß es uns zu dem freundlicheren Klima und der reicheren Erde zieht? Die Abkömmlinge der Gurianer blieben Aristokraten in Ganasth. Aber der Vater Jonans hatte den Gedanken, mit einigen seiner Freunde zurückzukehren und von innen her auf den Tag der Eroberung hinzuarbeiten. Zu dieser Zeit unterwarfen wir unsere Nachbarn und sahen der Stunde entgegen, da wir gegen die Dämmerungsländer ziehen würden. Jedenfalls verwirklichte er sein Vorhaben, und niemand hegte Zweifel daran, daß er aus einem anderen Teil des Ryvanischen Imperiums stammte. Sein Sohn Jonan trat in die Armee ein, und da er stark und schlau war, erreichte er endlich die hohe Stellung, die du ihm selbst verliehst, Sathi.«
    »O nein, Jonan …« Es schüttelte sie, und sie drückte sich an Kery.
    »Als wir endlich mit dem Feldzug begannen, mußte er natürlich gegen uns kämpfen, und aus der Gefahr heraus, Gefangene könnten ihn verraten, wissen nur sehr wenige Ganasthi, wer er wirklich ist. Doch ist es angenehm, einen General des Feindes auf seiner Seite zu haben! Jonan ist einer der Hauptgründe unseres Erfolgs. Nun kommen wir zu mir – eine Geschichte, die

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