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Brüder - Mantel, H: Brüder - A Place of Greater Safety

Brüder - Mantel, H: Brüder - A Place of Greater Safety

Titel: Brüder - Mantel, H: Brüder - A Place of Greater Safety Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hilary Mantel
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hat seine Wohnung durchsucht. Seine sämtlichen Papiere sind beschlagnahmt.«
    Er öffnete die Augen. »Und?«
    »Chabot hat mich beiseite genommen und gesagt: ›Ich habe alles verbrannt, nur dass Sie’s wissen.‹ Ich könnte mir vorstellen, dass das als Botschaft an dich gedacht war.«
    Danton beugte sich vor, sein Blick plötzlich scharf und konzentriert. »Fabre?«
    »Fabre schien ziemlich panisch.«
    »Fabre regt sich sehr leicht auf.«
    »Ich auch, Georges-Jacques, ich auch. Was wird von mir jetzt erwartet? Ich glaube, dass Fabre Urkundenfälschung begangen hat. Als die Ostindien-Kompanie liquidiert wurde, vermute ich, sind gewisse Papiere zugunsten der Kompanie gefälscht worden. Bei diesen Papieren hat es sich um Konventsdekrete gehandelt, und auf Konventsdekrete haben nur Abgeordnete Zugriff. Chabot ist beteiligt, und ein halbes Dutzend anderer wahrscheinlich auch. Im Zweifel weiß keiner von ihnen, wer die eigentliche Fälschung begangen hat. Vielleicht verdächtigt Julien Chabot, vielleicht Chabot Julien. Sie haben alle Geheimnisse voreinander, denke ich mir.«
    »Aber Fabre hat es dir gestanden?«
    »Er hat es versucht. Ich lasse ihn nicht. Ich sage ihm, dass ich von nichts wissen darf. Was ich dir hier erzähle, ist lediglich das, was ich mir selbst zusammengereimt habe. Die Polizei wird länger brauchen, um ihre Schlüsse zu ziehen. Und um Beweise zu sammeln, noch länger.«
    Danton schloss die Augen wieder. »Die Ernte wird eingebracht sein«, sagte er. »Für uns bleibt nichts zu tun, als uns für den Winter warmzuhalten.«
    »Es gibt noch mehr, was du wissen solltest.«
    »Also schön, raus damit.«
    »François Robert steckt in Schwierigkeiten. Erzählt sie dir denn gar nichts?«
    »Woher soll sie wissen, dass das wichtig ist? Ist er auch in die Sache verstrickt?«
    »Nein. Es ist vollkommen lächerlich – ihm wird Schwarzhandel vorgeworfen. Acht Fässer Rum. Für seinen Laden.«
    »Himmelherrgott!« Danton schlug mit der Faust auf die Armlehne. »Man bietet ihnen die Chance, Geschichte zu schreiben, aber nein, sie bleiben lieber Kleinkrämer.«
    Louise kam ins Zimmer gestürzt. »Sie sollten ihn doch nicht aufregen.«
    »Ich fülle ihnen die Taschen. Ich fordere keine Schwerstarbeit von ihnen. Ich verschaffe ihnen Posten, ich lasse ihnen ihre Marotten durchgehen. Und alles, was ich dafür von ihnen verlange, ist ihre Stimme, eine Rede dann und wann – und Diskretion bei ihren kleinen Betrügereien, wenn sie partout nicht die Finger davon lassen können.«
    »Den Rum kannst du unter klein rechnen. Die Ostindien-Kompanie nicht. Trotzdem, François Robert ist einer von uns. Es fällt auf uns zurück. Schickst du bitte deine Frau hinaus?«
    »Der Doktor sagt, du musst Ruhe halten«, sagte sie rebellisch.
    »Du kannst uns allein lassen, Louise. Ich halte Ruhe, ich versprech’s dir. Ich bin jetzt schon ganz ruhig.«
    »Was versucht ihr vor mir zu verbergen?«
    »Niemand verbirgt irgendetwas vor dir«, sagte Camille. »Nicht der Mühe wert.«
    »Sie ist ein Kind. Sie versteht das alles nicht. Sie weiß nicht, wer diese Leute sind.«
    »Es war unsere eigene Sektion, die Cordeliers, die ihn angezeigt haben. Der Konvent war wie du der Meinung, dass es eine kleine Sache ist. Er hat sich geweigert, François’ Immunität aufzuheben. Ansonsten – die Strafen sind gesalzen. Er und Louise können sich jetzt nur ducken und hoffen, dass die Welt sie möglichst vergisst.«
    »Was für ein Abgang«, sagte Danton. Sein Gesichtsausdruck war mürrisch. »Mein Gott, damals nach dem Sturm auf die Bastille, als die zwei hinten in ihrem Laden noch den Mercure Nationale herausgegeben haben – diese dürre kleine Louise, die ihre hochwohlgeborene Nase in die Luft reckte und ihrem Drucker die Hölle heiß machte – und was war François für ein braver Junge. Ich musste nur sagen: ›Lauf und tu dies oder das, binde dir Ziegelsteine an die Schuhe und spring in die Seine‹, und er« – Danton hob zackig die Hand an die Schläfe – »›Selbstverständlich, sofort, Georges-Jacques, und kann ich dir von unterwegs irgendwas mitbringen?‹ Was für ein Abgang. Wenn du ihn siehst, sag ihm, ich wäre ihm sehr verbunden, wenn er vergessen könnte, dass er mich kennt.«
    »Ich werde ihn nicht sehen«, sagte Camille.
    »Unsere eigene Sektion, Camille. Oh, ich hätte die Jakobiner Robespierre überlassen und auf meiner Flussseite bleiben sollen. Ich hätte mir die Macht in meinem Bezirk erhalten sollen. Wer hat jetzt hier das

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