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Brüllbeton - Kriminalroman

Brüllbeton - Kriminalroman

Titel: Brüllbeton - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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wieder die Polizei in unserem Haus?«, fragte sie vorsichtig, aber nicht abweisend. »Wie Sie sehen, komme ich gerade erst zurück.«
    Sie suchte umständlich in ihrer Handtasche nach dem Schlüssel. »Ich war für ein paar Tage in Berlin zu einem Vorspielen bei den Philharmonikern«, ergänzte sie mit hörbarem Stolz in der Stimme. »Sie wollen wohl sicherlich Kevin sprechen? Ich weiß gar nicht, ob er überhaupt im Haus ist.«
    Endlich fand sie den Schlüssel und sperrte die Tür auf. Kroll wollte nicht gleich auf den Punkt kommen und wich ihrer Frage mit einer Gegenfrage aus: »Kann ich Ihnen beim Hereintragen der Koffer behilflich sein? Ich sehe, ich bin im falschen Augenblick gekommen, aber ich fürchte, dass mein Besuch keinen Aufschub mehr duldet.«
    Â»Gibt es denn etwas Neues im Fall Mirja?«
    Â»Ja und nein. Das würde ich gerne mit Kevin und Ihnen in Ruhe besprechen, aber ungern hier draußen vor der Tür.«
    Amelie rief durch die offene Tür ins Haus: »Kevin?« Niemand antwortete. »Nicht da, wie ich vermutete. Aber kommen Sie doch rein. Und vielen Dank, dass Sie mir bei den Koffern geholfen haben.«
    Während Kroll die Koffer in den Flur stellte, legte Amelie ihren Mantel ab. Um langsam die Unterredung zu beginnen, fragte er: »Hatten Sie denn Erfolg bei ihrem Vorspielen in Berlin? Bei den Philharmonikern zu spielen, ist doch bestimmt eine große Ehre für eine Musikerin.«
    Â»Oh ja, danke. Ich habe gleich zwei Abende bestritten. Zunächst sollte ich bei einer Kammermusiksoiree einspringen, und dann hatte ich das Vorspielen vor dem gesamten Orchester. Das 4. Violinkonzert von Mozart. Sehr anspruchsvolle Literatur. Aber es hat mir viel Freude gemacht, und ich bin sicher, dass ich genommen werde.«
    Â»Sie scheinen sehr vielseitig zu sein«, sagte Kroll anerkennend. Ȇbrigens hat mir die Show neulich auf dem Radsportfest außerordentlich gut gefallen. Das ist internationales Spitzenniveau, wenn ich das mal so ausdrücken darf.«
    Â»Ach was«, wehrte Amelie das Lob ab. »Eigentlich möchte ich mich mittelfristig aus dieser Gruppe zurückziehen. Nach unseren Auftritten bei der Tour de France fange ich bei den Philharmonikern in Berlin an. Das ist was Seriöses, das liegt mir mehr am Herzen als die Abba-Show.«
    Sie nahmen an dem kleinen Tisch im Wohnraum Platz, an dem Kroll schon bei seinem ersten Besuch gesessen hatte. Amelie bot ihrem Gast etwas zu trinken an, doch der wehrte freundlich dankend ab.
    Â»Und außerdem …«, Amelie sprach ganz leise und eindringlich, »mein Mann und ich werden uns trennen, und ich ziehe ganz nach Berlin um. Mit unserer Ehe ist es nicht gut bestellt, wie Sie ja wohl auf dem Fest bemerkt haben werden.«
    Die Frau kam Kroll jetzt recht einsam und verloren vor, fast so zerbrechlich wie die Figuren in der Glasmenagerie, die in dem zierlichen Schrank an der Seite vor sich hindämmerten. Er beschloss, auf den Grund seines Besuchs zu sprechen zu kommen.
    Â»Nun, Frau Müller, das zu beurteilen steht mir nicht zu. Allerdings bin ich hier, weil es um Ihr Privatleben geht.« Er atmete tief durch und machte eine bedeutsame Pause. Dann fuhr er in festem Ton fort: »Genauer gesagt, es geht um Ihren Gatten. Ich muss Ihnen mitteilen, dass …«
    Amelie unterbrach ihn mit plötzlich nervöser Stimme: »Mein Mann? Also sind Sie nicht wegen Mirja hier? Was ist mit ihm?«
    Â»Es bedrückt mir sehr, Ihnen sagen zu müssen, dass …«
    Wieder konnte Kroll nicht ausreden. »Ist meinem Mann etwas zugestoßen? Zögern Sie nicht, es mir zu sagen. Er leidet an einer schweren Herzschwäche. Da muss man auf alles gefasst sein.«
    Â»Sie sagen es, gnädige Frau. Ihr Mann ist letzte Nacht an einem Herzversagen gestorben.«
    Eine Minute lang herrschte Stille im Raum. Amelie verharrte bewegungslos auf ihrem Stuhl und schien durch Kroll hindurchzuschauen. Dann stand sie abrupt auf und trat an die große Glasfront zum Garten hin. Ihr Blick schien über die Wakenitz zu schweifen, doch Kroll konnte ihr Gesicht nicht sehen. Es spiegelte sich nur sehr vage im Fensterglas. Ihre Hände hielt sie hinter ihrem Rücken verschränkt. Sie stand starr und aufrecht da, nur die Finger rieb sie nervös gegeneinander.
    Sie tat Kroll leid, doch er wagte nicht, die Stille zu durchbrechen. Nach einiger Zeit drehte Amelie sich wieder um. Ihre

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