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Byzanz

Byzanz

Titel: Byzanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sebastian Fleming
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bereitfindet, das Schwert gegen die Heiden zu führen.«
    »Es ist mein größter Wunsch, Euer Eminenz.«
    »Gelobt sei Jesus Christus, unser Herr! In diesem löblichen Vorsatz wetteifert Ihr mit dem treuen Sohn unserer Kirche, Johann Hunyadi. Nur gehört Ihr einer Minderzahl an. Es wird kein leichter Weg sein. Nur wenige Fürsten wollen für Christus in den Krieg ziehen. Für ihre eigenen Interessen können sie sich nicht genug herumschlagen, aber für die Kirche … Ihr wisst es gut genug. Wir werden Klugheit und Zeit benötigen. Wie sagt doch unser Herr? Seid klug wie die Schlangen und arglos wie die Tauben. Trotz allem muss ich daran erinnern, dass die Grundlage die Kirchenunion ist. Ihr müsst den Primat des Papstes anerkennen und das Filioque. Im Glaubensbekenntnis muss es heißen: vom Vater und vom Sohn.«
    »All das werden wir auf einem Konzil klären, denn trotz der großen Vorbehalte haben wir es andererseits mit einem teuflischen und gefährlichen Feind zu tun. Viele übersehen das. Viele suchen ihr Heil in Verhandlungen und glauben dadurch, ihren Vorteil herauszuschlagen. Aber wenn der Antichrist siegt, dann trifft es alle, die Gerechten und die Ungerechten!«
    »Man kann es nicht besser sagen«, stimmte ihm Cesarini zu.
    »Aber er ist zu schlagen!«, warf Hunyadi ein.
    »Es liegt bei uns, die Bedingungen dafür zu schaffen. Wir brauchen eine große Streitmacht. Die Führer haben wir, Gott sei es gedankt, schon. Lasst uns in Verbindung bleiben. Wenn es so weit ist, schicke ich einen Unterhändler nach Konstantinopel. Ich werde Euch, Herr Hunyadi, auf dem Laufenden halten, und Ihr mich bitte auch, was unseren wankelmütigen König betrifft.«
    »Nehmt es zur Beruhigung mit auf den Weg, Euer Eminenz. Nicht der Patriarch von Konstantinopel, sondern der Kaiser entscheidet letztlich über die kirchlichen Angelegenheiten. Auch wenn Euch das ein Gräuel ist, stellt es in diesem Fall einen Vorteil dar. Ich werde den Kaiser beraten«, versprach Alexios Angelos.
    »Bleib immer deines verpflichtenden Namens eingedenk, Engel Alexios«, sagte der kleine Kardinal, stellte sich auf die Zehenspitzen und segnete den stattlichen Fürsten.

7
    Gasthaus in Edirne, Anatolien
    Anfang April kam Loukas Notaras in Edirne an und mit ihm der Frühling. Einige Anläufe hatte in diesem Jahr der Lenz benötigt, um die Herrschaft des Winters zu brechen, doch dann gelang es ihm mit Macht. Die Platanen und Linden überschwemmten den Himmel mit ihrem grünen Blättermeer, und die Gerüche des sich erneuernden Lebens vagabundierten übermütig durch die Lüfte. Loukas musste nicht lange nach einer Unterkunft suchen. Francesco Draperio hatte ihm einen kleinen Gasthof empfohlen, der von einem Genuesen geführt wurde, und ihm den Weg genau beschrieben. Der Wirt, Giovanni Bonasera, zeigte sich wohl weniger neugierig als seine Kollegen und Konkurrenten, dennoch hatte Draperio Loukas geraten, sich auch bei ihm wortkarg zu geben, denn letztlich handelten sie alle mit Informationen.
    Der Abschied von seinem Vater steckte ihm noch in den Knochen. Der alte Seeräuber wirkte in letzter Zeit oft abwesend. Nein, schlimmer noch, zuweilen schien es dem alten Herrn sogar Schwierigkeiten zu bereiten, seinen Sohn zu erkennen. Loukas suchte sich damit zu beruhigen, dass er sich das nur einbildete und seinen Vater bisweilen nur eine harmlose Altersschwermut überfiel. Aber selbst das war bei Lichte besehen beunruhigend genug, denn Nikephoros Notaras hatte zeit seines Lebens weder Schwermut noch Traurigkeit gekannt, zumindest hatte er sich solche Gefühle niemals anmerken lassen. Loukas musste sich eingestehen, dass sein Vater sich veränderte und allmählich zu einem anderen Menschen wurde. Aber vielleicht war der Mensch in seinem Leben niemals nur ein Mensch, sondern genaugenommen viele Menschen. Vieles unterschied ihn selbst von dem Kind, das er einmal gewesen war, weshalb sollte er da im Alter nicht auch zu einer anderen Person werden?
    Den Kapitän begleiteten Eudokimos und zwei Seeleute, die schon lange in seinen Diensten standen und denen er vertraute. Kaum angekommen, schickte er Christos, einen der beiden, zu Halil Pascha mit einem Geschenk und der Bitte um eine Audienz. Dann rief er den Wirt zu sich. Der rundliche Genuese setzte sich auf einen Schemel und stützte die Hände auf die Oberschenkel.
    »Was kann ich für Euch tun, Herr?«, fragte er geschäftsmäßig, kühl, ohne Neugier noch Beflissenheit.
    »Mir wurde gesagt, du könntest eine Audienz

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