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Byzanz

Byzanz

Titel: Byzanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sebastian Fleming
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wünschte, konnte das eigentlich nur eines bedeuten: Der durchtriebene Pascha ahnte, dass Loukas sich wegen der Verpachtung der Alaungruben in Edirne aufhielt. Wenn er das Geschäft für sich bereits unter Dach und Fach hatte, mussten die Bedingungen so gut sein, dass er keine Gegenangebote mehr einholte. Es galt, unverzüglich zu handeln. Mit seiner Befürchtung, sehr, vielleicht zu spät dran zu sein, hatte Draperio ins Schwarze getroffen. Der Kapitän sprang auf und stürmte ins Nebenzimmer, in dem Eudokimos und die beiden Seeleute Quartier genommen hatten. Sie würfelten gerade, als er ins Zimmer trat.
    »Auf, meine Herren, es gibt etwas zu tun! Hört Euch bei den Dienern der Kaufleute aus Florenz, Ancona, Siena, Venedig und Genua um. Bekommt heraus, wer von den italienischen Herren im Hause des Wesirs verkehrt. Und du, Christos, stell dich ein bisschen betrunken und tratschsüchtig. Gib das Plappermaul. Lass bei den Dienern hier im Gasthof durchblicken, dass du bei Halil Pascha warst, der ein Freund deines Herrn ist. Dass wir nur auf seine Veranlassung hier sind und er mich morgen treffen wird. Posaune das alles nicht heraus, sondern lasse es dir eher aus der Nase ziehen. Füttere ihre Neugier. Es muss dir geradezu herausrutschen, dass es wohl um ein sehr, sehr wichtiges Geschäft geht! Verstanden?«
    Die Seeleute, die in den vielen Häfen einige Weltgewandtheit erworben hatten, nickten. Sie brachen ihr Spiel ab und machten sich an die Arbeit. Er hatte die Angel ausgeworfen und war sehr gespannt, ob ein Fisch anbeißen würde. Er konnte jetzt nichts mehr tun, außer zu warten. Also kehrte er in sein Zimmer zurück und legte sich, müde, wie er war, angekleidet ins Bett und schlief sofort ein.
    Als er wieder erwachte, war es stockfinster. In seinem Mund breitete sich ein bitterer Geschmack aus, und der Magen knurrte ihm vor Hunger. Er verließ das Zimmer und folgte dem Lichtschein, der aus der Gaststube eine Etage tiefer zu ihm drang. Der Lärm ausgelassener und betrunkener Menschen drang zu ihm hoch. In dem nicht allzu großen Schankraum, der zu schwitzen schien, tafelten und tranken Kaufleute aus Genua, wie er an der Kleidung der Männer erkannte. Möglich, dass sich unter ihnen auch der eine oder andere aus Ancona befand. Mit Sicherheit kein Venezianer, denn zwischen den Männern der Markusrepublik und den Genuesen herrschte Todfeindschaft.
    Eine Magd räumte den großen Tisch ab, um den alle saßen, und der Wirt füllte die Weinkrüge nach. Loukas hielt Giovanni Bonasera auf, der zwei leere Krüge in der Hand hielt. »Habt Ihr noch etwas zu essen für mich?«
    »Reis und Schafsfleisch, aber kalt.«
    »Ja, und etwas Brot.«
    Der Wirt nickte. »Wein?«
    »Wasser tut es auch.«
    »Na, wie Ihr meint.« Loukas suchte sich einen kleinen Tisch, der in einer Art Erker stand. Die Magd brachte ihm das Gewünschte, ohne ihn weiter zu beachten. Dann bezog sie wieder Posten beim großen Tisch.
    »Meint ihr, die Frauen zu Hause sind uns treu?«
    »Bei meiner Treu, ich will’s glauben.«
    »An Eure Treu glaubt keiner.«
    »Was redet Ihr da so treulos daher? Woher soll ich wissen, was meine tut? Ich nehme, was ich kriegen kann.« Der mittelgroße Mann um die vierzig trug einen grünen Samtmantel über einer Brokattunika. Er blinzelte der Magd zu, die bereitwillig zurücklächelte.
    »Recht so. Denn bilde ich mir ein, dass meine Frau sich derweil einen Zeitvertreib sucht, so tut sie’s. Bilde ich es mir aber nicht ein, so tut sie’s auch«, sagte ein Händler, dessen Fischmaul vor Fett glänzte. Die Kaufleute wieherten. Einer, der immer wieder den Satz nachsprach: »… so tut sie’s auch«, fiel von einem Lachkrampf in den nächsten. Dann wischte er sich das Gesicht ab und rief der Magd zu: »Kennst du nicht noch ein paar Mägde?« Der dürre Kaufmann mit dem Schafsgesicht bekam ganz feuchte Augen, als er das sagte.
    Die Magd grinste. »Ich kann gehen, aber das kostet.« Man sah dem Genuesen an, dass in ihm Geiz und Geilheit im Hader lagen. »Wieso kostet das, wir haben doch die Arbeit und ihr das Vergnügen?«
    »Das stimmt, aber auch in der Kirche ist die Himmelfahrt nicht umsonst!«, hielt die Magd unbeeindruckt dagegen.
    Da posaunte ein Dritter los: »Geh schon, Esmeralda, hol deine Freundinnen und für den da einen Priester.«
    »Untersteh dich!«, schimpfte der Schafsgesichtige, über den nun alle lachten.
    »Aber zuvor, du Magd meiner Lust, schaff uns Wein, wir wollen trinken wie der Sultan!« Loukas, der

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