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Cadence Jones ermittelt - Davidson, M: Cadence Jones ermittelt

Cadence Jones ermittelt - Davidson, M: Cadence Jones ermittelt

Titel: Cadence Jones ermittelt - Davidson, M: Cadence Jones ermittelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Janice Davidson
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Selbstbeherrschung.
    »Selbstmord? Ich würde doch niemals … Selbstmord?«

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    »… liebe den Herbst!« Ich musste das Lenkrad herumreißen, um nicht frontal in ein Geschwindigkeitsbegrenzungsschild zu pflügen. Shiro hatte mich mitten im Fahren verlassen – aber das war vermutlich immer noch besser als das, was sich Adrienne gestern Abend geleistet hatte. »Da ist es nicht mehr so heiß, aber schon zu kalt für die Mücken, und die Schulkinder laufen mit ihren schönen neuen Rucksäcken herum. Und dazu die vielen bunten Blätter … was zum Teufel ist denn das da?«
    Tracy bog sich so weit von mir weg, dass sie praktisch in den Scheibenwischern hing. »Was? Meinen Sie die Gänse? Die ziehen jetzt in den Süden.«
    »Ach so. Klar. Ich hatte ja auch … «
    ( Daddy pass auf pass auf pass auf )
    »… keine Angst oder so. Nein.« Ich schluckte. »Ich hatte überhaupt keine Angst. Hab mich nur einen Augenblick erschrocken. Mehr nicht. Hören Sie.« Ich schaltete und fädelte mich auf die Interstate 35W ein. »Wir können Sie nicht zwingen, in unser gesichertes Haus zu ziehen … aber es mangelt Ihnen wirklich an gesundem Urteilsvermögen, Tracy, so leid es mir auch tut, etwas derart Hässliches sagen zu müssen. Da Sie unser Angebot – törichterweise – abgelehnt haben, müssen wir Sie rund um die Uhr von mindestens zwei Agenten bewachen lassen.«
    »Er wird mich in Ruhe lassen.« Tracy klang zwar erschöpft, aber bestimmt. »Für ihn bin ich Schnee von gestern. Ich existiere gar nicht mehr. Er hält das, was er tut, für Kunst. Er hält mich für Kunst.«
    »Wofür?«
    »KUNST«, sagte sie jetzt so laut, dass ich zusammenzuckte. Ja, es war wohl wieder mal an der Zeit, dass ich den HNO-Arzt meines Vertrauens aufsuchte. »Ich hab’s doch gesagt: Er hält das, was er tut, für Kunst. Ich muss mich vor gar nichts mehr fürchten. Das wäre ja so, wie wenn ein Maler glaubte, die Leinwand würde ihn verfolgen – kaum der Rede wert … und der Angst schon gar nicht. Er hat mich gemacht , er hat auch die beiden anderen gemacht. Für ihn bin ich jetzt nur noch ein Ding. In seinem Kopf sind wir nicht wirkliche Menschen mit Gefühlen und Bedürfnissen. Wen juckt es denn, was eine Statue denkt?«
    »Sehr tiefsinnig.« Ich sann über ihre Interpretation nach. Tracy hatte vollkommen recht. Nur zu sehr. Schon seltsam, dass ein Normalbürger die Motivation eines Serientäters so rasch begriff – und so gut ausdrücken konnte. Die Arme.
    Bald standen wir vor Tracys Hotel und ich brachte sie hinein, checkte das Apartment, prüfte, ob sich auch niemand unter dem Bett versteckte, und konfiszierte das Nähset, das das Hotel seinen Gästen kostenlos zur Verfügung stellte. Kaum vorstellbar, dass sich Tracy mit einer Nadel, einem schwarzen Knopf und einem Fingerhut umbringen könnte (es sei denn, sie verschluckte ihn). Aber ich wollte kein Risiko eingehen.
    Das Apartment war peinlich aufgeräumt und sauber und in dezent modernem Stil eingerichtet. Ein Couchtisch, ein kleines Sofa, ein Polstersessel mit einem winzigen Polsterkissen. Die Essecke lag dem Wohnzimmer gegenüber und bestand aus einem schlichten hellen Eichentisch mit drei Stühlen. Ein Doppelbett mit einem absolut grauslichen Bettüberwurf, auf dem ein grinsender Halloween-Kürbis prangte. Mit Fransen!
    Keine Fotos, nur ein Kunstdruck von einer Ballerina in Spitzenschuhen und im Spitzentanz, ein Bild der Anmut. Ich liebe diesen Tanz. Er ist …

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    »Das ist das kitschigste Bild, das ich jemals gesehen habe. Spitzenschuhe? Rosa Spitzenschuhe? Zeig uns deine Blasen, du namenloses Fuß-Model. Zeig uns deine Schwielen.«

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    »… einfach so luftig und anmutig – aua!« Ich hatte mir das Knie am Couchtisch gerammt … wie zum Teufel war ich denn quer durchs Zimmer gekommen?
    »Hey! Tracy Carr! Wie wär’s, wenn Sie mir helfen würden … ?«
    Tracy Carr jedoch stand wie angewurzelt mitten im Zimmer und wusste augenscheinlich nicht, was sie mit ihren Händen anfangen sollte.
    »Also, das ist – ähm – aber schlicht hier. Gemütlich! Ich meine natürlich gemütlich.« Wie zahlreiche andere Gebäude in diesem Stadtteil war auch dieses Hotel im Grunde nichts weiter als ein menschlicher Bienenkorb. Die Wände waren in einem neutralen Cremeton gehalten, der Teppich dunkelgrau, eine pflegeleichte Farbe. Es gab eine winzige Küche mit einem noch winzigeren Herd, und die Pflanze auf der Arbeitsplatte war eine künstliche.
    Dies war der typische Ort für Angehörige des

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