Cäsar
und plauderten mit den Soldaten. Unter ihnen waren einige ägyptische Makedonen, viele griechische, syrische und arabische Söldner und etliche Römer - ehemalige Kämpfer des Pompeius. Dessen Gesandte erinnerten sie daran, daß sie nach all den Jahren immer noch die Pflicht hätten, dem Feldherrn beizustehen.
Als die Herren der Festung dies erfuhren, erwogen sie die Möglichkeit, daß Pompeius mit Hilfe eigener Soldaten und der Römer im ägyptischen Heer Alexandria besetzen könnte. Außerdem sahen sie sich in einer Klemme: Ob sie Pompeius aufnahmen oder abwiesen, beides konnte Ärger mit Caesar bedeuten: weil sie Pompeius entweder unterstützt oder aber nicht festgesetzt hatten. Den Abgesandten gaben sie eine freundliche Antwort und luden Pompeius ein, zum König zu kommen. Der Stratege Achillas brach selbst auf, um Pompeius zu empfangen. Er nahm einen Mann namens Septimius mit, der unter Pompeius Militärtribun gewesen war und diesen Rang nun auch im ägyptischen Heer bekleidete, außerdem ein paar Diener, und fuhr mit einem kleinen Kahn zum Schiff des Pompeius. Als sie in Rufweite waren, stand Septimius auf und redete Pompeius auf Lateinisch als Imperator an, Achillas begrüßte ihn auf Griechisch und bat ihn, in den Kahn umzusteigen, da das Meer näher am Ufer zu seicht für die Triere sei. Pompeius verabschiedete sich von Cornelia und ging mit wenigen Begleitern an Bord des Kahns.
Als sie sich dem Land näherten, durchbohrte ihn Septimius von hinten mit dem Schwert, danach Achillas von vorn. Pompeius zog die Toga vors Gesicht und starb, ohne noch etwas zu sagen. Sie schlugen ihm den Kopf ab, den sie mitnahmen, und warfen den Leichnam auf den Strand. Inzwischen näherten sich ägyptische Kriegsruderer den Schiffen des Pompeius; diese setzten die Segel und konnten dank des frischen Landwinds entkommen.
Einer der Begleiter - das erfuhr man viel später - hatte noch am Strand aus den Trümmern eines alten Kahns einen Scheiterhaufen errichtet und Pompeius verbrannt, so daß Caesar die Asche bergen und der Witwe Cornelia schicken konnte.
»Und was tun wir hier noch?« sagte ein Centurio, als das Stimmengewirr sich gelegt hatte.
»Rache«, schrien mehrere andere.
Aurelius schüttelte den Kopf, schwieg aber und lauschte. Rache erschien ihm aussichtslos, unabhängig davon, ob man sie wollte oder nicht. Eine Handvoll Soldaten in einem feindlichen Land, einer feindseligen Stadt, und irgendwo mußte das zwanzigfach überlegene, schlagkräftige Heer des Königs sein.
Rache? Caesar hatte keine Rache gewollt, sondern Aussöhnung. Er hatte Pompeius verfolgt, um ihn daran zu hindern, ein weiteres Heer aufzustellen und den Bürgerkrieg zu verlängern. Pompeius mochte sein Gegner gewesen sein, aber er war auch einer der größten Feldherren Roms, ehemaliger Konsul, ein angesehener Mann. Wenn schon Caesar ihn nicht töten wollte, stand es erst recht nicht diesen verkommenen Abkömmlingen alter Makedonenkrieger zu. Außerdem war der Mord an einem römischen Feldherrn, unabhängig von dessen innenpolitischer Stellung, eine Kriegserklärung an Rom insgesamt.
So konnte man es sehen, und so sahen es zweifellos die meisten Soldaten.
»Dann sollten wir abziehen und mit zehn Legionen und einer großen Flotte zurückkommen«, sagte der Centurio, der die erste Frage gestellt hatte.
Jemand berührte Aurelius am Arm. Es war einer von Caesars Schreibern. »Der Imperator will dich sehen«, sagte er leise.
Aurelius folgte ihm, aus dem fünfstöckigen Gebäude, in dessen Halle sie sich befunden hatten, über den Hof zum Palast. Dem Nebenpalast, verbesserte er sich in Gedanken, aber das hatte keine Bedeutung, da der eigentliche Palast ihnen nicht zugänglich war.
Caesar, ein paar Offiziere und Schreiber und der Quästor saßen um einen langen Tisch, auf dem Papyri und Karten lagen. Der Saal im zweiten Stockwerk des Nebenpalasts war früher einmal prunkvoll gewesen, aber man schien schon vor langer Zeit die meisten Verzierungen entfernt oder abgeschlagen zu haben. Ein karger, kahler Raum; des Königs Gastfreundlichkeit seinen ungebetenen Besuchern gegenüber schloß keineswegs die Ausstattung mit neuen Bildern oder auch nur Teppichen ein.
Caesar blickte auf, als Aurelius neben ihm stehenblieb und die Hand auf den Brustpanzer schlug.
»Marschpräfekt Aurelius«, sagte er; dann lächelte er flüchtig. »Kein Schreiben, kein Marschieren - sagen wir: Reiterpräfekt.«
»Imperator?«
»Setz dich.« Caesar wandte sich an Tiberius
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