Cäsar
Möglichkeit.«
Aurelius sah, daß Kleopatra ein Lächeln mit der Hand verbarg. »Hättest du gehandelt wie Caesar?«
Laomedon nickte heftig. »Das hätte ich, Herrin.«
»Dabei«, sagte Caecina, »sprangen durch den Wind die Flammen von den Kriegsschiffen auf die Gebäude am Ufer über. Leider auch auf die Bibliothek. Der Imperator selbst ist in die Bibliothek geeilt, um Kostbarkeiten zu retten und den Brand zu bekämpfen. Der Nordflügel war nicht zu retten, der Hauptteil der Bibliothek steht noch.«
»Mir scheint«, sagte Aurelius vorsichtig, »die von Potheinos‘ Leuten behauptete Heimtücke und Niedertracht ist eine Verbindung aus kriegerischer Notwendigkeit und unseligem Zufall gewesen.«
»Im Nordflügel der Bibliothek«, sagte Kleopatra, »waren die größten Schätze. In einer besonderen Kammer. Aristoteles, Sophokles, die Aufzeichnungen von Solon und Themistokles. Das Gedächtnis der Menschheit…«
Laomedon grinste plötzlich. »Die Menschheit, Herrin, ist Auswurf der Götter, und ihr Gedächtnis die Erinnerung an alle Niedertracht. Vielleicht sollte es brennen.«
»Das ist müßig. Es ist geschehen. Wie kommen wir in die Stadt?«
» Caecina breitete die Arme aus und zeigte seine leeren Handflächen. »Wir halten den Teil, den ihr Brucheion nennt«, sagte er. »Und einen Streifen des Zugangs zum Hafen, zwischen dem langen Damm und dem Becken der Kriegsschiffe. Im Süden ist es uns nicht gelungen, bis zum Kanal vorzustoßen. Im Osten liegt nun das Heer des Achillas, im Westen hat man Verhaue aufgetürmt.«
Sie setzten die Beratung fort. Kleopatra hielt ihr Heer für zu klein und nicht kampfkräftig genug; außerdem wollte sie es nicht gegen die eigenen Leute einsetzen - die Bewohner von Alexandria würden sich schon beruhigen, sobald Potheinos nicht mehr in der Lage sei, sie aufzustacheln, sagte sie. Laomedon stimmte ihr im ersten Punkt zu, hielt den zweiten jedoch für zweifelhaft.
Aurelius sah es ähnlich. Und er war entzückt, als die Königin einen Weg vorschlug, auf dem sie sich doch zu Caesar begeben wollte. Römer könnten sich vielleicht den Weg freikämpfen, vielleicht würden sie aber auch getötet. Ein einheimischer Lastträger hingegen konnte ohne Mühe in die Nähe der römischen Unterkünfte gelangen.
Zwei Tage später übergab sie Laomedon das kleine Heer. Mit Aurelius und seinen Männern ritt sie um den westlichen Arm des Mareotis-Sees bis zum Rand der Stadt. Südlich des Kanals gab es kaum Befestigungen und nur wenige Kämpfer; der überraschende Durchbruch gelang. Als sie den Kanal erreichten, stieg sie mit bewaffneten Dienern und einem ihrer Berater, einem stämmigen sizilischen Griechen namens Apollodoros, in einen Kahn. Sie ruderten zum Anleger eines Lagerhauses, das nicht weit von den Palästen entfernt war. Dort ließ sie sich von Apollodoros in einen Teppich wickeln. Der Grieche legte seine Oberkleidung ab und wurde zum bärtigen, verdreckten Lastträger, der mit der Teppichrolle über der Schulter in der Stadt verschwand.
Aurelius und seinen Leuten gelang es am nächsten Morgen, kurz vor Sonnenaufgang, den Kanal zu überqueren und sich durch die Stellungen der verschlafenen Belagerer zu schlagen.
Auf dem Weg zur Berichterstattung bei Caesar erfuhr Aurelius, daß Kleopatra heil angekommen sei und mit dem Imperator verhandle. Caesar empfing ihn kurz in einem der überquellenden Schreibersäle; nachdem er den knappen Bericht angehört hatte, gab er Aurelius den Befehl über die zwei Kohorten am Hafen und den Auftrag, den schmalen Streifen, den die Römer beherrschten, weiter nach Westen auszudehnen, hin zu der Stelle, wo der Damm vom Land zur Pharos- Insel begann.
Aus einem der ersten Nachschubschiffe, die unter dem Schutz der rhodischen Trieren den Hafen erreichten, stieg zwei Tage später Kalypso.
CHRONIK 7:
CATO
Kommen wir zu Marcus Porcius Cato, von dem die Römer sagten, er sei der letzte echte Römer. Das hatten sie auch schon von seinem Vorfahren gesagt, der seinerzeit karthagische Schriften über den Landbau übersetzen ließ und zugleich jede Rede im Senat mit der Formel beendete, übrigens müsse Karthago zerstört werden. Ich nehme an, wenn man in der Geschichte weit genug zurückgehen könnte, käme man irgendwann in jedem Volk beim allerersten Helden an, von dem es nach seinem Tode hieß, er sei der letzte echte gewesen. Vielleicht ist das Erste immer zugleich das Letzte; vielleicht war Cato das Allerletzte.
Er verlor früh die Eltern und blieb
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