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Cäsar

Cäsar

Titel: Cäsar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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in der bloßen Tunika aus dem Lager hervor, begrüßten Sullas Leute und halfen ihnen bei der Arbeit. Fimbria, der Sullas Unversöhnlichkeit und Einfallsreichtum beim Schinden kannte, tötete sich lieber beizeiten selbst.
    Sulla bestrafte die Provinz Asien insgesamt mit zwanzigtausend Talenten, und im einzelnen richtete er die Bewohner durch den Übermut und die Habgier der bei ihnen untergebrachten Soldaten zugrunde. Denn der Zwangswirt mußte dem Beherbergten für jeden Tag auch noch sechzehn Denare zahlen und die Verpflegung stellen, und ein Offizier hatte fünfzig Denare täglich zu bekommen und zweierlei Kleidung, für den Aufenthalt im Haus und fürs Ausgehen.
    Endlich lief Sulla mit allen Schiffen von Ephesos aus und landete am dritten Tage im Piräus. Er ließ sich in die Mysterien einweihen und eignete sich die Bibliothek des Apellikon von Teos an, in der sich die meisten Schriften des Aristoteles und Theophrastos befanden.
    Während Sulla sich in Athen aufhielt, befiel ihn ein Fußleiden. Er fuhr deshalb nach Aidepsos, besuchte die heißen Bäder und verbrachte den Tag in Gesellschaft von Bühnenkünstlern. Als er einmal am Meer spazierenging, überreichten ihm Fischer sehr schöne Fische. Erfreut über die Gabe, fragte er woher sie seien, und als er hörte, aus Halai, sagte er: »Lebt da etwa noch jemand?« Er hatte nämlich unter anderen auch diese Stadt gründlich zerstören lassen.
    Nach dem ausgedehnten Bad zog Sulla durch Thessalien und Makedonien nach Dyrrhachion, um von dort auf zwölfhundert Schiffen nach Brundisium überzusetzen. In der Nähe von Dyrrhachion liegen Apollonia und das Nymphaion, ein heiliger Ort, wo in einem grünen Tal und auf Wiesen Quellen unablässig fließenden Feuers hervorbrechen. Dort soll ein Satyr gefangen worden sein, der ganz so aussah, wie Bildhauer und Maler Satyrn darstellen. Er wurde zu Sulla geführt und in allerlei Sprachen befragt. Als er jedoch nur ein Gemisch aus Pferdegewieher und Ziegengemecker äußerte, bekam Sulla einen Schreck und ließ ihn in feierlicher Form beseitigen - eine römische Gepflogenheit, feierlich oder nicht, sich durch Unbegreifliches nicht behindern zu lassen.
    Nach der Überfahrt landete er bei Tarent und zog nordwärts. Bald führten der junge Marius und der Konsul Norbanus große Streitkräfte heran; Sulla schlug die Feinde, schloß Norbanus in Capua ein und tötete siebentausend Mann.
    Marcus Lucullus stand als Unterfeldherr Sullas bei Fidentia mit sechzehn Kohorten fünfzig feindlichen gegenüber.
    Vom nahen Wiesenland trug ein sanfter Windhauch viele Blüten und streute sie über das Heer, daß sie auf die Schilde und Helme fielen und darauf liegenblieben, so daß sie den Feinden wie bekränzt erschienen. Das stärkte ihren Mut, sie griffen an, siegten, töteten achtzehntausend Mann und nahmen das Lager. Dieser Marcus Lucullus war der jüngere Bruder des später so ruhmreichen Lucius Licinius Lucullus, der den Mithridates und den Tigranes und zahllose köstliche Speisen niederkämpfte. Ähnlich wurde Sulla durch andere Unterführer wie Pompeius und Crassus vom Glück begünstigt.
    Er sah sich noch von vielen großen Heeren auf allen Seiten umgeben und nutzte neben der Gewalt auch die List; ein Konsul soll gesagt haben, er habe mit zwei Tieren in Sulla zu kämpfen, einem Fuchs und einem Löwen, aber der Fuchs mache ihm mehr zu schaffen.
    Nach vielerlei blutigem Gemetzel gelang es ihm schließlich, die meisten Feinde zu seiner Befriedigung zu töten, den kleineren Teil zu seinem Gram zu vertreiben. Die letzten sechstausend ergaben sich unweit der Tore Roms, als er ihnen Gnade versprach. Er ließ sie zusammentreiben und berief den Senat in den Tempel der Bellona, und während er zu reden begann, schlachteten die dazu angewiesenen Leute die sechstausend ab. Da so viele Menschen auf engem Raum gemordet wurden, erhob sich natürlich ein großes Geschrei. Die Senatoren gerieten in Aufregung; Sulla sagte mit unbewegter Miene, sie sollten auf seine Worte achten, nicht auf das, was draußen geschehe. Dort würden nur eben auf seinen Befehl einige Verbrecher bestraft.
    Das machte es auch dem dümmsten Römer klar, daß es nur einen Wechsel der Tyrannei gab, keine Befreiung. Marius war von Anfang an hart gewesen und hatte sich an der Macht nur verschlimmert, nicht gewandelt. Sulla aber, der sich den Ruf eines aristokratischen, aber auch bürgerfreundlichen Führers erworben hatte, zudem von Jugend an Scherz und Gelächter geliebt hatte

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