Castle 3: Heat Rises - Kaltgestellt (German Edition)

Augen, um sich die Einzelheiten dessen, was sie gerade gesehen hatte, noch einmal ins Gedächtnis zu rufen. Er stand in einem offenen Bereich des Innenhofs, der ihr keine Deckung bieten konnte. Zu ihrer Linken – und praktischerweise hinter ihm – befand sich der Pavillon, eine überdachte Freiluftveranda, die auf drei Seiten von niedrigen Mauern begrenzt wurde. Die vierte Seite war offen und stellte den Durchgang zum Innenhof dar. Mit dem Wissen, dass seine Partner sie jederzeit entdecken konnten, zog sie sich weiter an der Steinmauer entlang und bewegte sich so auf die Rückseite des Pavillons zu. Auf dem Weg suchte sie sich einen großen, losen Stein. Er hatte in etwa die Größe und das Gewicht einer Kugelstoßerkugel. Heat ließ ihn in ihre Manteltasche gleiten.
    Sich aufzurichten und über die Mauer in den Pavillon zu gelangen, würde knifflig werden. Eiszapfen säumten das gesamte äußere Dach, und ihre Tropfen waren an der Wand darunter festgefroren. Nikki schaute nach unten. Ein Sturz aus dieser Höhe würde zweifellos tödlich enden. Doch hier zu hocken und zu warten, würde ebenfalls ihren Tod bedeuten.
    Nikki streckte sich in eine Yogapose und reckte sich der Länge nach auf der Oberseite der Mauer entlang. Dann ließ sie sich langsam über die Oberseite gleiten, bis sie die Veranda erreicht hatte, wo sie verharrte. Während des Manövers hatte sie versucht, sowohl übermäßige Bewegung als auch Geräusche zu vermeiden. Heat atmete einmal tief ein, um ihren Puls zu beruhigen, und zog dann ihren Mantel aus.
    Sie kroch zu der Mauer, die dem Innenhof am nächsten lag, und lugte hinüber. Ihr Jäger war immer noch da, doch aus diesem Winkel stand er mit dem Rücken zu ihr. Sie warf ihren Mantel mit dem schweren Stein in der Tasche über die Klippe und schrie, während sie sich gleichzeitig duckte.
    Schritte rannten in ihre Richtung.
    Doch sie blieben kurz vor dem Pavillon stehen. In diesem Moment stürmte Nikki über die Veranda und sah wie er über die Klippe gebeugt stand und ihrem fallenden Mantel nachschaute. Er hörte sie kommen, wirbelte herum und versuchte, mit seinem Gewehr auf sie zu zielen. Doch sie war bereits zu nah an ihm dran, packte mit der linken Hand den Vorderschaft und benutzte diesen, um ihn zu sich heranzuziehen, während sie mit der rechten Faust auf seinen Kehlkopf zielte. Er besaß allerdings eine Nahkampfausbildung und senkte sein Kinn, um seine Luftröhre abzuschirmen. Ihre Faust traf stattdessen seine Skimaske. Er holte sofort zum Gegenschlag aus, drehte seinen Körper ruckartig herum und benutzte seine Hüfte und ihren Griff am Gewehr, um sie abzuschütteln.
    Heat landete auf den eisigen Pflastersteinen, hielt aber immer noch den Vorderschaft umklammert. Sie riss ihn zurück. Der Zeigefinger ihres Gegners steckte im Abzugbügel, und sie hörte Knochen brechen, als sie zog. Ein Schuss wurde abgefeuert, und der Mann fiel neben ihr zu Boden. Die Kugel traf das Dach des Pavillons, wodurch sich ein flaches Stück Eis sowie eine Reihe Eiszapfen lösten und um sie herum auf den Innenhof prasselten. Sie stand auf und versuchte, ihm die Waffe abzunehmen, doch er trat ihr die Beine unterm Körper weg, sodass sie wieder hinfiel.
    Er rappelte sich auf ein Knie auf und stöhnte, als er seinen gebrochenen Finger aus dem Abzugbügel zog. Heat stürzte sich auf das Gewehr. Sie hätte sich allerdings besser auf ihn gestürzt, denn er hob einfach die Waffe, und als ihr Schwung dafür sorgte, dass sie an ihm vorbeirauschte, rammte er sie mit seinem Unterarm, sodass sie über die Trümmer aus Eis schlitterte. Da sein rechter Zeigefinger lose in seinem Handschuh baumelte, verlagerte er das Gewehr auf seine linke Seite und griff mit der unverletzten Hand nach dem Abzug. Doch gerade als er sich umdrehte, um auf Nikki zu zielen, attackierte sie ihn und rammte ihm das spitze Ende eines regenschirmgroßen Eiszapfens in den Bauch. Die Waffe fiel ihm aus der Hand, und er umfasste die Wunde. In seinen Augen, die durch die Löcher in der Skimaske starrten, blitzte Unglauben auf. Heat nahm das Gewehr in beide Hände und stieß ihm den Griff mit voller Wucht gegen die Luftröhre. Er fiel nach hinten, betatschte hilflos seinen Hals, gurgelte und blutete aus der Wunde in seinem Bauch auf den Schnee.
    Auf der anderen Seite des Innenhofs erschien einer der anderen Jäger blitzschnell in ihrem Sichtfeld und ging hinter einem Felsen in Deckung. Nikki nahm das Gewehr und eilte zurück unter den Pavillon. Sie war