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Cataneo - Der Weg Splendors (German Edition)

Cataneo - Der Weg Splendors (German Edition)

Titel: Cataneo - Der Weg Splendors (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christin Thomas
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Eine unbekannte Macht hielt ihn davon ab, den Mann einfach so gehen zu lassen. Beinahe willenlos ließ Failon mit der einen Hand die Klinge los und packte mit der anderen den Griff des Schwertes. »Nein«, flüsterte er und bohrte dem Fettleibigen die Spitze des Schwertes in die Brust. Mit äußerster Willenskraft kämpfte Failon gegen den unerklärlichen Drang an, den Mann zu töten.
    »Was tut Ihr?«, fragte der Mann panisch. »Bitte! Ich habe euch nichts getan. Was wollt Ihr denn von mir?«
    Failon versuchte sich zu erinnern. Noch vor einigen Augenblicken war ihm klar gewesen, weshalb er das Haus betreten hatte. Nun schien es, als sei dieser Gedanke verschwunden. Vergraben unter all den anderen, die Besitz von ihm ergriffen. Er versuchte, sich gegen die dunkle Macht zu wehren und seine Finger von dem Schwertgriff zu lösen. Keinesfalls wollte er den Mann tot sehen. Aber etwas anderes in ihm schrie geradezu danach. Nie zuvor hatte er so etwas verspürt. Etwas war in ihn hineingefahren, wich seinem Wunsch nicht. Es redete weiter auf ihn ein. Flüsterte immer wieder seinen Namen.
    »Lauft!«, brachte Failon schließlich mühsam hervor. Die finstere Kraft würde ihn gleich besiegen, so spürte er es. Nur einen Augenblick später holte er ohne es wirklich zu wollen mit dem Schwert aus. Der Mann duckte sich. Er konnte hören, wie die Klinge nur knapp über seinen Kopf hinwegsauste und gegen die Wand krachte. Auf Knien rutschte er verzweifelt bis zur Tür und zog sich dort auf die Beine. Hinter ihm hörte er die dumpfen Schritte des Obscuras. Panisch rannte er los. Aus dem Augenwinkel sah er, wie ihn der Obscura mit hoch erhobenem Schwert verfolgte. Der Mann lief um sein Leben. Er sprang so schnell er nur konnte über die Löcher im Holzboden. Preschte schließlich aus dem Haus in die Finsternis hinaus.
    Failon blieb mit einem Ruck stehen. Erschrocken ließ er das Schwert fallen. Die Stimmen ließen von ihm ab und auf einmal fühlte er sich völlig kraftlos. Er schien schwächer als zuvor. Fühlte sich ausgelaugt und sank fassungslos auf die Knie. Seine Hände zitterten wie Espenlaub. Die Finger fühlten sich noch immer taub an. Der Obscura konnte nicht begreifen, was gerade passiert war. »Vell«, flüsterte er hilflos. Er fürchtete, sein Gott könnte ihn verlassen haben – genauso wie er selbst seine Brüder, seinen Tempel und seine Stadt.

DIE RICHTIGKEIT DER TATEN
    Sie befanden sich auf den weitläufigen Grasflächen der Ebene Zorthan, die sich bis in den Norden Cataneos erstreckten. Dahinter befanden sich nur noch ein paar kleinere Wälder und die Sandar-Sümpfe. Die Reisenden waren dem Gebiet der Orks in großem Bogen ausgewichen. Die Erschöpfung nagte also nicht nur an ihnen, sondern auch an ihren Pferden, die nicht nur sie und das Gepäck trugen, sondern teils auch vollbepackte Karren hinter sich herzogen. Seit sie beim Grauen See Halt gemacht hatten waren viele Tage verstrichen, in denen Morris schweigsam gewesen war und gedanklich abwesend gewirkt hatte. Er und der Draconer hatten kaum ein Wort gewechselt. Nur das Allernötigste wurde kurz besprochen. Morris dachte noch immer an Failon, er fragte sich, wo der Obscura war, wie es ihm ging und welches Geheimnis er mit sich trug. Er befürchtete, dass er den Angriff der Bestie vielleicht gar nicht überlebt hatte oder schlimmer noch: Vielleicht hatte der Orkführer ihn getötet oder gefangen genommen. Er wusste es nicht. Morris hoffte nur, dass er noch leben würde und stark genug war, sich wehren zu können. Schlimmer erging es ihm jedoch bei den Gedanken an Xeroi, den er hatte gehen lassen – einsam und schwach. Ihn peinigte der Gedanke an diese Entscheidung. Es quälte ihn, wenn er daran dachte, dass der Sandari mit Sicherheit schon so weit zu den Orkhöhlen vorgedrungen war, dass er ihn nicht mehr einholen konnte und er ihn somit hilflos dem Ork-Gesindel preisgegeben hatte.
    Hinter dem Hauptmann ritten und liefen über fünfhundert Männer, Frauen und Kinder. Eine ganze Stadt, deren Karawane sich von einem Horizont zum nächsten zog. Ihre Hoffnung lag auf dem starken Mann, der das vorderste Pferd führte. Die Menschen ahnten jedoch nicht, wie schwach sich der Hauptmann fühlte. Morris wusste nicht mehr, was falsch oder richtig war und das beschäftigte ihn sehr. Es war ihm sehr wohl klar, dass das Leben eines Einzelnen nichts gegen das von Hunderten war, doch er hatte sich nur für die Mehrheit entschieden, weil er im Glauben gewesen war, dass Annoth die

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