Cataneo - Der Weg Splendors (German Edition)
wurde.
»Ganz langsam, mein Freund«, flüsterte Tachal eine zarte weibliche Stimme ins Ohr.
Azur wusste, dass sie ihm gefolgt war. Er hatte ihren süßlichen Duft schon vorher in den Gängen wahrgenommen. Zu seinem Erstaunen war dies weder den Orkwachen, noch Tachal aufgefallen. Azur sah sie bewundernd an und ergötzte sich an dem Anblick ihrer dunklen Schönheit. Sie stand im Schatten des Orkführers und drückte ihm beinahe sinnlich ein Messer an den Hals. Azur war vollkommen gefangen von diesem Bild, als sie auf einmal dem ganzen Raum verkündete, dass besser keiner näher trat.
»Ihr macht einen Fehler, Indyrah«, warnte Tachal, der sichtlich um sein Leben bangte.
Sie löste leicht den Druck der Klinge und sprach ihm erneut ins Ohr: » Ihr wart dabei, einen Fehler zu machen. Eines Tages werdet Ihr mir hierfür dankbar sein.«
Mit Tachal in ihrer Gewalt verließen Indyrah und Azur langsam die Halle und kamen auch in den Gängen Schritt für Schritt voran, ohne aufgehalten zu werden. Die Anhänger Tachals wussten ohne ihren Anführer nicht, was sie tun sollten. Es gab nun niemanden mehr, der ihnen Befehle erteilte, und so standen sie einfach nur da. Ihren Blicken nach zu urteilen waren sie entsetzt und konnten kaum glauben, was passierte. Aber keiner wagte es, sich der Brut in den Weg zu stellen.
»Danke«, flüsterte Azur seiner Retterin zu, als ihr Blick endlich den seinen traf.
Sie sagte nichts, doch das brauchte sie auch nicht, denn das Lächeln, das sie ihm schenkte, reichte ihm vollkommen.
Als sie endlich die Höhlengeflechte der Orks hinter sich gelassen hatten und über sich den Sternenhimmel erblickten, fiel die Anspannung ab. Sie nahmen Tachal noch einige Zeit mit sich und ließen ihn dann im Schutz eines Waldes zurück. Noch aus weiter Ferne hörten sie sein Gebrüll. Er raste vor Wut und seine Stimme donnerte einem Erdbeben gleich. Azur genoss diesen Moment und ging einen Schritt langsamer. »Keine Hast, Indyrah. Sein Brüllen nach dieser Niederlage lindert meine Schmerzen.«
Sie drehte sich zu ihm um und blickte ihn besorgt an. »Es war kein Zufall, dass ich in der Nähe war, Azur. Mein Führer sprach mir gegenüber seine Bedenken aus und befahl mir, Eure Gespräche mit Tachal zu belauschen. Er hat geglaubt, dass Ihr ein anderes Ziel anstrebt als das, wofür wir hier sind.«
Nachdenklich blickte der Dämon zurück zu den Orkhöhlen. »Nein. Macht Euch keine Sorgen. Ich werde ganz sicher kein Bündnis mit einem Ork eingehen, der glaubt, Gott spielen zu können.«
Da lächelte sie wieder. »Ich habe es gleich gewusst«, sagte sie geradezu erleichtert und setzte ihren Weg mit ihm durch den Wald fort.
Kurze Zeit später erreichten die Orks ihren Anführer, der ihnen schon vom Waldrand aus entgegen kam. Sie warfen sich auf die Knie und flehten um Vergebung, doch er würdigte sie keines Blickes. Tachal stapfte lediglich wutschnaubend zurück in die schützenden Gänge seines Reiches. Er hatte einen neuen Plan und machte sich sofort ans Werk, diesen umzusetzen. Seine Gemäuer mussten noch sicherer werden und ihm durfte nichts und niemand mehr zu nahe kommen. Er ließ seine Bestie rufen. Sie sollte sogleich von ihren Streifzügen heimkehren. Die Namenlose Bestie spielte eine wichtige Rolle bei seinen Schutzvorkehrungen. Dank ihr hatte er seinen Thron und seine Macht schon so lange Zeit verteidigen können. Den Letifern stand eine Zeit harter Bestrafung bevor und auch die Orks, die ihm untertan waren, sollten nicht ungeschoren davonkommen. Verrat, so schwor Tachal, würde fortan mit dem Leben bezahlt werden. Zudem ordnete er an, die Suche nach Xeroi zu verstärken. Es ärgerte ihn, dass sein Plan nicht aufgegangen war und Azur den Sandari hatte gehen lassen. Während er auf seinem Thron sitzend düster vor sich hin grübelte, betrachtete er die Wandmalereien und beruhigte sich langsam wieder, als er den Sieg vor sich sah, den er sich so sehnlich wünschte. Sobald die letzte Schlacht gewonnen war, würde die Brut des Vortex’ wieder verschwinden und er könnte das Land übernehmen. So plante er es in den frühen Morgenstunden der aufgehenden Sonne …
GUTE FREUNDE
Tage waren vergangen, seit sie sich wiedergefunden hatten. Es waren entspannte Tage gewesen, in denen sie sich viel zu erzählen gehabt hatten. Dank Xerois Zusammenkunft mit Morris am Grauen See wusste Failon sofort, wo er den Hauptmann finden würde. Der Obscura war wirklich froh über die Nachricht, dass die Einwohner Zitelias in
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