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Cataneo - Der Weg Splendors (German Edition)

Cataneo - Der Weg Splendors (German Edition)

Titel: Cataneo - Der Weg Splendors (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christin Thomas
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ließ. Sein Stolz hielt ihn von seinem Vorhaben ab. Er konnte es nicht ertragen, anderen den Ruhm zu überlassen, der ihm vorbestimmt war. Azur würde die Brut Richtung Osten führen und die Dörfer und Städte so schnell wie ein Lauffeuer einnehmen. Seine Feinde würden erzittern, wenn sie nur seinen Namen hörten. Das war es, was er wollte. Die Angst bei den anderen schüren, sie durch seine bloße Anwesenheit entfachen. Doch vom Reich der Toten aus würde er das nicht tun können. Er wäre verdammt dazu, nur zusehen zu können.
    Seine Finger ließen langsam von seinem Hals hab. Er gab sein Vorhaben auf. Er wollte es für Indyrah tun, aber er konnte einfach nicht. Ein Dämon, der sich selbst das Leben nahm, würde ein Feigling geschimpft werden. Azur war jedoch ein Kämpfer. Seine Gedanken wanderten wieder zu der furchtbaren Nacht. Was hatte er nur getan? Was war aus ihm geworden? Ungläubig schüttelte er den Kopf. Er hatte Indyrah verloren, vielleicht für immer. Die Frage, ob er sie jemals zurückgewinnen könnte, war so töricht, dass er es kaum ertrug, daran zu denken. Sie strafte ihn bereits, indem sie ihm aus dem Weg ging. Sie nicht ansehen zu können, war für ihn eine Qual. Sie hatte ihn berührt. Nicht körperlich, sondern tief in seinem Inneren. Es schien, als hätte sie etwas erweckt, das zuvor tief geschlafen hatte. Das Verlangen nach Nähe, das er so nicht kannte. Dafür gab es normalerweise keinen Platz in einer Welt voller Hass und Gewalt. Erschöpft blickte er zu Boden. Wie gern würde er die Zeit zurückdrehen und diese grausame Nacht ändern! Er fürchtete sich davor, die Augen zu schließen und den Anblick ihres Blutes ertragen zu müssen. Ihm wurde schon allein bei dem Gedanken übel und sein Herz schlug ihm bis zum Hals. Nie hatte der Anblick von Blut ihn so sehr geekelt. Diese Furcht hielt ihn wach und zehrte an seinen Kräften. Seine Augen wanderten über seine zittrigen Hände. Es fiel ihm schwer zu atmen. »Was habt ihr mit mir gemacht?«, flüsterte er, als könnte sie ihn hören. Tief im Inneren erhoffte er sich eine Antwort, aber die Stille verschlang seine Worte. Ihr lieblicher Duft hing ihm in der Nase. Es schien, als wäre sie noch immer bei ihm. Doch das war sie nicht. Er hatte sie seit Tagen nicht gesehen und mit niemanden über sie gesprochen. Das Ungeheuerliche, das er ihr angetan hatte, würde er sich niemals verzeihen können. Sein Leben verlor allen Sinn, denn erst sie hatte ihm diesen gegeben.
    »Ihr benehmt Euch ebenso töricht wie sie«, erklang plötzlich die Stimme des Ältesten. »Ihr blickt die Straßen hinab, als würde der Tod dort auf Euch lauern.«
    Verärgert blickte Azur auf. »Verschwindet, Ihr seht doch, dass ich allein sein will!«
    Doch er wich nicht zurück, sondern setzte sich zu ihm. »Sie reden über Euch, Azur. Ich höre das Flüstern und frage mich, wieso Ihr nichts unternehmt.«
    Azur hatte längst gewusst, dass sie über ihn sprachen, aber er hatte nicht die Kraft, etwas zu tun. Was hätte er auch tun sollen? Sie einschüchtern? Das würde nur dazu führen, dass sie hinter seinem Rücken redeten. Ihnen die Wahrheit zu sagen, brachte jedoch noch weniger. Sie würden nichts von dem verstehen, was ihm durch den Kopf gegangen war, bevor er Indyrah wutentbrannt durch die Stadt geschleift hatte.
    »Es ist mir egal«, grummelte Azur.
    »Redet doch keinen Unsinn! Ihr verliert Euren Posten, wenn Ihr Euch nicht endlich zusammen reißt!« Der Älteste war sichtlich verärgert. »Und nicht nur Ihr!«, fügte er zornig hinzu. Mit diesen Worten hatte er ihn getroffen. Azur gefährdete auch den Posten Indyrahs, wurde ihm schlagartig bewusst. Für ihre Stellung hatte sie viel gegeben. Als Dämonin verlangte man ihr viel mehr ab als einem Dämon. Sie musste sich stets beweisen und für ihren Status kämpfen. Er selbst würde seinen Posten verteidigen können, aber er sorgte sich um ihren.
    »Was kann ich tun?«, fragte Azur plötzlich interessiert.
    Der Älteste blickte ihn streng an. »Reißt Euch endlich zusammen!«
    Azur schüttelte verzweifelt den Kopf. »Es ist so viel passiert.«
    »Es ist anscheinend noch nicht genug passiert! Es wird Schlimmeres folgen als eine Auseinandersetzung unter unseresgleichen!«
    Azur vergrub das Gesicht in seinen Händen. »Gebt mir zwei Nächte.«
    Der alte Dämon nickte zustimmend. »Zwei Nächte. Mehr nicht.« Dann verschwand er in die Dunkelheit, aus der er gekommen war und ließ die Stille zurück, die er verdrängt hatte.
    Azur

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