Cataneo - Der Weg Splendors (German Edition)
Besten«, entgegnete Carus stolz.
»Mit Verlaub, Eure Hoheit. Er wollte die Reise hierher abbrechen, um das Leben eines einzigen Sandaris zu retten und damit Hunderte im Stich lassen. Und er soll Euer bester Mann sein?«
Carus blickte tief in die Augen des Draconers.
»Morris hat mir und meinem Land jahrelang treu gedient. Ich weiß, dass er im Ernstfall das Richtige tun wird. Wollt ihr meine Entscheidung also weiterhin in Frage stellen?«
Annoth schüttelte den Kopf.
»Gut, dann wäre das ja geklärt«, meinte Carus zufrieden. Widerwillig verneigte sich Annoth und verließ innerlich vor Wut schnaubend den Raum.
»Er ist ein Draconen-Krieger. Seit er ein Schwert halten kann, kämpft er. Ihr müsst ihn entschuldigen, wenn er gelegentlich etwas forsch daherkommt«, entschuldigte sich Zorthan bei seinem Freund.
Carus hatte Verständnis. Seine Leibwache bestand ebenfalls aus Draconern. Als Mitglied der königlichen Leibgarde zählte nur, was der König verlangte. Sie taten, was ihnen aufgetragen wurde. Der Erfolg im Kampf war ihr einziges Lebensziel. »Sie riskieren ihr Leben für das unsere. Ich würde mir nie ein Urteil über einen Draconer erlauben, der es bis in das Schloss eines großen Königs geschafft hat.« Carus sprach diese Worte voller Überzeugung.
»Euer Hauptmann wird Euch nicht ein weiteres Mal in Verlegenheit bringen, oder?«, fragte Zorthan nach.
Sein Freund blickte nachdenklich zu Boden. »Ich will es für ihn hoffen.«
»Was wollt Ihr sonst tun?«
König Carus verschränkte die Arme. »In diesem Fall werde ich zukünftig seine Dienste als Hauptmann nicht länger benötigen.«
Zorthan, der Dritte schien fassungslos. »Sein Wohl war Euch stets wichtig. Ihr würdet ihm die Grundlage seines Lebens nehmen. Alles was er sich aufbaute. Seid Ihr Euch sicher, dass Ihr dies in Betracht ziehen wollt?«
Carus räusperte sich und schluckte schweren Herzens. »Er ist mir treu ergeben, aber er scheint diesem Krieg nicht gewachsen zu sein. Ich werde dafür beten, dass er erfolgreich zurückkehren wird, damit er seine Männer selbst in die Schlacht führen kann. Tut er es jedoch nicht, weil er erneut vom Weg abkommt, gibt es für ihn hier keinen Platz mehr.« Carus senkte den Kopf. »Er wird es schaffen. Er hat vielleicht weniger Respekt als ein Draconer und ein loseres Mundwerk als manches Weib, aber er ist ein ebenso guter Krieger wie Annoth. Vell hat ihm eine Menge Mut und Kraft gegeben, er wird ihm beistehen.«
Tröstend legte Zorthan ihm die Hand auf die Schulter. Er spürte, dass es nicht das letzte Mal sein würde, in dem sie einander Kraft schenkten. Diese Schlacht würde mehr von ihnen abverlangen, als die Planung ihrer Feldzüge. Es würde schwierigere Entscheidungen geben, als die über einen einzelnen Mann. Sie würden über Leben und Tod entscheiden, sie entschieden über Sieg oder Niederlage. Es würde vielleicht eine Zeit kommen, in der sie einander nicht wiedererkennen würden, doch sie würden einander beistehen, komme was wolle. All das wusste Zorthan in jenem Augenblick, als er die Schulter seines Freundes unter seiner Hand spürte. Er spürte das Leid, das über sie zu kommen drohte. Er spürte den Schmerz, den sie empfinden würden. Ebenso wie er die Angst sah, die langsam in seinem Freund aufstieg. »Wir werden in den nächsten Tagen einen Plan zur Verteidigung Neckmars aufstellen. Wir müssen die Bürger schützen können, bis Lordas ihre Truppen sendet.« Er drückte Carus’ Schulter fester. »Wir schaffen das, mein Freund«, fügte er zuversichtlich hinzu.
König Carus nickte hoffnungsvoll.
EIN GEFÄHRLICHER PLAN
Morris packte seine wenigen Besitztümer ein, um zurück nach Zitelia zu reisen. Nur so würde er dieses Schuldgefühl loswerden, das ihn begleitete, seit er diesen Ort verlassen hatte. Er erinnerte sich an Xeroi und hoffte, ihm dort zu begegnen. Er dachte auch an den Dämon. Dieser eine Dämon hatte die ganze Brut in die Stadt gerufen. Sie hätten ihn töten sollen. Er war ihm gegenüber gestanden und hatte nichts getan. Wie hatte er nur seine Angst über das Leben aller stellen können? Er war der Hauptmann. Sein Wort war Befehl. Dafür hatte er so lange und hart gearbeitet. Doch als es darauf angekommen war, hatte er nichts unternommen, sondern nur nach Antworten gesucht. Zudem interessierte ihn beinahe krankhaft, was es mit der Dämonin auf sich hatte. Sie unterschied sich von den anderen. Sie war so lebendig gewesen. Er musste zurückkehren und herausfinden, wer
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