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Charlotte

Charlotte

Titel: Charlotte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix Thijssen
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Sie wissen schon. Und ihre beiden Mütter haben sie in dem Glauben gelassen.«
    »Tja, auch eine Lösung.«
    »Wussten Sie davon?«
    Sie zuckte mit den Achseln. »Das Problem ergab sich nicht, als sie erst ein paar Monate alt war, und danach verschwanden sie und ihre Mütter aus meinem Leben.« Sie schwieg einen Moment, öffnete jedoch ein-, zweimal den Mund, als teste sie Worte auf ihre Brauchbarkeit. »Vielleicht hätte ich ihr eine bessere Patentante sein sollen«, sagte sie schließlich. »Ich hätte mich um sie kümmern sollen. Wie alt ist sie jetzt, achtzehn? Ein Job bei Albert Heijn?« Sie schüttelte den Kopf. »Hat sie wenigstens die höhere Schule besucht?«
    »Sie wollte Medizin studieren, aber sie hatten das Geld nicht oder man hat sich nicht genügend darum gekümmert. Die Mütter lebten von staatlicher Unterstützung.«
    Sprenger schaltete eine Stehlampe ein und nun sah ich den gequälten Ausdruck auf Charlottes Gesicht. Er reichte ihr ein Glas Cognac und sagte: »Nimm es dir nicht so zu Herzen.«
    Sie nickte bitter, trank von ihrem Cognac und schaute mich an. »Was ist denn in Gottes Namen geschehen?«, fragte sie.
    »Dasselbe wollte ich Sie fragen«, erwiderte ich.
    »Ich möchte erst die Hintergründe verstehen.« Sie hatte sich wieder in der Gewalt und wurde sachlich. »Lotje hat also ihre Mutter verloren. Wie ist sie auf Otto Runing gekommen?«
    »Nach Elisabeths Beerdigung händigte Leonoor ihr eine Geburtsurkunde aus, auf der Runing als Vater angegeben ist. Mit der ist sie zu Runing gegangen.«
    »Warum hat Leonoor das getan?«
    »Das ist nicht ganz klar, aber Charlotte wollte ausziehen. Sie hat auf dem Hausboot sehr wenig Privatsphäre, und ich glaube, dass sie sich mit ihrer zweiten Mutter nicht besonders gut versteht. Die Geburtsurkunde ist übrigens echt, ich habe das überprüft. Es existiert auch eine Vaterschaftsanerkennung. Runing hat die Papiere unterzeichnet, obwohl er verheiratet war.«
    »Das behauptet Leonoor?«
    »Leonoor sagt, Runing sei mit ihr zusammen aufs Standesamt gegangen, um Charlotte anzumelden, und er habe Elisabeth auch nach der Geburt weiter besucht. Er muss Fotos von dem Baby gemacht haben und er hat Elisabeth anfangs finanziell unterstützt.«
    »Das ist barer Unsinn«, entgegnete Charlotte energisch. »Dieser Mann ist nie hier gewesen. Jetzt, wo er tot ist, kann sie behaupten, was sie will.«
    Auf den Gedanken war ich auch schon gekommen. »Außer der Witwe sind Sie die Einzige, die ihr widerspricht.« Mir fiel ein, dass ich nur deshalb hier saß, weil ich Charlotte nebenbei und ohne besonderen Grund gefragt hatte, woher sie ihren Namen habe. Wahrscheinlich wusste Leonoor nicht, dass Elisabeth es ihrer Tochter eines Tages erzählt hatte, sonst hätte sie Charlotte gewiss ans Herz gelegt, es niemandem zu verraten.
    »Was sagt die Witwe?«
    »Dass sie und Otto eine gute Ehe geführt hätten. Runing hat zugegeben, dass er damals ein Verhältnis mit seiner Sekretärin gehabt hat, aber er hat ihr geschworen, dass er Elisabeth nach ihrer Kündigung nie wiedergesehen habe und dass das Mädchen unmöglich seine Tochter sein könne.«
    »Wer hat ihn ermordet?«, fragte Sprenger.
    »Alles weist auf einen Mann hin, der Runing für den Tod seiner Mutter verantwortlich machte, eine geschäftliche Angelegenheit. Der Verdächtige saß in Untersuchungshaft, ist aber heute Morgen bei einem Fluchtversuch ums Leben gekommen.«
    Sprenger sagte ungerührt: »So, so«, und nippte an seinem Cognac.
    »Warum beantragt Mevrouw Runing keinen Vaterschaftstest?«, fragte Charlotte, die ihren eigenen Gedanken nachhing.
    »Das würde sie nötigenfalls tun, aber erst will sie wissen, was genau hinter dieser ganzen Sache steckt. Sie hat ihrem Mann aufs Wort geglaubt.«
    »Zu Recht.«
    »Wollen Sie damit sagen, dass Runing nicht der Vater ist?«
    »Ich will sagen, sie hat ihrem Mann zu Recht vertraut. Er ist nie hier gewesen und hat Elisabeth tatsächlich nicht wiedergesehen, nachdem sie gekündigt hatte.«
    »Ich verstehe Sie immer noch nicht«, sagte ich. »Wie kommt dann sein Name auf die Papiere?«
    »Dafür hat Leonoor gesorgt.« Sie warf Sprenger einen Seitenblick zu, als warte sie unsicher auf seine Reaktion. »Aber das ist eine andere Geschichte.«
    Sprenger zuckte mit den Schultern. »Vielleicht solltest du doch lieber erst Oskam anrufen«, sagte er.
    »Es ist mehr als achtzehn Jahre her.« Charlotte schüttelte den Kopf. »Das sind Frauengeschichten. Mädels unter sich, Abende, an denen

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