Chroniken der Unterwelt Bd. 2 City of Ashes
jetzt fragte sie sich, ob nicht der Vampirismus selbst eine Veränderung bewirkte, fleckige Haut ebenmäßig machte und Augen und Haaren einen besonderen Glanz verlieh. Vielleicht handelte es sich ja um eine Art Evolutionsvorteil der Spezies. Schließlich konnte gutes Aussehen den Vampiren beim Anlocken ihrer Beute nur nützlich sein.
Plötzlich wurde Clary bewusst, dass Simon sie ebenfalls mit großen dunklen Augen musterte. Sie riss sich aus ihren Gedanken und drehte sich zu Magnus um, der in dem Moment aufstand. Das blaue Licht war verschwunden. Luke hatte zwar noch immer die Augen geschlossen, aber die hässliche graue Tönung seiner Haut war fort und seine Atmung ging tief und ruhig.
»Es geht ihm schon viel besser!«, rief Clary, woraufhin Alec, Jace und Simon herbeieilten, um einen Blick auf Luke zu werfen. Simon schob seine Hand in Clarys und dankbar für diese beruhigende Geste schloss sie ihre Finger um seine.
»Das heißt also, Luke kommt durch?«, fragte Simon, während Magnus sich auf die Lehne des am nächsten stehenden Sessels sinken ließ. Er wirkte erschöpft, ausgelaugt und bläulich im Gesicht, »Bist du dir ganz sicher?«, hakte Simon weiter nach.
»Natürlich bin ich mir sicher«, erwiderte Magnus. »Ich bin der Oberste Hexenmeister von Brooklyn, ich weiß, was ich tue.« Sein Blick wanderte zu Jace, der gerade etwas zu Alec gesagt hatte, allerdings so leise, dass keiner der anderen es verstehen konnte. »Und wo wir gerade beim Thema sind …«, fuhr Magnus so eigenartig förmlich fort, wie Clary ihn noch nie erlebt hatte,»… ich bin mir nicht sicher, was ihr euch eigentlich dabei denkt, mich jedes Mal zu rufen, sobald einer von euch auch nur einen eingewachsenen Zehennagel hat. Als Oberster Hexenmeister ist meine Zeit kostbar. In New York gibt es einen Haufen niederrangiger Hexenmeister, die derartige Aufgaben für euch mit Freuden erledigen würden und bedeutend weniger verlangen.«
Clary blinzelte ihn überrascht an. »Soll das heißen, dass du uns eine Rechnung stellst? Aber Luke ist doch ein Freund!«
Magnus holte eine dünne blaue Zigarette aus seiner Brusttasche. »Keiner meiner Freunde«, sagte er. »Ich habe ihn nur ein paarmal gesehen, wenn deine Mutter dich zu mir gebracht hat, um deine Gedächtnisblockade zu erneuern.« Er strich mit der Hand über die Spitze der Zigarette und entzündete sie mit einer vielfarbigen Flamme. »Habt ihr etwa gedacht, ich würde euch nur aufgrund meiner Herzensgüte helfen? Oder bin ich zufälligerweise der einzige Hexenmeister in eurem Bekanntenkreis?«
Jace hatte Magnus’ kurze Rede mit zunehmender Verärgerung angehört; seine Augen funkelten düster. »Nein, das nicht«, sagte er nun, »aber du bist zufälligerweise der einzige Hexenmeister in unserem Bekanntenkreis, der mit einem unserer Freunde zusammen ist.«
Einen Moment lang starrten ihn alle an – Alec mit blankem Entsetzen im Blick, Magnus mit einer Mischung aus Verblüffung und Verärgerung und Clary und Simon in sprachlosem Erstaunen. Alec fasste sich als Erster. »Warum sagst du so was?«, fragte er mit zitternder Stimme.
Jace schaute ihn verwirrt an. »Warum sage ich was? «
»Dass ich mit ihm … dass wir zusammen sind. Das ist absolut nicht wahr«, sagte Alec, dessen Stimme sich nun unkontrolliert hob und senkte.
Jace musterte ihn ruhig. »Ich hab doch gar nicht gesagt, dass er mit dir zusammen ist«, erwiderte er. »Aber findest du es nicht lustig, dass du genau wusstest, was ich gemeint habe?«
»Wir sind nicht zusammen«, sagte Alec erneut.
»Ach, wirklich?«, fragte Magnus. »Dann bist du also zu jedem so freundlich?«
»Magnus.« Alec warf dem Hexenmeister einen flehentlichen Blick zu. Doch Magnus hatte offenbar genug von dem Theater. Er verschränkte die Arme vor der Brust, lehnte sich schweigend zurück und musterte die Anwesenden aus zusammengekniffenen Katzenaugen.
Alec wandte sich an Jace. »Du denkst doch nicht etwa …«, setzte er an. »Ich meine, du kannst doch unmöglich glauben …«
Verwundert schüttelte Jace den Kopf. »Ich verstehe wirklich nicht, warum du dir solche Mühe gibst, deine Beziehung mit Magnus vor mir zu verheimlichen. Es ist doch nicht so, als ob es mir etwas ausmachen würde.«
Falls Jace seine Worte als Beruhigung gemeint hatte, verfehlte er sein Ziel gründlich. Alec wurde kreidebleich im Gesicht und schwieg. Diesmal wandte Jace sich an Magnus. »Hilf du mir doch, ihn davon zu überzeugen, dass es mir wirklich egal ist«, sagte
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