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Chroniken der Unterwelt Bd. 2 City of Ashes

Chroniken der Unterwelt Bd. 2 City of Ashes

Titel: Chroniken der Unterwelt Bd. 2 City of Ashes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cassandra Clare
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er.
    Wie gelähmt vor Angst konnte sie ihn nur anstarren. Sie spürte bereits, wie die scharfe Glaskante ihre Haut aufschlitzte, wie der beißende Geschmack von Blut ihren Mund füllte … und sie wünschte, sie wäre bereits tot … alles war besser als dieser Schrecken und diese Furcht …
    »Das reicht, Agramon.« Eine Männerstimme schnitt durch den Nebel in ihrem Kopf – jedoch nicht Daniels Stimme. Diese hier klang leise, kultiviert, unbestreitbar menschlich. Sie erinnerte sie an jemanden … aber an wen?
    »Wie Ihr wünscht, Lord Valentin.« Daniel stieß einen enttäuschten Seufzer aus – und dann begann sein Gesicht zu verblassen und zu schrumpfen. Einen Moment später war er verschwunden und mit ihm das lähmende Gefühl namenlosen Entsetzens, das ihr fast das Lebenslicht ausgelöscht hätte. Verzweifelt schnappte sie nach Luft.
    »Gut. Sie atmet wieder.« Erneut ertönte die Männerstimme, dieses Mal jedoch leicht gereizt: »Also wirklich, Agramon. Noch ein paar Sekunden und sie wäre tot gewesen.«
    Maia schaute auf. Der Mann – Valentin – stand über sie gebeugt, groß und vollkommen in Schwarz gekleidet, von den Handschuhen bis zu den schweren Stiefeln an seinen Füßen. Mit der Spitze ebendieses Stiefels hob er nun ihr Kinn an. Seine Stimme klang kühl, gleichgültig. »Wie alt bist du?«
    Ein hageres, scharfkantiges farbloses Gesicht starrte auf sie herab, mit schwarzen Augen und so weißen Haaren, dass es aussah wie ein Schwarz-Weiß-Negativ. An der linken Seite der Kehle, knapp oberhalb des Mantelkragens schimmerte eine spiralförmige schwarze Rune.
    »Sie sind Valentin?«, flüsterte sie. »Aber ich dachte, dass Sie …«
    Der Stiefel drückte ihre Hand auf den Boden und zerquetschte ihr fast die Finger. Maia schrie vor Schmerz.
    »Ich habe dir eine Frage gestellt«, sagte der Mann. »Wie alt bist du?«
    »Wie alt ich bin?« Der Schmerz in ihrer Hand und der faulige Geruch von Müll, der um sie herumwaberte, bewirkten, dass ihr speiübel wurde. »Du kannst mich mal!«
    Ein Lichtstrahl schoss zwischen seinen Fingern hervor, den er so blitzartig nach unten richtete und ihr quer über das Gesicht zog, dass sie gar nicht mehr die Zeit hatte zurückzuzucken. Ein heißer Schmerz brannte sich in ihre Haut, und als sie die Hand hochriss und auf ihre Wange drückte, spürte sie Blut zwischen ihren Fingern hindurchsickern.
    »So«, sagte Valentin im gleichen präzisen und kultivierten Ton, »wie alt bist du?«
    »Fünfzehn. Ich bin fünfzehn.«
    Sie spürte förmlich, wie er lächelte. »Perfekt.«
     
    Nachdem sie wieder im Institut eingetroffen waren, führte die Inquisitorin Jace von den Lightwoods fort und die Treppe hinauf in den Fechtsaal. Als Jace sich in den hohen Spiegelflächen sah, die sich auf beiden Seiten des Raums entlang der gesamten Länge erstreckten, erstarrte er vor Schreck. Er hatte seit Tagen keinen Blick auf sich selbst geworfen und die vergangene Nacht hatte ihn besonders mitgenommen. Seine Augen lagen tief in den Höhlen, sein T-Shirt war mit getrocknetem Blut und Schlamm vom Ufer des East River bedeckt und sein Gesicht wirkte blass und ausgemergelt.
    »Bewunderst du dich selbst?«, schnitt die Stimme der Inquisitorin durch seine Gedanken. »Wenn der Rat mit dir fertig ist, wirst du nicht mehr so gut aussehen.«
    »Mein Äußeres scheint Sie ja wirklich zu faszinieren.« Jace wandte sich vom Spiegel ab. »Wäre es möglich, dass Sie all das hier veranstalten, weil Sie sich zu mir hingezogen fühlen?«
    »Mach dich nicht lächerlich.« Die Inquisitorin nahm vier lange Metallklingen aus der grauen Tasche an ihrer Hüfte – Engelsschwerter. »Du könntest mein Sohn sein.«
    »Stephen.« Jace erinnerte sich an Lukes Worte. »So hieß er doch, oder?«
    Die Inquisitorin wirbelte zu ihm herum. Ihre Hände, in denen sie die Waffen hielt, zitterten vor Wut. »Wage es ja nicht, seinen Namen noch mal in den Mund zu nehmen!«
    Einen Moment lang fragte Jace sich, ob sie ihn vielleicht wirklich töten wollte, und schwieg, während sie mühsam versuchte, die Beherrschung zurückzugewinnen. Ohne ihn anzusehen, zeigte sie mit einer der Klingen auf die Mitte des Fechtsaals. »Stell dich dorthin.«
    Jace gehorchte. Obwohl er sich bemühte, nicht in die Spiegel zu schauen, konnte er aus den Augenwinkeln seine eigene Reflexion darin erkennen – und die der Inquisitorin. Die Spiegelflächen reflektierten ihre Abbilder, bis eine unendliche Zahl von Inquisitorinnen eine unendliche Zahl von Jaces

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