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Chroniken der Unterwelt Bd. 2 City of Ashes

Chroniken der Unterwelt Bd. 2 City of Ashes

Titel: Chroniken der Unterwelt Bd. 2 City of Ashes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cassandra Clare
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besorgen dir neue«, sagte Clary mit größerer Zuversicht, als sie selbst empfand. Vermutlich würde sie jederzeit auf Magnus’ freundlichen Lieferanten von frischem Lammblut zurückgreifen können, aber die ganze Geschichte bereitete ihr Magenschmerzen. »Hör mal, Simon: Luke denkt, du solltest es deiner Mom erzählen. Du kannst es doch nicht ewig vor ihr verstecken.«
    »Aber ich kann es verdammt noch mal versuchen.«
    »Denk doch mal an Luke«, sagte Clary verzweifelt. »Du kannst immer noch ein normales Leben führen.«
    »Und was ist mit uns? Möchtest du einen Vampir zum Freund?« Er lachte bitter. »Ich sehe schon jede Menge romantische Picknicke am Strand vor uns: Du trinkst als Cocktail eine Errötende Jungfrau und ich trinke das Blut einer errötenden Jungfrau.«
    »Betrachte es doch mal als eine Art Behinderung«, drängte Clary. »Du musst einfach nur lernen, wie du dein Leben damit gestalten kannst. Das machen viele Menschen so.«
    »Ich bin mir nicht so sicher, ob ich noch als Mensch gelte. Jedenfalls nicht mehr.«
    »Für mich bist du das aber«, erwiderte Clary. »Außerdem ist das Dasein als Mensch sowieso überbewertet.«
    »Wenigstens kann Jace mich jetzt nicht mehr Irdischer nennen. Was hast du da?«, fragte er, als er die Broschüre bemerkte, die sie noch immer aufgerollt in ihrer linken Hand hielt.
    »Ach, das hier?« Clary hob die Broschüre hoch. »Wie oute ich mich gegenüber meinen Eltern.«
    Simon starrte sie mit großen Augen an. »Gibt es irgendetwas, was du mir erzählen möchtest?«
    »Das ist nicht für mich – sondern für dich«, konterte Clary und drückte ihm das Heft in die Hand.
    »Gegenüber meiner Mutter brauche ich mich nicht zu outen«, sagte Simon. »Die denkt sowieso, dass ich schwul bin, weil ich mich nicht für Sport interessiere und noch keine richtige Freundin gehabt habe. Jedenfalls nicht, dass sie wüsste.«
    »Aber du musst dich als Vampir outen«, beharrte Clary. »Luke meinte, du könntest vielleicht eine der vorgeschlagenen Ansprachen in der Broschüre verwenden, nur mit dem Unterschied, dass du ›Untoter‹ sagst statt …«
    »Ich hab schon verstanden!« Simon schlug das Heft auf. »Also gut, du bist jetzt mal mein Testpublikum.« Er räusperte sich. »Mom. Ich muss dir etwas Wichtiges sagen. Ich bin ein Untoter. Ich weiß, dass du möglicherweise eine vorgefasste Meinung über Untote hast. Und ich weiß auch, die Vorstellung, dass ich ein Untoter bin, behagt dir möglicherweise nicht. Aber ich bin hier, um dir zu erklären, dass die Untoten genau wie du und ich sind.« Simon hielt einen Moment inne. »Na ja, wahrscheinlich eher wie ich als wie du.«
    »SIMON.«
    »Okay, okay.« Er fuhr fort: »Als Erstes solltest du wissen, dass ich noch der gleiche Mensch bin wie zuvor. Untot zu sein, ist nicht das Wichtigste an mir. Es ist lediglich ein Teil von der Person, die ich nun mal bin. Und das Zweite, was du wissen solltest: Es handelt sich nicht um eine willkürliche Entscheidung. Ich wurde so geboren.« Simon warf Clary über die Broschüre hinweg einen Blick zu. »’tschuldigung, so wiedergeboren .«
    Clary seufzte. »Du gibst dir keine Mühe.«
    »Wenigstens kann ich ihr sagen, dass du mich auf einem jüdischen Friedhof beerdigt hast«, sagte Simon und warf die Broschüre auf den Tisch. »Vielleicht sollte ich ganz klein anfangen … und es erst mal meiner Schwester sagen.«
    »Wenn du willst, komme ich mit. Vielleicht kann ich dir ja helfen, es ihnen beizubringen.«
    Überrascht schaute er auf und Clary bemerkte die Risse in seiner Rüstung aus bitterem Humor, die er sich zugelegt hatte, und die darunterliegende Furcht. »Das würdest du tun?«
    »Ich …«, setzte Clary an, wurde aber plötzlich von einem ohrenbetäubenden Reifenquietschen und dem Klirren von zersplitterndem Glas unterbrochen. Sie sprang vom Sofa und rannte zum Fenster, dicht gefolgt von Simon. Hastig riss sie den Vorhang beiseite und starrte hinaus.
    Lukes Pick-up stand quer auf dem Rasen; der Motor lief noch und schwarze Streifen von verbranntem Gummi zogen sich über den Gehweg. Einer der Scheinwerfer leuchtete hell, während der andere zersprungen war; ein dunkler Fleck erstreckte sich über den Kühlergrill – und irgendeine gekrümmte weiße und reglose Gestalt lag unter den Vorderreifen. Galle stieg in Clarys Kehle auf. Hatte Luke jemanden überfahren? Nein … Ungeduldig wischte sie den Zauberglanz aus ihrem Sichtfeld, so als würde sie Schmutz von einer Fensterscheibe wischen.

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