Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ciao, Don Camillo

Ciao, Don Camillo

Titel: Ciao, Don Camillo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giovanni Guareschi
Vom Netzwerk:
letzte war gerade jene, die Emporio wenige Stunden vorher im Saal unterbrechen mußte: »Celeste Aida«.
    Als er an jene hohe Stelle kam, wo der Mißton losgegangen war, sprang seine Stimme los, um jene Note zu entern, die vielleicht niemand bislang auch nur streifen konnte, und er faßte sie fest am hohen Stiel und pflückte sie wie eine Blume, und wie eine Blume legte er sie vor den staubigen Rolladen mit der verblaßten Aufschrift: GIOSUE BIGATTI & SOHN (EMPORIO – (WARENHAUS) Haushaltsartikel
    Dann kehrte Emporio Pitacio in seinen großen Wagen zurück und verschwand. Niemand atmete, die Jalousien schlossen sich leise, und Don Camillo, der auch aufgestanden war, um zuzuhören, ging wieder zu Bett und flüsterte:
    »Herr Jesus, macht, daß die Seelen seiner Eltern ihn gehört haben.«

Dreifach konzentriert
    Alles ließ damals vermuten, daß es auch für die Tomaten ein außergewöhnliches Jahr werden sollte. Doch es fing eines schönen Tages zu regnen an und hörte nicht mehr auf, und die Tomaten, die gerade reiften und nur Sonne benötigten, schrumpften somit und hingen traurig zu Boden.
    Cometti biß sich in die Hände, als er die ersten Ladungen Tomaten in die Fabrik kommen sah. Cometti war ein anständiger Kerl, der lieber, als wertlosen Dreck zu verpacken, großen Schaden erleiden wollte: Er konnte dieses Zeug einfach nicht in die Dosen stecken und gab die Anordnung, eine strenge Auswahl zu treffen. Es blieb ihm recht wenig übrig, und als die Tomaten verarbeitet waren, kam ihm das Heulen. »Dieses Zeug zu verpacken, dafür sind die Dosen und der gute Ruf zu schade«, sagte er zum Abteilungsleiter. »Wenn sich die Ernte bessert, dann werden wir mit den neuen Produkten die alten in Ordnung bringen. Wenn die Ernte so weitergeht, werden wir alles wegwerfen, die alten und die neuen Tomaten.«
    Die Bovara-Fabrik war klein, arbeitete jedoch besser als alle anderen, und das dreifache Konzentrat »Drei Herzen« genoß das volle Vertrauen einer anhänglichen und deshalb wählerischen Stammkundschaft. Cometti konnte deshalb nicht mogeln und erlebte in jenem Jahr die schlimmsten Tage seines Lebens.
    Um vier Uhr morgens saß er schon im Auto und mühte sich den ganzen Tag bis zum letzten Sonnenstrahl ab, um von einem Gut zum anderen zu fahren und die Tomaten auf den Feldern zu begutachten. Wenn die Tage aus vierundzwanzigtausend Stunden bestanden hätten, dann hätte Cometti die Tomaten Pflanze für Pflanze kontrolliert, denn er glaubte, daß eine Tomate allein durch die Tatsache, vom Besitzer der Fabrik angesehen zu werden, nicht anders konnte, als sich zu verbessern. Der Cometti war nämlich der Meinung, daß sein Augenlicht der Tomate jene Wärme geben würde, die ihr die Sonne verweigerte.
    Außer den Tomaten mußte man dann auch die Bauern kontrollieren. Das waren alles brave, anständige Leute, die aber, wenn es um Geld ging, alle Vernunft verloren. Und Cometti wußte aus Erfahrung, daß dies gerade ein kritischer Moment war.
    Wenn die Tomatenernte schlecht ist, dann möchten alle Konservenfabriken gesunde Früchte, um das Produkt aufzubessern, das aus den schlechten Früchten gewonnen wurde. Deshalb zahlen sie jede Summe für gute Tomaten, und der Bauer, der vertraglich an die Fabrik X gebunden ist, versucht, die minderen Tomaten an die Fabrik X abzuliefern und heimlich die ausgewählten Früchte an eine andere Fabrik zu verkaufen. In der kritischen Phase der Tomaten fahren nachts in den Nebenstraßen der Bassa geheimnisvolle Lastwagen, die plötzlich in einen Feldweg einbiegen und in den Äckern verschwinden, um dann an jene Stellen zu gelangen, wo sie Leute erwarten, die dann die Kisten voll Tomaten aufladen. Und wenn dann die Schmuggelware geladen ist, fahren die Lastwagen weiter und verlieren sich im Dunkel.
    Cometti hielt die Augen weit offen, und als der kritische Moment gekommen war, bemerkte er es sofort: Die Tomaten auf den Feldern zeigten deutliche Spuren einer Verbesserung, wenn man dann aber die Produkte ansah, die in die Fabrik kamen, schien alles gleichgeblieben zu sein. Er fuhr auch nachts und schickte zwei Feldhüter herum, und so konnte er einige verräterische Bauern auf frischer Tat ertappen und große Ladungen ausgewählter Früchte sicherstellen, die schon zur Übersiedlung bereit waren.
    Damit gelang es ihm, so manches Leck seines Bootes zu schließen, aber nicht jedes. Und ein solches offenes Leck war natürlich das von Filotti. Filotti war der wichtigste Bauer, und wie sehr auch Cometti

Weitere Kostenlose Bücher