Codename Tesseract - Wood, T: Codename Tesseract - The Killer
mit den Schultern. Seine Miene verriet nicht das Geringste, so, wie er es gelernt hatte. »Ein bisschen etwas von beidem.«
Der Führer des SVR wandte sich ihm ganz zu und lächelte. »Ich habe mich ausführlich mit Ihrer Akte beschäftigt. Sehr beeindruckend. «
»Vielen Dank, Sir.«
»Sie brauchen sich nicht für etwas zu bedanken, was so offensichtlich ist wie mein Bauchumfang.«
Aniskowatsch wusste, dass Prudnikow auf ein Lächeln spekulierte, und enttäuschte ihn nicht.
»Sie haben bereits eine bemerkenswerte Karriere hinter sich«, fuhr Prudnikow fort. »Sie machen unsere Organisation und unser Land stolz.« Er legte eine kurze Pause ein. »Ich sehe, dass Sie ein ambitionierter Mann sind.«
»Ja.«
»Eines Tages wollen Sie meinen Posten erben.«
Aniskowatsch nickte. »Selbstverständlich.«
Prudnikow lächelte. »Ambition kann eine sehr positive Gabe sein, sie macht uns hungrig nach Erfolg, nach Siegen.« Er hielt inne. »Sie kann uns aber auch behindern, vielleicht sogar gefährlich werden, wenn sie unklug eingesetzt wird.«
»Es wird noch zehn Jahre dauern, bevor ich mir ernsthaft Hoffnungen auf die Führung des SVR machen kann«, erwiderte Aniskowatsch. »Im Moment bin ich keine Bedrohung für Sie.«
»Woher wollen Sie wissen, dass ich bis dahin schon im Ruhestand bin?«
Aniskowatsch wusste aus zuverlässiger Quelle, dass Prudnikow mit einem Loch im Herzen lebte. In zehn Jahren würde er gar nicht mehr am Leben sein, von der Führung des SVR ganz zu schweigen. »Gar nicht, Sir«, log Aniskowatsch. »Ich weiß nur, dass Sie, wenn Sie mich als potenzielle Bedrohung betrachten würden, mich nicht hierhergeholt und mich auf Ihre Bedenken aufmerksam gemacht hätten.«
»Und wieso nicht?«
»Wenn Sie meine Karriere sabotieren und mich am Fortkommen hindern wollten, dann ließe sich das sehr viel einfacher bewerkstelligen, wenn ich nicht weiß, dass Sie dahinterstecken. Und Sie sind zu gerissen, um nicht so zu verfahren.«
Aniskowatsch wusste, dass er das Kompliment so untergebracht
hatte, dass es nicht allzu offensichtlich war, und Prudnikow nickte feierlich. »Sehr gut. Aber warum habe ich Sie dann hierherbestellt?«
»Ich habe keine Ahnung.«
»Und wenn Sie raten müssten?«
»Ich rate grundsätzlich nicht.« Er blickte sich um. »Aber angesichts der Tatsache, dass wir hier bei Ihnen zu Hause sind und nicht in der Zentrale, gehe ich davon aus, dass Sie entweder meine Hilfe in einer Sache benötigen, die Sie nicht einmal Ihren engsten Mitarbeitern anvertrauen können, oder aber dass Sie sich in meiner Gesellschaft einfach wohlfühlen. Und falls meine Einladung zu Ihrer Party nicht in der Post verloren gegangen ist, dürfte die zweite Möglichkeit ausscheiden.«
»Das ist die Party meiner Frau.« Prudnikow lachte. »Ich habe Sie richtig eingeschätzt, das ist mir jetzt schon klar. Sie haben durchaus recht. Ich möchte, dass Sie etwas für mich erledigen, was allerhöchste Verschwiegenheit erfordert. Eine außerordentlich delikate Angelegenheit, die ich ganz alleine Ihnen anvertrauen kann.«
Aniskowatsch nippte an seinem Brandy und wartete, dass Prudnikow fortfuhr.
»Ich bin da auf etwas aufmerksam geworden, auf etwas, wofür Sie ganz besonders geeignet sind.« Prudnikow legte eine theatralische Pause ein. »Sie erinnern sich noch an die Umstände von General Banarows Ableben?«
Aniskowatsch spürte seinen Puls schneller schlagen. »Ja.«
»Und die waren?«
»Er hat sich angeblich schwer betrunken in den Kopf geschossen. «
»Aber Sie haben das nicht geglaubt.«
»Ich habe geglaubt, dass er ermordet wurde.«
»Sie haben geglaubt?«
»Ich glaube«, korrigierte sich Aniskowatsch.
»Aber den Mörder haben Sie nie gefasst.«
Aniskowatsch holte Luft. »Nein.«
»Warum nicht?«
»Zunächst sprach wirklich alles für einen Selbstmord, und es gab niemanden, der diese Theorie infrage gestellt hat. Erst später habe ich erfahren, dass sich in der Woche, in der Banarow gestorben ist, ein professioneller Attentäter in der Gegend aufgehalten hat. Es gibt keine direkten Hinweise auf seine Beteiligung, aber Banarow hatte sich etliche Feinde gemacht und galt nicht als selbstmordgefährdet. Ich habe ein paar Erkundigungen angestellt, doch da es sich um eine innerstaatliche Angelegenheit handelt, konnte ich die Sache nicht eingehender untersuchen. Der FSB war an meiner Theorie nicht interessiert.«
»Aber Sie haben trotzdem Nachforschungen angestellt, nicht wahr?«
»So gut es mir möglich war.
Weitere Kostenlose Bücher