Codename Tesseract - Wood, T: Codename Tesseract - The Killer
Nachrichtendienst ja schlecht auf die Nase binden. Der würde sofort nach dem Inhalt des Sticks fragen, um sich im Anschluss an die Antwort selbst auf die Suche zu begeben.
Er setzte sich in seinen Mietwagen und fuhr zurück zum Hotel. Zwei lange Tage lagen hinter ihm, und die Anstrengung war dem Gesicht, das ihn aus dem Badezimmerspiegel anstarrte, deutlich anzusehen. Er musste noch einen Bericht mit den
neuesten Ergebnissen nach Langley schicken, aber bevor er damit anfing, brauchte er eine Stunde Schlaf.
Seine Erkenntnisse ließen sich im besten Fall als bescheiden bezeichnen. Ein Mann, auf den die Beschreibung des Attentäters zutraf, war von einem Hausbewohner eingelassen worden. Es gab keinen Hinweis darauf, dass Ozols’ Mörder in Swjatoslaws Wohnung gewesen war oder irgendetwas mitgenommen hatte, doch das war für Alvarez keine große Überraschung. Im Augenblick wurden alle finanziellen Unterlagen Swjatoslaws sowie seine Telefonlisten zusammengestellt, und Alvarez war nicht gerade angetan von der Aussicht, dass er das ganze Material demnächst durchgehen musste.
Der Nachbar, ein gewisser Eichberg, hatte ihnen noch eine Beschreibung geliefert und sich mit einem Phantomzeichner getroffen. Der Attentäter hatte sich den Bart abrasiert und die Haare geschnitten, und das, was an äußeren Kennzeichen übrig geblieben war, passte eigentlich auf jeden Beliebigen. Der Kerl hätte doch wenigstens so viel Anstand besitzen und eine große Nase oder ein Grübchen im Kinn haben können, dachte Alvarez bitter.
Sämtliche deutschen Polizeikräfte hatten eine Skizze des Mannes bekommen, aber Alvarez wusste, dass der Killer nicht im Land geblieben war. Höchstwahrscheinlich war er schon bei Alvarez’ Ankunft in München längst wieder über alle Berge gewesen. Darum wurden auch alle Überwachungsaufnahmen an Flughäfen und Bahnhöfen überprüft.
Alvarez holte seinen Haarschneider aus dem Koffer und fuhr sich einmal über den Schädel. Anschließend stellte er sich kurz unter die heiße Dusche und legte sich anschließend ins Bett, konnte aber nicht einschlafen. Vor ein paar Jahren hätte er in diesem Fall einfach zum Telefon gegriffen und Jennifer angerufen, aber jetzt hatte er gar niemanden mehr, den er anrufen konnte. Er hielt alle anderen ganz automatisch auf Armeslänge von sich fern, und selbst in den wenigen Fällen, wo er wenigstens
die Ellbogen anwinkelte, war der Abstand meist immer noch größer als die Arme der anderen lang.
Manche Frauen schienen es als Herausforderung zu empfinden, ihm nahezukommen, aber früher oder später erkannten sie, dass sie das sowieso nicht schaffen konnten, und machten sich aus dem Staub. Im Regelfall früher, in Jennifers Fall etwas später. Vielleicht konnte er ja auch mit Christopher reden, aber ein Gespräch mit seinem Sohn war schwierig, weil er ihn so selten sah und der Kleine einen anderen Daddy nannte.
Das Telefon auf dem Sideboard klingelte, und Alvarez wachte auf. Er sprang aus dem Bett und nahm den Hörer ab. Sein Blick auf den Wecker verriet, dass er nur wenige Minuten geschlafen hatte.
»Hallo?«
»Mr. Alvarez, hier spricht Jens Luitger vom BKA. Wir sind uns ja vorhin schon begegnet.«
Das Bundeskriminalamt war das deutsche FBI und Luitger ein hochrangiger und namhafter BKA-Offizier. In der kurzen Zeit, in der Alvarez ihn erlebt hatte, hatte er sich als ungemein kompetent erwiesen. Sein Englisch war perfekt, und nur gelegentlich war der Hauch eines Akzents zu hören.
»Hallo«, erwiderte Alvarez. »Wie geht’s?«
»Gut«, antwortete Luitger. »Und ich habe gute Neuigkeiten. Wir haben versucht, alle ein- oder ausreisenden Männer, auf die Herrn Eichbergs Beschreibung zutrifft, zu erfassen, aber die Zahl ist immer noch viel zu groß, als dass wir damit etwas anfangen könnten. Trotzdem habe ich ein paar Leute damit beauftragt, die Reisepässe aller allein reisenden Männer zwischen dreißig und vierzig noch einmal zu überprüfen, und ich glaube, wir haben Glück gehabt. Gestern hat ein britischer Staatsangehöriger namens Alan Flynn einen Flug von Berlin nach Prag gebucht. Das ist insofern seltsam, als Alan Flynn sich im Augenblick in einer streng bewachten psychiatrischen Klinik in Nordengland aufhält. Außerdem entspricht der Mann, der Alan Flynns Reisepass benutzt, der Beschreibung des Gesuchten.«
Zum zweiten Mal eine britische Identität, dachte Alvarez. »Wie sicher sind Sie sich?«
»Absolut sicher.«
Alvarez meinte, einen leichten Unterton in
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